Silberband 002 - Das Mutantenkorps
möchte. Schicken Sie eine Wache hinauf, um ihn holen zu lassen. Er soll freundlich behandelt werden, er ist ein Freund.«
Chrekt-Orn hatte nicht den geringsten Einwand. Es war ihm ein Vergnügen, den Freund dieses Mannes holen zu lassen. Er gab einer Ordonnanz Bescheid.
Tako Kakuta verfolgte die Dinge aufmerksam. An den Echsen war schwer zu erkennen, wann sie dem Einfluß des Psychostrahlers erlagen. Ihr Mienenspiel war merkwürdig unausgeprägt. Die Minuten vergingen. Schließlich ertönte der Türsummer, und auf dem Bild erschien neben der Ordonnanz Perry Rhodans hochgewachsene Gestalt. Chrekt-Orn öffnete die Tür und entließ die Ordonnanz. Rhodan trat vor den Admiral und nahm Tako den Strahler aus der Hand.
»Wir brauchen Ihr Schlachtschiff«, sagte er.
»Aber gewiß«, antwortete Chrekt-Orn augenblicklich in seiner zischenden Sprache.
Rhodan verstand sie nicht, aber die Kopfbewegung war zustimmend gewesen.
»Ich werde Ihnen ein paar Anweisungen geben«, fuhr er fort, »damit die Übernahme reibungslos vor sich geht.«
»In Ordnung«, sagte Chrekt-Orn auf ferronisch. »Fangen Sie an.«
»Veranlassen Sie die Mannschaft, das Schiff zu verlassen. Geben Sie als Grund dafür an, daß das Schiff generalüberholt werden soll.«
»Geht nicht«, unterbrach ihn Chrekt-Orn mit Betonung.
Dann holte er ein Stück Schreibfolie hervor und begann zu zeichnen. Er zeichnete eine Riesenkugel und Topsider, die alle mit dem Schiff beschäftigt waren. Dazu malte er eine Sonne an einen imaginären Himmel und ließ sie ein paarmal entgegen dem Uhrzeiger kreisen.
»Oh«, machte Tako. »Es ist vor ein paar Tagen erst überholt worden.«
»Verdammt …«
Rhodan fluchte selten, aber diese Situation war es wert. Selbst mit dem Psychostrahler durfte er keine unsinnigen Befehle geben. Es war unmöglich, die ganze topsidische Flotte unter hypnotischen Einfluß zu bringen, und irgend jemand würde Verdacht schöpfen, wenn ausgerechnet das Flaggschiff kurz hintereinander zweimal überholt würde.
»Haben Sie in den letzten Tagen Nachschub aus Ihrer Heimat erhalten?« fragte er den Admiral.
Chrekt-Orn machte ein Zeichen der Zustimmung.
»Waffen?«
»Ja.«
»Lassen Sie das Schiff in eine Werft am Rand des Raumfelds bringen, und geben Sie an, daß neue Waffen installiert werden müßten. Verstanden?«
»Ja.«
Rhodan setzte sich Chrekt-Orn gegenüber.
»Lassen Sie uns über die Einzelheiten reden«, sagte er. »Den Befehl, daß die Mannschaft das Schiff verlassen soll, geben Sie sofort! Lassen Sie sich auf keine Diskussionen ein.«
Er wandte sich dem Stadtplan zu, auf dem der nördlichste Streifen des Raumfelds mit drei Werften eben noch zu sehen war.
»Das Schiff soll in die mittlere Werft geflogen werden. Klar?«
Chrekt-Orn stimmte zu.
»In fünf Stunden soll es dort sein.«
»In Ordnung.«
Rhodan beugte sich über den Schreibtisch.
»Wir gehen jetzt wieder. Sobald wir verschwunden sind, werden Sie unseren Besuch vergessen. Sie werden sich jedoch daran erinnern, daß Sie von sich aus ein paar neue Waffen in das Schiff einbauen lassen wollten. Das geht leichter, wenn die Besatzung nicht an Bord ist. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
»Ganz gewiß«, antwortete Chrekt-Orn, und es war ihm eine Freude, daß er alles genau verstanden hatte.
»Ihre Ordonnanz soll mich zurückbringen«, ordnete Rhodan an.
Chrekt-Orn rief die Ordonnanz. Rhodan ging mit ihr hinaus. Tako übernahm den Strahler und blieb so lange, bis Chrekt-Orn den Befehl gegeben hatte, das Schiff zu räumen und es in die Werft zu überführen.
Dann verschwand er.
Chrekt-Orn strich sich über die Stirn und fragte sich: Ja, woher nehmen sie nur den Mut, einen Streifenwagen auf offener Straße, und dazu noch dicht vor dem Palast, zu überfallen?
»Alles in Ordnung!« sagte Rhodan. »Was macht Vafal?«
»Er hat mit Gloktors Leuten zusammen das Gebäude in Brand gesetzt, aus dem unser Transmitter stammt. Ein Ferrone ist dabei getötet worden. Betty sagt, in der Stadt gehe es drunter und drüber.«
»Gut«, sagte Rhodan. »Rückzug!«
Zum erstenmal in seinem Leben zweifelte Trker-Hon an der Zurechnungsfähigkeit eines Vorgesetzten – noch dazu eines Admirals.
Sie haben das Schiff erst in den letzten Wochen überholen lassen, dachte er. Wußten sie nicht, daß neue Waffen ankommen würden? Wir stehen kurz vor einem Großeinsatz – und die Mannschaft muß aus dem Schiff!
Er wagte es nicht, Chrekt-Orn selbst zu fragen, aber er rief den
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