Silberband 002 - Das Mutantenkorps
lief.
Der Transmitter im Keller von Tihamérs Gasthaus war installiert, das andere Gerät im Roten Palast auf richtige Empfängerfrequenz eingerichtet. Man wußte, daß der Admiral der Topsidflotte Chrekt-Orn hieß und irgendwo im einunddreißigsten Stockwerk des Roten Palasts seine Büros hatte.
Das war der Stand der Dinge, und Rhodan meinte, daß der Zeitpunkt des Losschlagens in dem Augenblick gekommen sei, in dem Vafal meldete, daß seine Leute bereitstanden.
Im Westtrakt des Roten Palasts herrschte zu jeder Tageszeit Hochbetrieb. Flottenadmiral Chrekt-Orn war ein Mann, der nur den allerkleinsten Teil seiner Zeit mit Schlafen verbrachte, und die gleiche Einsatzbereitschaft verlangte er auch von seinen Stabsoffizieren. Der Admiral empfand die Lage als ein wenig unglücklich. Er hätte schon längst bei der Flotte in dem neu errichteten Stützpunkt auf der Ozeanischen Landbrücke sein müssen, aber ein eroberter Planet mußte verwaltet werden, und Verwaltungsarbeit leistete sich leichter und mit weniger Aufwand von einem zentral gelegenen Schreibtisch aus als von einem weit entfernten Raumschiff-Kommandostand. Rofus bereitete dem Admiral Sorgen. Solange er Rofus nicht fest in der Hand hatte und den Mann, der ihm mit einem einzigen winzigen Fahrzeug Tag für Tag neue Unruhe ins Land brachte, würde er auf das Schlafen in noch stärkerem Maße als bisher verzichten müssen.
Chrekt-Orn war ausgezogen, weil man auf Topsid den Notruf eines arkonidischen Raumschiffs aufgefangen hatte. Wo ein Notruf herkam, da mußte ein Schiff sein, und wenn es einen Notruf abgestrahlt hatte, dann gab es dort wahrscheinlich Wesen, die das Schiff in Not gebracht hatten. Wesen, denen man den Fuß in den Nacken setzen konnte, um ihre Welt zu einer topsidischen Bastion zu machen. Und Bastionen konnten die Topsider nicht genug haben. Wer sich gegen das allmächtige Imperium erhob und seinen eigenen Weg gehen wollte, der brauchte Stützpunkte.
Nun waren die Topsider dabei, sich einen neuen Stützpunkt zu beschaffen. Chrekt-Orn rechnete nicht damit, daß Rofus dem massierten Angriff seiner Flotte länger als zehn Tage topsidischer Zeitrechnung standhalten konnte. Der Gegner war demoralisiert.
Aber von dem Arkonidenschiff, das den Notruf abgegeben hatte, hatte er nicht ein einziges Molekül finden können. Noch schlimmer: Keiner der verhörten Gefangenen wollte etwas davon wissen, daß jemals ein arkonidisches Schiff in dieser Gegend aufgetaucht sei.
Nicht daß Chrekt-Orn dem Schiff nachgetrauert hätte. Schiffe, die automatische Notrufe sendeten, taugten als Beute nicht mehr. Aber die Sache sollte wenigstens ihre Ordnung haben, und die hatte sie nicht, solange das Schiff nicht gefunden war.
Das erfüllte Chrekt-Orn mit Unsicherheit und Mißtrauen. Er würde froh sein, wenn dieser Krieg beendet war. Chrekt-Orn beschäftigte sich mit diesen Gedanken mindestens einmal an jedem Tag. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als man ihm Verth-Han meldete.
Verth-Han war, was man einen Korvettenkapitän hätte nennen können. Er stand Chrekt-Orn zur besonderen Verfügung und war im Augenblick dabei, eine Art Geheimdienst aufzubauen.
Der Admiral empfing ihn sofort.
Verth-Han grüßte mit geziemendem Respekt und wartete, bis der Admiral ihn anredete.
»Nun, was gibt es?« fragte Chrekt-Orn ungeduldig.
»Aufruhr in der Stadt, Herr!« platzte Verth-Han heraus.
»Aufruhr?« Chrekt-Orns Kugelaugen traten hervor.
»Ja, Herr. Man hat eines unserer Fahrzeuge angehalten, es umgeworfen und die Insassen getötet …«
»Was haben Sie mit den Aufständischen angefangen?«
»Wir konnten sie nicht fangen, Herr«, versuchte Verth-Han zu erklären. »Zu jener Zeit befand sich kein zweites Fahrzeug in der Gegend. Als wir die Nachricht bekamen, mußten wir erst eine Streife hinschicken. Sie fand die Toten, den umgestürzten Wagen und nahm ein paar Passanten fest. Das Verhör ergab, daß die Passanten von nichts wußten. Sie hatten den Vorfall nicht einmal beobachtet. Die Verschwörer müssen blitzschnell zugeschlagen und sich dann ebenso schnell wieder zurückgezogen haben.«
Verth-Han schwieg betroffen.
»Ich hoffe, Sie sind sich darüber im klaren, was das bedeutet«, sagte Chrekt-Orn ernst. »Das war keine spontane Aktion, wenn die Angreifer unbemerkt verschwinden konnten. Das war ein gezieltes Unternehmen. Ich werde froh sein, wenn Ihr Geheimdienst endlich funktioniert, Verth-Han. Ich hoffe, Sie zwingen mich nicht dazu, festzustellen, daß Sie für
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