Silberband 010 - Thora
Verhandlungsbereitschaft über hundert Kugelraumer ist
vorhanden.«
Übergangslos, wie das Gehirn begonnen hatte zu sprechen, schaltete es jetzt auch wieder
ab.
Neben Thora war der General der einzige Mensch an Bord, der die typischen Eigenschaften des
Robotgehirns kannte.
Fragend blickte er Thora an, die der kurzen Unterredung angespannt gelauscht hatte. »Mir
gefallen die Formulierungen nicht, Thora. Der Befehl, zur Identifikation auf Arkon III zu
erscheinen, ist fadenscheinig.«
»Ja, wollen wir denn nicht nach Arkon, Deringhouse?« fragte sie ihn erstaunt.
»Natürlich, und ich hätte auch nichts gegen den Kommandoton des Gehirns einzuwenden, wenn es
nicht seine Verhandlungsbereitschaft betont hätte. Wir wissen doch aus bitteren Erfahrungen, wie
eiskalt die große Positronik lügen kann. Seine Bereitschaft, mit uns über hundert Kugelschiffe zu
verhandeln, ist Lüge.«
Thora schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihre Ansicht nicht teilen, Deringhouse. Machen Sie sich
vielleicht nicht zu viel Sorgen um mich?«
Er konnte ihr die Wahrheit nicht sagen. Ohne Perry Rhodans Frau an Bord hätte ihm der Flug
nach Arkon III kaum Sorgen bereitet.
Er sagte leichthin: »Ich hoffe, daß ich mich in dem Gehirn getäuscht habe und Sie die Dinge
besser beurteilen konnten als ich.«
Der letzte Sprung führte die BURMA mitten in den Kugelsternhaufen M-13.
Neunundneunzig Lichtjahre maß diese Sternzusammenballung in ihrem Durchmesser, und weit über
30.000 Sonnen standen darin. Das war die Keimzelle des Großen Imperiums.
Der Bildschirm der BURMA gab ein faszinierendes Bild wieder. Sonne stand neben Sonne, und die
Konzentration in dieser Dichte löste ein Funkeln, Gleißen und Irrlichtern aus, das von einmaliger
Schönheit war. Das schimmernde Band der Milchstraße war verschwunden; sie schien nicht mehr zu
existieren. Dafür fiel eine funkelnde Farbenflut über den Bildschirm in die Zentrale des Leichten
Kreuzers, die auch dem abgebrühtesten Raumfahrer Bewunderung abverlangte.
Die BURMA, wenn auch auf der Erde erbaut, war eine Weiterentwicklung arkonidischer
Konstruktion, und dank dieser Tatsache vermochte sie bei dieser sinnverwirrenden Sternenfülle
alle galaktonautischen Probleme mit einer scheinbar spielerischen Leichtigkeit zu lösen.
Während die Männer in der Zentrale noch von dem farbenprächtigen 3D-Bild des großen Schirmes
in den Bann geschlagen wurden, arbeitete die Positronik des Leichten Kreuzers und stellte die
Entfernung zum Arkonsystem fest.
Das Zentralgestirn war eine große, weiß leuchtende Sonne, die siebenundzwanzig Planeten besaß,
aber von Bedeutung waren nur die drei Planeten, die in der Anordnung eines gleichschenkligen
Dreiecks ihre Sonne umliefen.
Sie trugen denselben Namen wie das lebenspendende Muttergestirn und besaßen als
Unterscheidungsmerkmal die Ziffern I, II und III.
Arkon I, die Kristallwelt, war die Wohnwelt der Arkoniden, während Arkon II die Verwaltung des
Großen Imperiums und gleichzeitig den Warenumschlagplatz für M-13 darstellte.
Arkon III aber hatte in der bekannten Galaxis nicht seinesgleichen: Hier wurden die
gigantischen Kampfraumer gebaut, auf dieser Welt befand sich das Herz des arkonidischen
Imperiums – der Robotregent.
Deringhouse atmete schwer, als er an das gewaltige Schaltelement dachte. Wieder einmal kam ihm
das Groteske dieser Tatsache zu Bewußtsein: eine positronische Schaltanlage, vor vielen
Jahrtausenden von voraussehenden Spitzenwissenschaftlern Arkons erstellt und dann in einer Arbeit
über Jahrhunderte programmiert, hatte aufgrund dieser Programmierung vor einigen Jahrzehnten
Erdzeit die Regierungsgewalt übernommen, und niemand war über diesen für Menschen der Erde
unfaßbaren Vorgang glücklicher als die in Übersättigung lebenden Arkoniden.
Deringhouse wandte sich an den Funkoffizier. »Rufen Sie die Riesenpositronik auf Arkon III
an!« befahl er.
»Strukturerschütterungen«, wurde von der Strukturtasterortung gemeldet. »Fünf Schiffe.«
Auch der Sprung nach M-13 war ohne Eigenfrequenzdämpfer vorgenommen worden, und die wachsamen
Raumüberwachungsstationen hatten die Reststrahlung des Strukturkompensators mit Hilfe ihrer
Kompensatorpeiler registriert und sofort fünf Schiffe losgeschickt, um den Ankömmling aus dem
Hyperraum zu beobachten.
Wenig später meldete sich der Robotkommandant eines der fünf Schiffe und bot an, die BURMA im
Geleitschutz nach Arkon zu bringen. Vergeblich wartete
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