Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
weshalb sie plötzlich wieder mit wichtigen Posten betraut werden. Außerdem sind sie davon nicht
begeistert.«
Leutnant David Stern, zur Zeit Offizier vom Dienst, betrat den Wohnsaal. Wir erhoben uns
ruckartig und grüßten.
Ich beobachtete den jungen Leutnant, der, prüfende Blicke werfend, durch die Gänge
schlenderte. Zwei Männer der eingeteilten Wache folgten ihm.
Er machte seine Sache gut. Hier und da blieb er stehen und rügte Raumfahrer. Langsam kam er
auf unsere Gruppe zu. Dicht bei uns angekommen, sagte er leise: »Wir sind fertig.«
»Urlaubsscheine ausgeben«, antwortete Rhodan, ohne den Kopf zu drehen. »Haben Sie mit Ras
Tschubai gesprochen?«
»Jawohl, alles klar. Wir sind informiert.«
»Abmarsch in fünf Minuten. Halten Sie in der Halle eine kurze Ansprache. Sie übernehmen hier
den Befehl. Richten Sie sich aber nach Marshall, der mich telepathisch belauschen wird. Wenn
etwas schiefgeht, handeln Sie nach Plan.«
Stern ging weiter, bis er durch den zweiten Zugang verschwand. Ich wußte, daß es nun kein
Zurück mehr gab. Die beiden Teleporter hatten festgestellt, woher das ständige Grollen und
Rumoren stammte.
Einige Kilometer nördlich unseres Wohnblocks endeten die aus dem Fels gebrannten Hallen vor
nackten Steinwänden. Nur zwei verschlossene Panzertore erlaubten den Durchgang in Räumlichkeiten,
die wahrscheinlich seit Jahrtausenden nur noch von Spezialrobotern betreten wurden.
In diesen Hallen, die nach unseren Berechnungen direkt unter dem Rand der
Oberflächen-Energieglocke liegen mußten, liefen mächtige Stromreaktoren.
Die Tatsache allein hätte mich noch nicht davon überzeugen können, daß es sich um die
Kraftstationen des Gehirns handelte, wenn die verbotenen Hohlräume nicht noch zusätzlich durch
Abwehrschirme gesichert gewesen wären. Ich wußte genau, daß dies sonst nicht üblich war. Die
Stromversorgung der vielen Raumschiffswerften und Bandstraßen erfolgte jeweils zentral von einem
Werk aus. Dort hatte es noch niemals verschlossene Panzertore oder gar Schutzschirme gegeben.
Demnach mußte es mit den von Tschubai und Kakuta entdeckten Werken eine ganz besondere Bewandtnis
haben.
Nachdem wir keine andere Möglichkeit gefunden hatten, den Robotregenten zu beseitigen, waren
wir entschlossen, ihn am Lebensnerv direkt zu packen.
Drei Minuten später betrat Leutnant Stern erneut den Saal. Ein Soldat der Wache schrie um
Ruhe. Wir standen auf und nahmen Haltung an. Stern erklärte laut: »Urlaub für einen Teil der
Besatzung. Die von mir Aufgerufenen vortreten und Urlaubsscheine in Empfang nehmen!«
Rhodan, Bull und ich wurden zuerst genannt. Wir marschierten nach vorn, nahmen die von mir
vorher unterzeichneten Leuchtschilder an uns und hängten sie befehlsgemäß an den dünnen Schnüren
um den Hals. Die zahlreichen Robotwächter in den weiten Wohnhallen tasteten die Impulse der
Plaketten ab. Wer eine trug, wurde niemals belästigt, vorausgesetzt, die mit einem Kodeschlüssel
einprogrammierten Daten stimmten. Ich hatte das kleine Gerät von einem Robot erhalten, als wir
das Quartier betreten hatten. In der Hinsicht schien alles in Ordnung zu sein.
Schließlich standen zehn Mann vor dem Leutnant. Die Mutanten Tschubai, Kakuta, Seiko und Okura
gehörten dazu. Sergeant Husters Kommando schloß sich an.
Es wäre sinnlos gewesen, mit mehr als zehn Männern das Unternehmen ausführen zu wollen.
Schließlich mußten wir in die Kraftwerke hineinkommen.
Stern ging um uns herum und musterte uns kritisch. Drohend sagte er: »Ich bitte mir aus, daß
Sie sich draußen anständig benehmen. Keine Schlägerei, verstanden! In acht Stunden sind Sie
wieder hier! Folgen Sie mir!« Er drehte sich abrupt um und ging hinaus.
»Wieso kriegen die Urlaub und wir nicht?« grollte ein Mann der Besatzung. »Eh, bringt uns
etwas mit.«
Ich verzichtete auf eine Antwort. Bull und Huster erledigten das bereits. Wir gelangten in die
große Vorhalle und fuhren mit dem Lift nach unten, wo wir die Robotwachstation zu passieren
hatten. Stern wartete bereits.
Er ließ uns antreten und klärte uns nochmals darüber auf, wie wir uns zu verhalten hätten.
»Ich möchte keine Klagen hören«, endete er. »Los, nun verschwinden Sie.«
Wir passierten die Robotschleuse, ohne daß wir angehalten wurden. Ich bemerkte lediglich, daß
sich die Identifizierungstaster der Maschinen auf unsere weithin sichtbaren Plaketten
richteten.
Draußen wurden wir vom Lärm der
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