Silberband 001 - Die Dritte Macht
geworden. Wir sind zu einer
Einheit gekommen, die ich als Beginn einer Koalition zwischen den Großmächten bezeichnen möchte.
Wir stehen in unserer Gesamtheit gegen einen Mann. Das, und nur das sind die wichtigen Tatsachen,
die wir hier zu berücksichtigen haben. Die Fragen nach jenen Dingen, die auf dem Mond zweifellos
geschehen sind, haben uns wochenlang beschäftigt. Rhodans Angaben sind Ihnen bekannt. Sie haben
den Funksprechverkehr zwischen dem amerikanischen Department of Space und Major Rhodan abgehört.
Demnach bleibt Rhodan bei seiner Behauptung, er hätte auf dem Mond das verlassene Erbe einer weit
überlegenen Zivilisation entdeckt, was er sich im Interesse der Menschheit angeeignet hätte. Er
lehnt es ab, die Entdeckungen einer irdischen Regierung auszuliefern. Im streng rechtlichen Sinn
hat sich Rhodan damit der Fahnenflucht und des Hochverrats schuldig gemacht. Die gewohnten
Maßstäbe unserer Rechtsprechung können hier jedoch nicht mehr angewandt werden, zumal Perry
Rhodan Rang und Staatsbürgerschaft abgelegt hat. Er ist demnach staatenlos, nennt sich
›Weltbürger‹ und lehnt irdische Gerichte als für ihn nicht zuständig ab.«
»Eine juristisch unhaltbare Situation!« fuhr Kosselow auf.
»Selbstverständlich«, bestätigte Mercant. »Mehr als das. Sie ist völlig verworren. Darüber zu
urteilen haben wir aber noch Zeit, wenn wir praktisch gegen Rhodan vorgehen können. Vorläufig
bleiben nur die Worte, die in unserer Situation fruchtlos sind. Beschäftigen wir uns also mit den
Tatsachen.«
Mercant setzte sich. Eine große Bildfläche leuchtete auf. Der Start des bemannten Mondschiffs
STARDUST wurde vorgeführt.
Die Fernsehberichte des Schiffes liefen über den Schirm. Schließlich kamen die
Landungsvorbereitungen mit Aufnahmen der Bordapparatur. Die Bilder der bemannten Weltraumstation
FREEDOM I wurden eingeblendet. Es waren Telefilme und Relief-Aufzeichnungen der
Infrarotortung. Rhodans letzte Funkmeldung klang auf. Dann kam das schrille Pfeifen der
Warnautomatik und das helle Zirpen des gemorsten Notrufs QQRXQ. Die Robot-Selbstlenkautomatik der
STARDUST meldete den Ausfall der Fernsteuerung. Letzte Aufnahmen zeigten, daß die Rakete im
steilen Fall auf die Mondoberfläche stürzte. Schließlich verschwand der Körper hinter der polaren
Mondkrümmung des Trabanten.
Mercant ließ abschalten.
»Das waren die Vorbereitungen und der Absturz«, führte er an. »Bis dahin war alles klar. Wir
glaubten an einen Unfall. Andere Leute sprachen von Sabotage. Fest steht, daß die STARDUST
urplötzlich nicht mehr auf die Fernlenkimpulse reagierte, obwohl ihre Empfänger völlig in Ordnung
waren. Das beweist die Rückkehr des Schiffes. Insoweit ist das elektronische Rechengehirn zu
unantastbaren Endergebnissen gekommen. Hören Sie nun die von unseren Technikern übersetzten
Symbole der anderen Enddaten in Kurzform. Daraus geht einwandfrei hervor, daß Perry Rhodan nicht
allein steht. Hinter ihm gibt es etwas Unbekanntes, etwas Erschreckendes. Daher, meine Herren,
ist es vorläufig sinnlos, mit juristischen Schachzügen über Recht oder Unrecht zu kommen. Hier
geht es darum, wer die eigentliche Macht besitzt. Liegt sie bei Rhodan, bleibt uns keine andere
Wahl, als mit einem süßsauren Lächeln an den alten Spruch zu denken, wonach der Stärkere immer
recht hat. Sind wir uns darüber einig?«
Kosselow hatte es längst anerkannt. Die Vertreter der Asiatischen Föderation legten erregt
Protest ein. Mercant blieb keine andere Wahl, als hilflos die Schultern zu heben.
»Mr. Mao-Tsen, wir sind gern bereit, Ihre Erregung zu akzeptieren, jedoch liegt es nicht in
unserer Kraft, entscheidende Schritte gegen Rhodans unberechtigtes Eindringen in Ihr Territorium
zu unternehmen. Sie haben Ihre Elitedivisionen aufgeboten, dazu Ihre modernsten Waffen. Was ist
der Erfolg? Sie verfeuern Millionenwerte gegen eine unzerstörbare Energiemauer. Rhodan rührt
keinen Finger. Das bedeutet nach den Gesetzen der Logik, daß er sich unantastbar fühlt. Geben Sie
es auf und begnügen Sie sich mit einer hermetischen Abriegelung des Landegebiets. Ich werde Ihnen
beweisen, daß das wahre Übel auf dem Mond liegt. Rhodan scheint eine untergeordnete Figur in
einem großen Spiel zu sein.«
Damit hatte Allan D. Mercant in indirekter Form das ausgedrückt, was Rhodan in hellsichtiger
Klarheit als unumgänglich ansah. Mercant sagte entschieden:
»Das Übel bei der Wurzel packen bedeutet, daß
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