Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
überwinden und
sich zum Widerstand zu formieren.
Verdammt, wie kamen die Arkoniden überhaupt dazu, plötzlich mit starken Kräften in den
Druufraum vorzustoßen? Julian Tifflor war bereit gewesen, ein beachtliches Risiko auf sich zu
nehmen, um zwei technische Geheimnisse zu erbeuten und sie der irdischen Wissenschaft zu
übermitteln. Aber an Bord eines Druufschiffs mit entsetzlich langsam reagierender Besatzung gegen
eine arkonidische Monsterflotte anzufliegen, war eine andere Sache. Das war potentieller
Selbstmord.
Tifflor dachte darüber nach, während das Schiff weiter beschleunigte und sich auf dem
Panoramaschirm die ersten bunten Auswirkungen des Dopplereffekts zeigte. Die Druuftriebwerke
waren kräftig. Es würden nur noch wenige Minuten vergehen, bis die Geschwindigkeit den kritischen
Punkt erreichte, an dem das Schiff aus dem vierdimensionalen Kontinuum ausschied und sich durch
einen übergeordneten Raum zu bewegen begann, ohne jedoch das vierdimensionale Universum aus den
Augen zu verlieren.
Die Zeit war zu kurz, und zu viele Gedanken auf einmal stürmten auf Julian Tifflor ein, als
daß er hätte zu einem klaren Entschluß kommen können, zu einem Entschluß darüber, ob er den
eingeschlagenen Kurs weiter verfolgen oder versuchen sollte, den Stützpunkt Hades zu
erreichen.
Das einzige, was ihm wirklich klar wurde, war dies: Im ursprünglichen Plan war vorgesehen, daß
die Robotflotten der Druuf und Arkoniden einander nach Möglichkeit dezimieren sollten. Der
ursprüngliche Plan war fehlgeschlagen, aber das, was er hatte erreichen wollen, trat nachträglich
von selbst ein. Die Arkoniden griffen an, und innerhalb einer Viertelstunde würde eine
mörderische Raumschlacht entbrannt sein. Zwanzigtausend Arkoniden stießen auf etwa doppelt so
viele Druuf. Verluste würden entstehen. Ganze Flottenteile würden vernichtet werden – so,
wie der Plan es vorgesehen hatte.
Spielte es da noch eine Rolle, ob fünfzehn Terraner unschuldigerweise mit in das Durcheinander
hineingezogen wurden? Sie hatten eine Aufgabe: Die Druuf, neuerdings von ihrer Unterlegenheit
überzeugt, würden allzu schnell den Kampf verlorengeben und sich zurückziehen. Die Verluste der
Arkoniden würden gering sein. Erst wenn der von Julian Tifflor befehligte Teil der Druufflotte
bewies, daß es möglich war, mit Erfolg gegen die Arkoniden zu agieren, würde der Rest der
Druufflotte bereit sein, wirksam in den Kampf einzugreifen.
Nein, entschied Tifflor, wir können nicht kneifen. Hier ist die Möglichkeit, die wir haben
wollten.
Er verzichtete darauf, weiter darüber nachzudenken, und richtete seine Aufmerksamkeit darauf,
was mit dem Schiff geschah, während es mit Höchstwerten weiter auf den kritischen Punkt zu
beschleunigte.
Das Ereignis als solches war wenig beeindruckend. Das einzige, was geschah, war der
Farbwechsel des Panoramabildschirms. Das dunkle Rot verschwand, statt dessen tauchte ein nebliges
Schwarz auf, auf dem die Lichtpunkte der Sterne grellweiß leuchteten.
Das Druufschiff hatte das vierdimensionale Universum verlassen und strebte mit einer
Geschwindigkeit, die höher war als die des Lichts, dem Punkt zu, an dem es der arkonidischen
Flotte begegnen wollte. Der Anblick der feindlichen Schiffe – die roten Punkte auf dem
Orterschirm – hatte sich nicht verändert. Das Ortungsgerät funktionierte unabhängig von dem
Medium, in dem sich das Schiff bewegte.
Julian Tifflor fühlte sich beruhigt. Er hatte sich den Effekt anders vorgestellt, weniger
deutlich, beunruhigender. Er hatte geglaubt, daß er ein Schiff befehligte, dessen Kurs er nicht
überblicken konnte und dessen Steuerung in den Händen fremdartiger Roboter lag. Allein, daß er
sehen konnte, wohin der Flug ging, schien ihm ein Vorteil zu sein.
Auf dem Orterschirm kam die Flut der roten Lichtpunkte mit verwirrender Geschwindigkeit näher.
Tifflor versuchte abzuschätzen, welches das erste Manöver der Arkoniden sein würde, wenn sie die
feindlichen Raumschiffe mitten unter sich auftauchen sahen, aber die Gedanken liefen ihm wirr
durcheinander. Es gelang ihm nicht, sich zu konzentrieren.
Er warf Leutnant Lubkov einen Blick zu, und Lubkov erwiderte ihn mit ruhigem, überlegenem
Lächeln.
In diesem Augenblick meldete sich der Interkom.
Es war Fryberg, der sprach.
»Ich weiß nicht«, sagte er zu Lubkov, »ob es jetzt noch wichtig ist. Aber Korporal Mainland
hat in der Nähe seines Geschützturms einen
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