Silberband 010 - Thora
den Raum.
Fast fluchtartig verließen sie ihn – auch Crest.
»Sohn?« höhnte Thomas Cardif. »Seit wann, Administrator? Ich heiße Thomas Cardif, und ich
wechsle meinen Namen nicht wie das Hemd.« Dabei irrlichterte es in seinen Augen – Erbteil
seiner Mutter –, aber in der Bewegung war er ganz der Vater.
»Thomas …« Thoras Stimme war brüchig. Sie rührte an das Herz des jungen Menschen.
Weniger kalt, weniger gefühllos, aber immer noch distanziert erwiderte er: »Wir wollen doch
beim ›Leutnant Cardif‹ bleiben – bitte, Madam.«
»Gut«, sagte Perry Rhodan, »bleiben wir vorerst bei ›Leutnant Cardif‹ und …«
Der junge Mann warf den Kopf hoch. Aus seinen Augen sprach der Hohn, von seinen Lippen kam es
scharf: »Ich habe bis heute auf Eltern verzichten müssen, ich komme jetzt auch ohne Eltern weiter
durchs Leben. Ich habe eine Frage zu stellen, Administrator: Gibt Ihnen Ihre Stellung das Recht,
sich ohne meine Genehmigung in mein Privatleben einzumischen?«
»Versuch' doch, uns zu verstehen.« Thoras Bitte kam nicht bis an sein Herz.
»Nein«, sagte er flüsternd, und sein Blick galt nur dem Vater. »Ich will nicht
verstehen – ich kann nicht verstehen. Ich kann nur hassen – mein Gesicht hassen, das
nicht mehr mein Gesicht ist. Ist das deutlich genug gesagt?«
Perry Rhodan mußte Thora festhalten. Sie drohte zusammenzubrechen. Stummes Schluchzen
schüttelte ihren Körper, ihre Augen waren tränenleer. Sie konnte nicht glauben, daß die Worte,
die sie gerade gehört hatte, von ihrem Sohn kamen.
»Thomas, Junge …« Sie bettelte ihn an, aber Thomas Cardif hörte darüber hinweg.
»Administrator, haben Sie noch Befehle für mich?« Fast herausfordernd blickte Leutnant Cardif
seinen Vater an.
»Ja.« Das war Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums. »Gehen Sie hinaus,
Leutnant. Holen Sie Oberst Julian Tifflor. Muß ich Sie daran erinnern, daß Sie Ihren Eid auf das
Solare Imperium abgelegt haben?«
Zum erstenmal zeigte Thomas Cardif Reaktion. Unbeweglich, mit angehaltenem Atem, starrte er
seinen Vater an, dann sagte er fast drohend: »Ich stehe zu meinem Eid, aber Sie, Administrator,
werden mich eines Tages aus eigenem Entschluß davon befreien.«
»Das überlassen Sie gefälligst mir, Leutnant!« Perry Rhodans Stimme klang hart.
Noch einmal kreuzte sich ihr Blick, dann ging Leutnant Cardif an Perry Rhodan und Thora vorbei
und hinaus.
Er fand den Oberst nicht, und nach einer halben Stunde Suchens in den stellenweise völlig
zerstörten Gängen des unterirdischen Forts meldete er sich bei Perry Rhodan zurück.
»Danke«, erwiderte Rhodan. »Bleiben Sie bei mir, Leutnant.«
Cardif schwieg, aber seine funkelnden Augen sagten genug.
Dann kam der Alltag wieder. Rhodan runzelte die Stirn, als gemeldet wurde, daß das
Relaisgehirn vollkommen zerstört sei.
Er überlegte kurz, dann entschied er: »Ein Schwerer und zwei Leichte Kreuzer bleiben auf
Siliko V. Die drei Kreuzer-Kommandanten sind mir dafür verantwortlich, daß dieser Zwergmond nie
mehr als Fort verwendet werden kann.«
Thora befand sich nicht mehr an Rhodans Seite. Leutnant Cardif fragte auch nicht nach ihr. An
Rhodans Seite stieg er in beschwerlichem Marsch aus achtzehn Kilometer Tiefe zur Oberfläche des
Mondes hoch. Nur ihren flugfähigen Raumanzügen hatten sie es zu verdanken, nach vier Stunden in
der DRUSUS zu sein.
In der Zentrale gab Rhodan die ersten Befehle. Ȇber Hyperfunk Verbindung nach Arkon III
herstellen. Ich möchte den Regenten sprechen. Kodezeichen des Robotgehirns ist bekannt. Ich
warte.«
Unbeweglich stand Leutnant Cardif neben Perry Rhodan, der im Steuersitz der DRUSUS Platz
genommen hatte. Rhodan schien Cardifs Anwesenheit vergessen zu haben, doch sein Anruf zum
Schweren Kreuzer ZYKLOP bewies das Gegenteil.
»Ist Oberst Tifflor an Bord?«
»Ja.«
»Ich erwarte ihn in meiner Kabine. Ende.«
Gleich darauf meldete die Funkzentrale: »Der Regent von Arkon.«
Rhodan warf der Kamera einen abwägenden Blick zu. Sie mußte ihn und Thomas erfassen. Der
Regent sollte sehen, wer an seiner Seite stand.
»Hier Rhodan, Regent. Ich spreche von Siliko V aus dem System 4186-4-162.« Seine Stimme klang
kalt, unerbittlich, anklagend. »Ich habe mit Hilfe von Leutnant Cardif, der an meiner Seite
steht, meine Frau aus den Befestigungsanlagen befreit. Beim Anflug …«
Die Riesenpositronik auf Arkon III unterbrach Rhodan: »Ich kenne kein kosmisches Fort
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