Silberband 010 - Thora
Schalttafel, über die er zu fünfzehn Stellen in
Sprech-Sicht-Verbindung treten konnte.
Er schaltete zum Relaisgehirn, um im selben Moment abermals ein Grollen zu hören, nur klang es
jetzt gefährlicher. Jetzt lief merkbares Zittern durch den Boden. Thomas Cardif hatte das
Empfinden, daß alles wie unter einem Erdbebenstoß schwankte.
Sein auf der Raumakademie des Solaren Imperiums erlerntes Wissen kam jetzt zum Tragen.
Nüchtern beurteilte er das Grollen und den zitternden Boden. Er erinnerte sich seines letzten
Einsatzbefehls, der dem System 4186-4-162 galt. Er wußte, daß Perry Rhodan eingriff, wenn Männer,
die er in den Einsatz geschickt hatte, nicht wiederkamen oder nicht mehr aufzufinden waren.
»Komm nur …« Da brach wieder der Haß in ihm durch, und nun wunderte er sich nicht einmal,
daß er mit dem Relaisgehirn und zu den übrigen vierzehn Stellen keine Sicht-Sprech-Verbindung
herstellen konnte.
Perry Rhodan war zu ihm und Thora unterwegs.
Thomas warf sich auf die Liege, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah blicklos zur
Decke hoch. Das Grollen und Toben wurde lauter, erlebte keine einzige Unterbrechung mehr und kam
dabei immer näher.
Es kümmerte ihn nicht.
Jenseits des Energiegatters, hinter dem er eingesperrt war, tobte der Kampf zwischen
Arkon-Robotern und den Männern der Raumflotte.
Vom Schlachtlärm bezwungen, lauschte Thomas trotz seiner wilden Erregung, und am
unaufhaltsamen Herankommen der Lärmorgie erkannte er, daß Arkons Roboter sich auf dem Rückzug
befanden.
Da ließ das Tosen gewaltiger Explosionen, das infernalische Zischen verlöschender
Energiequellen, das dumpfe Auseinanderfliegen riesiger Umspuler schlagartig nach. Nur noch der
Kampflärm der Roboter hielt an. Die Kraftquellen, aus denen sie ihre Energie bezogen, trugen sie
mit sich, und ihre Programmierung gab ihnen im Rahmen der Kampfbefehle fast Freiheit des
Handelns.
Noch einmal heulte der Kampflärm zu unerträglicher Stärke auf, dann brach er vollkommen
unerwartet zusammen und verging im durchdringenden Knistern. Der deutlich hörbare Schritt der
tonnenschweren Roboter blieb das einzige Geräusch.
Einmal flackerte die Beleuchtung in Thomas' Raum. Zusammenbruch der Kraftstation, registrierte
er ohne jede innerliche Erregung und blickte nicht einmal zum Leuchtkörper hoch. Doch das von ihm
erwartete Erlöschen trat nicht ein. Die Lichtquelle blieb gleichmäßig hell.
Als die Tür aufflog und mit drei Männern auch neuer Lärm hereinbrach, rührte sich Thomas auf
seiner Liege nicht.
Er fühlte, wer sich seiner Liege näherte: Perry Rhodan.
Aber dann war irgend etwas in ihm doch stärker als sein großer Haß und Zorn. Drei Jahre
Schulung auf der Raumakademie waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen.
Thomas Cardif sprang vor dem Administrator des Solaren Imperiums auf, stand Rhodan gegenüber,
der von Oberst Julian Tifflor und dem Telepathen John Marshall begleitet wurde.
»Leutnant Cardif, beim Einsatz im System 4186-4-162 über Siliko V abgeschossen worden! Dabei
kam Major Holbein ums Leben!«
Jetzt vollkommen beherrscht, eiskalt, blickte der Leutnant dem Administrator in die grauen
Augen.
Ebenso beherrscht sah Perry Rhodan seinen Sohn an und zugleich sich selbst ins Gesicht.
In diesem Moment betrat Thora in Begleitung von Crest und einer Gruppe Offiziere das Zimmer.
Sie wollte sich zwischen ihren Mann und den Sohn stellen, aber blitzschnell trat Thomas zur Seite
und schuf damit eine Distanz, die unüberbrückbar war.
Hinter Rhodans Rücken flüsterten die Offiziere erregt. Überrascht erfuhren sie, daß dieser
Leutnant der Solaren Flotte Rhodans Sohn war.
»Perry«, aus Thoras Stimme sprach Verzweiflung, »Thomas weiß alles …«
»Ich sehe es«, sagte der Mann, der jetzt das Gesicht seines Sohnes Zug um Zug studierte.
Gleichzeitig erinnerte er sich, was das große P-Gehirn auf der Venus über den Charakter seines
Jungen ausgesagt hatte. Doch im selben Moment bäumte sich wilder Widerstand in Perry Rhodan auf,
und mit allen Sinnen wehrte er sich gegen eiskalte positronische Logik. Sein Sohn Thomas war
nicht nur arkonidischer Abstammung – er hatte einen Mann der Erde zum Vater.
»Ich sehe es auch, Administrator!« schnarrte Thomas Cardif und übersah, wie seine Mutter
zusammenzuckte und sich hilfesuchend an den Arm ihres Mannes klammerte.
»Lassen Sie uns bitte mit unserem Sohn allein, meine Herren«, klang Perry Rhodans Stimme
beherrscht durch
Weitere Kostenlose Bücher