Silberband 002 - Das Mutantenkorps
zu bekommen.
Deringhouse beherrschte durch ein kurzes Hypnotraining die Sprache des Landes einigermaßen, er konnte Ferronen verschiedener Stämme voneinander unterscheiden, und er traute sich sogar zu, die Rolle eines von ihnen leidlich gut zu spielen. Sich dieser Fähigkeiten entsinnend, kam er auf eine Idee.
Dieser Idee fiel ein harmloser Ferrone zum Opfer, der während seines Spazierganges von hinten her einen Schlag über den Kopf erhielt und sich splitternackt fand, als er wieder erwachte. Sein Erstaunen kannte keine Grenzen.
Deringhouse, nachdem er sich seines Raumanzugs entledigt und den Neutronenstrahler sowie die übrigen Kleinwaffen unter dem wallenden Gewand verborgen hatte, machte schleunigst, daß er aus der Nähe des Dorfes kam, in dem der Überfallene lebte, aber nachdem er mit knurrendem Magen fünfzehn Kilometer zwischen sich und dem Ort des Überfalls gebracht hatte, betrat er die nächste Straße, die den Wald durchzog, und blieb auf ihr mit dem festen Vorsatz, sich im Lauf der nächsten halben Stunde etwas zu essen zu besorgen – koste es, was es wolle.
Der Empfang war den Umständen angemessen grotesk.
Vor dem Transmitterkäfig, in dem sie alle der Reihe nach landeten, stand eine Horde buntgekleideter, stämmiger, großer Gesellen, die so finster dreinblickten, als wollten sie die Ankommenden sofort gefangennehmen.
Rhodan hielt den Thermostrahler in der Armbeuge, als er durch die Tür des Käfigs trat. Er sah sich um. Keiner der Wartenden machte Anstalten, ihm entgegenzukommen. Sie blieben, wo sie waren, und musterten ihn mit finsteren Blicken.
Rhodan wartete geduldig. Reginald Bull stand direkt hinter ihm.
»Um Himmels willen!« rief er. »Wo sind wir da hingeraten?«
Er sah an der Reihe der Sichas entlang und grinste sie an. Die Sichas regten sich nicht.
Dann kam Tako Kakuta. Er lächelte, wie er es immer zu tun pflegte. Die Sichas zeigten erste Spuren von Überraschung. Wahrscheinlich hatten sie noch nie ein Wesen mit Takos Hautfarbe gesehen.
»Wenn sie nicht bald den Mund aufmachen«, sagte Bull, »gehe ich wieder nach Hause.«
Der Transmitter spie die Ankommenden in ununterbrochener Reihenfolge aus. Ralf Marten stolperte durch die Tür, dicht hinter ihm der bullige Wuriu Sengu. Ein wenig träumerisch trat Marshall aus dem Käfig, und traurig wie immer kam Betty Toufry. Erst als Rhodan ihr aufmunternd zunickte, lächelte sie.
Das Erstaunen der Sichas wuchs, als sie das kleine Mädchen sahen.
»Wir kümmern uns nicht um sie«, schlug Rhodan vor. »Dort hinten scheint die Stadt zu sein. Gehen wir also!«
Die Transmitteraktion war noch nicht beendet. Aber was noch kam, die Robots eingeschlossen, würde den Vorausgegangenen leicht folgen können. Rhodan ging auf die Sichas zu, und als sie keine Anstalten machten, ihm auszuweichen, marschierte er um sie herum. Er war noch nicht ganz an dem letzten der Riesenkerle vorbei, da sagte in ferronischer Verkehrssprache eine tiefe Stimme hinter ihm:
»Sie sind uns alle willkommen!«
Rhodan blieb stehen und sah sich um. Einer der Sichas, ein alter Mann offenbar, denn seine Haare waren weiß, war aus der Reihe hervorgetreten und kam auf Rhodan zu. Er streckte ihm beide Hände entgegen, und Rhodan erwiderte die Geste zögernd.
»Ich bin Rhodan«, sagte er. »Und Sie?«
»Mein Name ist Kekéler. Sie haben von mir gehört.«
Rhodan bejahte.
In diesem Augenblick verkündete der Transmitter durch einen deutlich wahrnehmbaren Summton, daß die Aktion abgeschlossen und die Energiezufuhr der Sendestation abgeschaltet worden war. Rhodan überblickte seine kleine Streitmacht, und Kekéler folgte seinem Blick. Insgesamt waren es vierzig Mann – wenn man Menschen wie zum Beispiel die kleine Betty als ›Mann‹ rechnete – und fünfundvierzig Robots. Fünfundachtzig Kämpfer, die ausgezogen waren, um einem weitaus überlegenen Gegner das Leben schwerzumachen.
»Sie müssen ein tapferes Volk sein«, sagte Kekéler mit seiner angenehmen, tiefen Stimme, »wenn Sie sich getrauen, mit so wenigen in den Kampf zu ziehen.«
»Nun«, antwortete Rhodan prompt, »wir rechnen ein wenig mit Ihrer Hilfe.«
Es war ohne Zweifel wichtig, diese Frage sofort zu klären.
Kekéler machte ein Zeichen der Zustimmung.
»Das haben wir vor«, sagte er ernst. »Aber wir haben nur wenige brauchbare Waffen. Ich weiß nicht, ob wir Ihnen eine große Hilfe sein werden.«
Rhodan lächelte und winkte ab.
»Machen Sie sich um Waffen keine Sorgen. Damit können wir Sie
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