Silberband 002 - Das Mutantenkorps
ausrüsten.«
Kekélers Gesicht wurde um eine Spur freundlicher und zuversichtlicher.
»Dann«, dröhnte er, »dann sollen Sie sehen, daß wir ein kriegstüchtiges Volk sind!«
Als Deringhouse eine Straßengabelung erreichte, wo von der Landstraße eine kleinere abzweigte, die zu einer halb im Wald versteckten Ortschaft hinlief, kam ihm ein alter Mann entgegen. Er schien auf einem Spaziergang zu sein, und nach seiner Kleidung zu urteilen, war er nicht der Reichste von allen.
Deringhouse blieb stehen und sprach ihn an.
»Guten Tag, Alter! Ich bin ein hungriger Wanderer und wäre dir dankbar, wenn du mir sagen wolltest, wo ich etwas zu essen bekommen kann. Allerdings habe ich kein Geld.«
Der alte Mann lauschte blinzelnd seinen Worten, dann hob er den Kopf und sah ihn an.
»Du kommst von weit her, mein Sohn, nicht wahr?« fragte er.
»Ja«, antwortete Deringhouse, »von sehr weit.«
»Wie hast du es fertiggebracht, dem Feind nicht in die Hände zu fallen?«
Deringhouse zwang sich zu einem Lächeln.
»Wenn man geschickt ist …«, sagte er und ließ den Rest des Satzes offen.
Der Alte kniff plötzlich die Augen zusammen und sprudelte eine Reihe von Wörtern heraus, von denen Deringhouse kein einziges verstand. Er wußte, daß es im Ferronenreich eine ganze Reihe verschiedener Sprachen gab, jedoch bediente man sich meist der Einheits-Verkehrssprache. Diese hier verstand er auf jeden Fall nicht, und da es so aussah, als wolle der Alte ihn auf die Probe stellen, wurde er mißtrauisch.
»Ich verstehe kein Wort«, gab er zu.
Der Alte nickte.
»Wenn man so groß ist wie du, mein Sohn, müßte man ein Sicha sein«, erklärte er vieldeutig. »Aber du bist keiner. Du kommst wirklich von sehr weit her. Was wolltest du? Etwas zu essen?«
Deringhouse nickte verblüfft. Der Alte wandte sich um und zeigte auf das Dorf, zu dem die schmale Straße hinüberlief.
»Geh dorthin! Mein Sohn besitzt dort ein Rasthaus. Wenn du ihm sagst, Perk'la habe dich geschickt, dann wird er dir mehr geben, als du auf einmal essen kannst. Aber vergiß den Namen nicht: Perk'la!«
Deringhouse bedankte sich. Die Eindringlichkeit, mit der der Alte den Namen aussprach, machte ihn stutzig, und nachdem er davongegangen war, überlegte er sich, ob er nicht doch lieber seinen Hunger noch eine Weile ertragen solle, anstatt in eine Falle hineinzutappen. Aber schließlich mußte es nicht unbedingt eine Falle sein, und der Alte hatte einen freundlichen, vertrauenerweckenden Eindruck gemacht.
Es war um die Mittagszeit des achtunddreißigstündigen Ferroltages. Das weiße Licht der Sonne lag drückend über den Wiesen und Wäldern, und die hohe Feuchtigkeit der Luft trieb Schweiß auf Deringhouses Stirn.
Die Straßen des Dorfes waren leer.
Deringhouse stellte fest, daß er den Alten zu fragen vergessen hatte, wie das Rasthaus seines Sohnes hieß, aber diese Schwierigkeit erwies sich als überwindbar, es gab nämlich nur ein einziges Rasthaus. Deringhouse ließ die Tür vor sich aufspringen und trat in den Schankraum. Er sah aus wie der Speisesaal eines teuren Hotels. Es gab Tische aus schwarzem Plastikholz, saubere Tischtücher und bequeme Sessel.
Gäste gab es jedoch nicht.
Deringhouse setzte sich an einen Tisch und wartete, bis die Servoautomatik in der Mitte des Tisches aufklappte und ein Stück Schreibfolie mit einem Schreibstift zum Vorschein brachte.
»Ihre Wünsche, bitte«, sagte eine knarrende mechanische Stimme in ferronischer Verkehrssprache.
Deringhouse nahm das Blatt und schrieb darauf:
»Den Wirt, bitte. Mich schickt Perk'la.«
Das Blatt und den Stift legte er wieder in das kleine Fach der Automatik und sagte:
»Danke!«
Daraufhin schloß sich das Gerät, summte eine Weile und war dann still. Deringhouse hörte plötzlich Schritte hinter sich. Er sah nicht auf, bevor ihn jemand ansprach:
»Sind Sie der Mann, den Perk'la geschickt hat?«
Deringhouse hob den Kopf und sah einen kleinen, aber breitschultrigen Ferronen an, der neben seinem Tisch stand.
»Wie Sie sehen«, antwortete er. »Oder ist hier noch jemand?«
Der Mann entschuldigte sich.
»Ich bin ein wenig durcheinander. Wissen Sie, es kommt nicht sehr oft vor, daß Perk'la jemanden herschickt.«
Deringhouse lachte.
»Dazu hat er heute noch einen schlechten Fang gemacht. Ich sagte ihm, ich hätte Hunger, aber kein Geld. Trotzdem schickte er mich zu Ihnen.«
Der Ferrone machte ein Zeichen der Zustimmung.
»Natürlich. Was wünschen Sie zu essen?«
»Irgend etwas«,
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