Silberband 010 - Thora
war für den Aufenthalt auf Gray Beast für die letzten Stunden vor dessen
endgültigem Untergang geeignet. Das Randgebirge würde alle Springfluten abhalten, die vom
aufgeregten Ozean her der Insel etwas anhaben wollten.
Der Shift schien am Ende seiner Kräfte zu sein, als er sich auf die Pfannkucheninsel
hinabsenkte. Während des ganzen, mehr als zehnstündigen Fluges hatte er für die
Kursstabilisierung etwa zwanzigmal mehr Energie verbraucht als für das Triebwerk, und die
Anzeigen auf Perry Rhodans Schaltpult wiesen darauf hin, daß die Reserven unter den gegenwärtigen
Umständen höchstens noch für einen Flug über fünfzig Kilometer ausreichten.
Davon abgesehen, fühlten sich die vier Insassen des Fahrzeugs wohler, als es den Umständen
entsprach. Eine vor zwei Stunden vorgenommene Ortung hatte ergeben, daß sich wenigstens über dem
Teil des Planeten, den die Ortergeräte erfaßten, keine arkonidischen Schiffe mehr befanden,
allerdings auch kein terranisches. Der Feind war also abgezogen. Er hatte gesehen, was er mit
seinen Bomben angerichtet hatte, und schien zufrieden zu sein.
Fellmer Lloyd hatte den Medikamentenkasten ausgeleert und für jeden etwas gefunden: für sich
selbst, Atlan und Perry Rhodan ein schmerzstillendes Mittel und für Reginald Bull ein Präparat,
das die Überreste des Nervenschocks aus den schmerzenden Gliedern vertrieb.
Sie fieberten dem Augenblick entgegen, in dem sie, von einem festen Standort auf der Insel
aus, einen Notspruch aufgeben und von da an auf die Ankunft eines irdischen Schiffes warten
konnten.
Perry Rhodan setzte den Shift genau im Mittelpunkt der kreisförmigen Insel auf. Er blieb einen
Augenblick ruhig sitzen, ließ den Blick über das unberührte Buschland gleiten, das den
Inselkessel ausfüllte, und sah dann auf die Meßgeräte, die die Radioaktivität außerhalb des
Shifts registrierten. Der Wert lag bei sechzig rem pro Stunde. Das war mehr, als ein vernünftiger
Mann sich auch nur für ein paar Minuten zumutete.
Rhodan schaltete seufzend die Ultrarotlampen aus. Der Bildschirm erlosch. Die kleine Kabine
des Shifts schien von der finsteren Umwelt, in der der Weltuntergang tobte, völlig
abgeschlossen.
»Wir bleiben hier«, entschied Rhodan. »Es hat keinen Zweck, die Nase nach draußen zu
stecken.«
Er gab Fellmer Lloyd einen Wink. Lloyd nahm die kleine Tragetasche auf, die er, bevor Atlan
und er den Shift gefunden hatten, getreulich über der Schulter getragen hatte, und stellte sie
vor Perry Rhodan neben das Pult. Rhodan schlug den Plastikverschluß zurück und starrte ein paar
Sekunden lang nachdenklich auf die kleine Schaltplatte, die darunter zum Vorschein kam.
Was geschieht, wenn der Sender nicht mehr funktioniert? war das einzige, woran er in
diesem Augenblick denken konnte.
Dann hob er entschlossen die Hand und drückte auf den grünen Knopf in der rechten unteren Ecke
der Platte. Augenblicklich leuchtete die in den Knopf eingelassene Kontrollampe auf, und das
helle Singen, das das Gerät gleichzeitig von sich gab, erschien allen, die es hörten, das
angenehmste Geräusch, das sie seit einem Tag vernommen hatten.
Viel mehr war nicht zu tun. Da Perry Rhodan an Bord des Shifts keine Möglichkeit hatte, die
Mikrokomantenne im Richtstrahlverfahren auf den Punkt auszurichten, an dem sich die Terranische
Flotte zum Angriff auf Arkon versammelt hatte, konnte er nur ein sich allseitig ausbreitendes
Signal abgeben. Der Notruf war kodifiziert und als besonderer Programmteil im Innern des Senders
vorhanden. Ein zweiter Knopfdruck genügte, um den Ruf auszulösen und auf die Reise zu
schicken.
Es klickte leise, als Rhodan den Knopf drückte, und ein zweites Mal, als er ihn zurückspringen
ließ.
»Von jetzt an«, sagte er dumpf, »dreißig bis achtzig Minuten. Dann sollten sie hier sein.«
André Larchalle war ein junger Mann mit fest verankerten
Minderwertigkeitskomplexen. Nach Ansicht seiner Lehrer war er beinahe ein Genie, nach seiner
eigenen hatte er im Leben noch keine einzige echte Leistung vollbracht außer der, daß er sein
Leutnantspatent anstatt nach acht, schon nach sechs Semestern erhalten hatte.
André Larchalle war wachhabender Funker an Bord der DRUSUS. Wie es seine Art war, bediente er
selbst ein Gerät, anstatt sich in den bequemen Sessel des Wachoffiziers zurückzuziehen und zu
warten, bis seine Runde herum war.
Als das Signal einlief, war André Larchalle mit einem einzigen Satz auf den Beinen.
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