Silberband 002 - Das Mutantenkorps
selbst noch keine Ahnung. Halten Sie die Augen offen.«
Er rannte über den Landeplatz auf den bereits wartenden Hubschrauber zu.
Zutiefst beunruhigt blickte Freyt der davonfliegenden Maschine nach. Ganz im Gegensatz zu den überwältigenden Einrichtungen im Gebiet der Dritten Macht stammte der Hubschrauber aus irdischer Fabrikation.
Weit hinten sah Freyt den leuchtenden Energieschirm der Kuppel in sich zusammenfallen. Es dauerte nur eine knappe Sekunde, dann wölbte sich die Glocke erneut in den blauen Himmel der Wüste Gobi.
Rhodan landete auf dem Flugschrauberdach des Regierungsgebäudes. Roboter salutierten, was Rhodan mit einem ironischen Lächeln quittierte.
Außer den Robotern war nur ein Mensch zum Empfang erschienen. Rhodan legte keinen Wert auf ein großartiges Zeremoniell. Der dunkelhaarige Mann mit dem schmalen Gesicht trug ebenfalls die neue Uniform der Dritten Macht. Auf der linken Brustseite glänzte ein seltsames Symbol, das bei näherer Betrachtung ein von einer strahlenden Aureole umfaßtes Gehirn darstellte.
Der Mutant John Marshall wartete ab, bis ihn Rhodans Blick traf. Er fühlte instinktiv, wie es in dem großen Mann arbeitete. Fast war ihm, als zögerte Rhodan den Eintritt in die Kommandozentrale des Palastes hinaus.
»Hallo, Marshall! Was macht die Gedankenleserei?«
»Bei Ihnen gelingt es mir noch immer nicht«, meinte der Telepath. »Sie werden erwartet. Bully ist außer sich. In etwa fünfzehn Minuten kommen die Abgesandten der Geheimdienste an. Wir wissen nicht, wie sich die Sache eigentlich entwickeln soll.«
Rhodan trat wortlos ins strahlende Feld des Antigravitationsliftes. Schwerelos trieben sie nach unten.
Marshall sann darüber nach, wie sich Rhodan in dieser Situation verhalten mochte. Im Gegensatz zur Tollhausatmosphäre innerhalb des Regierungsgebäudes schien er die Ruhe in Person zu sein. Marshall tastete behutsam nach dem Gedankeninhalt des hageren Mannes. Rhodans Haare waren schweißverklebt. Er trug noch immer den leichten Raumanzug.
»Lassen Sie es sein, Marshall«, klang die dunkle Stimme auf. »Sie stoßen gegen eine Mauer. Haben Sie General Pounder getestet?«
Marshall verzog das Gesicht. Plötzlicher Unmut glomm in den dunklen Augen auf.
»Er hält uns für Monstren«, grollte er. »Verschiedene Leute scheinen nicht begreifen zu wollen, daß wir, die besagten Monstren, nur durch unverantwortliche Atomversuche entstanden sind.«
Rhodan gab ernst zurück: »Hören Sie, John, Sie sollten sich über Begriffe wie Monstren und dergleichen nicht aufregen. Denken Sie einmal darüber nach, wie Ihre PSI-Fähigkeiten auf einen normalen Menschen wirken müssen. Ich … nanu, die GOOD HOPE kommt zurück?«
Rhodan sprang im nächsten Stockwerk aus dem Lift. Das schwere Dröhnen des landenden Raumschiffs war nicht zu überhören.
»Thora hält es für ratsam, das große Schiff einstweilen unter der Energiekuppel zu lassen«, erklärte Marshall. »Bully blockiert sein Gehirn. Ich habe nicht erfahren können, was er über die Sache denkt. Ich weiß noch nicht einmal, was überhaupt geschehen ist.«
Rhodan blickte zu dem schweren Schott aus Arkonstahl hinüber. Zwei Kampfroboter mit schußbereiten Energiewaffen standen vor dem einzigen Zugang zur Kommandozentrale.
»Die Erde ist noch viel zu schwach, um einer angreifenden galaktischen Großmacht die Stirn bieten zu können«, sagte Rhodan und gab Marshall damit den entscheidenden Hinweis. »Mit unseren Raumjägern werden wir einer echten Flotte grenzenlos unterlegen sein. Kommen Sie!«
20.
Sie gab sich kühl und beherrscht, aber ob sie tatsächlich ihre Nerven in der Gewalt hatte, war fraglich.
Thora, die Arkonidin, war sich ihrer Abstammung wieder einmal bewußt geworden. Ihre Haltung wirkte steif, mehr verkrampft als betont würdevoll.
So beobachtete sie schweigend die hastenden Menschen inmitten der Kommandozentrale.
Rhodan hatte darauf verzichtet, diesen wichtigsten Punkt der Dritten Macht unter die sichere Erde zu verlegen. Wenn der Schutzschirm zusammenbrach, gleichgültig unter welchen Gewalteinwirkungen, halfen auch Tiefbunker nichts.
Thoras schönes Gesicht, das keine Deutung ihres wahren Alters zuließ, glich einer ausdruckslosen Maske. Sie hatte ihre Forderungen gestellt. Es kam nun auf Perry Rhodan an, inwiefern er bereit war, diese Forderungen zu erfüllen.
Sie fühlte sich nicht wohl inmitten der hastenden, planenden und heftig diskutierenden Menschen. Sie, der Sproß aus der herrschenden Dynastie
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