Silberband 003 - Der Unsterbliche
transportieren. Ihre rechte Hand lag fest in der Sengus.
Der Seher flüsterte ihr zu: »Der Admiral kommt wieder zu sich. Er spricht in den Kommunikator.
Ich kann natürlich nicht verstehen, was er sagt.«
»Aber ich«, warf Marshall, der Telepath, ein. »Er gibt den Befehl zur Einberufung einer
außerordentlichen Einsatzbesprechung. Alle Kommandanten der nicht im Einsatz befindlichen
Schlachtkreuzer sind eingeladen. Gleichzeitig hat er angeordnet, daß die Hypersendegeräte
vorbereitet werden. Er will nach der Konferenz eine Direktverbindung zum Despoten auf Topsid
herstellen. Donnerwetter, das sind über achthundert Lichtjahre. Da bin ich aber gespannt.«
»Die Nase kann er doch wohl noch nicht voll haben«, meinte Bully. Seine Stimme klang so
enttäuscht, daß Anne unwillkürlich lachen mußte. »Er soll doch richtige Angst bekommen, ehe
er …«
»Keine Sorge«, unterbrach ihn Marshall. »Ganz im Gegenteil! Er will vom Despoten die Erlaubnis
zur Aufgabe des achten Planeten erhalten und gleichzeitig die Genehmigung, Ferrol zu zerstören.
Dann sagte er noch etwas, als er das Gerät abschaltete, aber ich begreife nicht, was er damit
meint.«
»Was war das?« Bully wurde hellhörig.
»So ähnlich wie: ›die falsche Welt, aber ich werde die richtige schon finden‹.«
»Er meint die Erde«, sagte Sengu bestürzt.
»Leben wir auf der Erde länger als die Sonne?« meinte Noir.
Bully schoß aus seiner Ecke hoch.
»Was?« keuchte er erregt. »Sagen Sie das noch einmal!«
Marshall lächelte triumphierend. »Habe ich Sie endlich einmal aus Ihrem Phlegma aufgeschreckt?
Ja, das murmelte der Admiral. Er murmelte von der richtigen Welt, deren Bewohner länger als die
Sonne leben.«
»Rhodan wird es sehr interessieren«, meinte Bully und sank wieder auf seinen Platz zurück.
»Wann ist die Konferenz?«
»In einer Stunde. Danach das Gespräch mit Topsid.«
Bully fingerte an seinem winzigen Funkgerät herum, das er am Armband trug.
»Die können sich auf einiges gefaßt machen«, prophezeite er.
Als Admiral Chrekt-Orn den kleinen Sitzungssaal betrat, verstummten die Gespräche
der versammelten Offiziere. Chrekt spürte die gespannte Atmosphäre und das ihm entgegenschlagende
Befremden.
Er grüßte knapp und bat, Platz zu nehmen. Dann, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres,
stieß der ehrwürdige Admiral mit den bereits erblaßten Schuppen ein merkwürdiges Krähen aus,
breitete die Arme aus, wedelte damit und stieg dann schwerelos zu den wuchtigen
Beleuchtungskörpern empor, wo er sich bequem zwischen den metallenen Armen niederließ. Von hier
aus sah er auf die völlig Fassungslosen hinab und begann mit seiner Ansprache.
»Meine Herren Offiziere! Unsere Feinde, die Ferronen, bedienen sich der abscheulichsten
Mittel, unsere Herrschaft zu brechen. Noch vor wenigen Minuten beschimpfte Trker-Hon in meinem
Beisein unseren Despoten. Er nannte ihn einen Narren, was meiner Meinung nach viel zu gelinde
ausgedrückt ist. Aus diesem Grund ließ ich ihn verhaften und werde ihn zum Tode verurteilen. Es
geht nicht an, daß …«
Weiter kam er nun doch nicht. Jemand stieß ein schrilles Pfeifen aus, wandte sich auf der
Stelle um und huschte aus dem Saal. Einige ebenfalls weniger beherzte Echsen folgten. Lediglich
ein älterer Offizier erfaßte seine Chance, auf die er lange genug hatte warten müssen.
»Ruhe!« rief er mit voller Lautstärke. »Die Fremden, die den Ferronen helfen, arbeiten mit
Geisteskräften. Laßt euch nicht irremachen! Bleibt ganz ruhig und gefaßt und nehmt euch an mir
ein Beispiel. Wir müssen den Gegner …«
Weiter kam er nicht. Weil diesmal André Noir nicht eingriff und ihm eine Illusion vorgaukelte,
erlebte er alles bei vollem Bewußtsein mit, genauso wie die restlichen im Saal anwesenden
Topsider. Er verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und segelte schräg zur Decke empor, auf
den zwischen den Lampen hockenden Admiral zu. Bald saßen beide Topsider eng aneinandergeklammert
auf dem schmalen Platz und starrten verwundert und mit gesträubten Schuppen auf das Chaos unter
ihnen.
Die anwesenden Echsen hatten genug gesehen. Ihre beiden Senior-Offiziere standen mit dem Bösen
in Verbindung und wollten sie alle verderben. Da kämpfte man schon lieber mit den Ferronen, die
man leichter besiegen konnte. In wilder Flucht wurde der Saal geräumt. Zurück blieben nur der
Admiral und sein ältester Offizier und warteten, daß jemand sie von der Decke
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