Silberband 002 - Das Mutantenkorps
des Arkonidenreichs, hatte mehr als einmal zu verstehen gegeben, daß sie die Menschheit als unterentwickelt ansah.
Ihr Blick wanderte hinüber zum Gründer jenes irdischen Miniaturstaats, den man die Dritte Macht nannte.
Ein bitterer Zug legte sich um ihre Lippen. Rhodan war zweifellos ein überragender Mensch, nachdem er durch die arkonidischen Hypno-Lehrmethoden das gesamte Wissen der Arkoniden erhalten hatte. Er war ein Mann, den nichts mehr überraschen konnte.
Eben darum – so war Thoras Meinung – hätte er weniger oft vergessen sollen, daß sein Wissen und Können letztlich von den Arkoniden stammte. Er hatte mit verblüffender Selbstverständlichkeit all das übernommen, wovon Menschen seiner Art dreieinhalb Jahre zuvor noch keine Ahnung hatten. Er jonglierte mit Urkräften und Unternehmen, die die Arkonidin als atemberaubend empfand. Wie dem auch war, sie war zu dem Trugschluß gekommen, daß Rhodan unter fast vier Milliarden Lebewesen seiner Art das einzig beachtenswerte Individuum sei.
Dunkler Zorn umwölkte ihre Stirn, als sie den Eifer ihres wissenschaftlichen Beraters und Artgenossen bemerkte.
Crest, führender Arkoniden-Wissenschaftler, schien erneut unter Rhodans Willenseinfluß zu geraten. Es war erstaunlich, wie sehr dieser Mensch den besten Kopf des Planeten Arkon beeinflußte.
Thora blieb abwartend im Hintergrund, versunken in ihre eigenartige Haßliebe zu dem Mann, dem sie einerseits alles gönnte und zum anderen alles verweigerte. Uferlose Empörung paarte sich mit weichen, spontan aufflackernden Gefühlen.
Auf den konkav gewölbten Bildflächen des positronischen Robotgehirns glühten und irrlichterten die Symbolgruppen der Endauswertung. Rhodan schaltete mit traumhafter Sicherheit. Er beherrschte eine Maschine, die in ihrer mechanischen Vollendung niemals auf die Befehle eines Menschen hätte reagieren dürfen. Dennoch tat sie es.
»Nummer hundertachtzehn, Strukturerschütterung«, klang die rauhe Stimme eines untersetzten, breitschultrigen Mannes durch den Raum.
Thora fuhr zusammen. Reginald Bull, ehemals Captain der US Space Force, zeigte auch jetzt seine sprichwörtliche Ruhe, die jedoch nur von Eingeweihten als solche empfunden wurde.
»Noch ein Sprung, die hundertneunzehnte Transition!« rief Bull. »Was nun?«
Sein Blick irrte zwischen Perry Rhodan und Crest umher. Rhodan erhob sich von dem drehbaren Sitz.
»Sie bleiben dabei, Crest?« fragte er bedächtig.
Der Arkonide zeigte Spuren von Erregung. Das geschah äußerst selten bei dem zurückhaltenden, liebenswürdigen Wissenschaftler. Rhodan ahnte, daß die Dritte Macht vor einem Wendepunkt stand. So fügte er zu seiner Frage hinzu:
»Mir scheint, die zweite Epoche unseres Wirkens ist soeben angebrochen. Denken Sie daran. Die Meldungen der Pluto-Robotstation beweisen einwandfrei, daß die von den Strukturtastern aufgenommenen Verschiebungen im Gebiet der Sonne Wega stattfinden. Es steht nun fest, daß dort zahllose Raumschiffe, aus dem Hyperraum kommend, ins Normaluniversum zurückkehren. Das bedeutet, daß unbekannte Lebewesen mit aller Energie dabei sind, das angenommene Planetensystem der Wega näher zu untersuchen. Bleiben Sie logisch, Crest! Ich schätze Ihren Verstand und Ihre Toleranz. Sie haben den Menschen und damit der Erde viel geholfen.«
»Dann richten Sie sich wenigstens einmal nach unseren Wünschen!« fiel Thora aus dem Hintergrund ein.
Die Ärzte Haggard und Manoli tauschten einen kurzen Blick.
Haggards Stirn war von scharfen Falten durchfurcht. Thora machte Schwierigkeiten.
»Ihre speziellen Wünsche waren bisher unerfüllbar«, wehrte Rhodan knapp ab. »Die galaktische Position der Erde muß unter allen Umständen geheim bleiben. Es genügt, daß vor drei Jahren der Zwischenfall mit den Individual-Verformern geschah. Crest, Sie sind mit Ihren Mutmaßungen auf dem falschen Weg!«
»Ich werde Sie nach wie vor bitten müssen, das Gebiet der Sonne Wega sofort anzufliegen«, beharrte Crest. »Meine Berechnungen weisen einwandfrei aus, daß es unter den Planeten des großen Sterns die von mir so dringend gesuchte Welt geben muß. Perry, richten Sie sich wenigstens einmal nach meinen Wünschen! Wir sind vor fast vier Jahren irdischer Zeitrechnung auf Ihrem Mond notgelandet. Es lag niemals in unserer Absicht. Ich bin in dieses abgelegene Gebiet der Galaxis gekommen, um hier nach einem Planeten zu suchen, dessen Bewohner das Geheimnis der biologischen Zellerhaltung kennen. Das bedeutet ewiges
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