Silberband 011 - Der Fall Kolumbus
Kommandant. Die Automatkontrollen der Unterkunft sind
programmiert worden. Ihnen steht das Recht zu, Ihre Besatzungsmitglieder nach eigenem Ermessen zu
beurlauben. Spezialausweise werden Ihnen zur Verfügung gestellt. Sie werden gebeten, jeden
Urlauber mit einer Legitimation auszustatten, die Name, Schiffszugehörigkeit, Kodenummer des
Betreffenden und Befristung des gewährten Urlaubs nach Arkon-Standardzeit enthalten muß.«
Mehr wollte ich nicht wissen. Die Kampfmaschine entfernte sich. Von drüben grüßte der
zalitische Kommandant eines anderen Schiffes herüber. Ich neigte lächelnd den Kopf und erhob die
Rechte zu einem Wink. Hoffentlich wurde ich nun nicht in gesellschaftliche Verpflichtungen
hineingezwungen. Unter den Offizieren der zalitischen Flotte herrschte ein etwas eigentümliches
Freundschaftsverhältnis, das letztlich aus einem überspitzten Klassenbewußtsein entstanden war.
Nur deshalb hatte ich es auch wagen dürfen, den Schaltautomaten A-3 mit so groben Worten
anzufahren. Zweifellos wußte der Regent sehr genau, daß zalitische Raumoffiziere echten Arkoniden
am nächsten kamen.
Rhodan erteilte die notwendigen Befehle. Ich schlenderte mittlerweile die breite Straße
hinunter, die an dieser Stelle von automatischen Geschäften flankiert war. Hier konnte man alles
kaufen, was das Herz begehrte.
Wenn es uns gelingen sollte, den Robotregenten zu zerstören, so war ich wohl oder übel auf die
Hilfe der Terraner angewiesen. Ich nahm mir fest vor, ihnen ein guter und anständiger Freund zu
sein, denn sie waren noch immer hilfsbedürftig.
»Er wird argwöhnisch werden«, meldete sich unvermittelt mein Logiksektor.
Ich fühlte, daß meine Augen vor Erregung feucht wurden. Natürlich, mein Extrahirn hatte die
Sachlage in zwar unschön klingender, dafür aber zwingend logischer Form erfaßt.
Wenn ich an die Stelle des Regenten trat – was würde dann Rhodan denken? Ich kannte die
Position der Erde, ja, ich kannte die vielen Schwächen und Stärken der Menschen besser als jeder
Arkonide.
Mußte er nicht auf die Idee kommen, ich könnte bestrebt sein, ihn und damit das Solare
Imperium zu unterjochen?
Mit seltsamer Klarsichtigkeit stellte ich fest, daß es zwischen Rhodan und mir eines Tages zu
einer Krise kommen müsse. Ich schob das Problem als zweitrangig zurück. Wenn der Robotregent
nicht beseitigt wurde, waren solche Grübeleien ohnehin fruchtlos.
Unsere Quartiere waren zweckgebunden und daher unschön. Man merkte deutlich, daß
Sohle 14 nur als Durchgangsstation für Besatzungen diente.
Nur ich hatte ein Einzelzimmer erhalten. Die Mannschaften wohnten in großen, schmucklosen
Sälen, und die anderen Offiziere mußten sich zu viert einen Raum teilen.
Uns konnte es nur recht sein. Die echten Zaliter hatte ich überraschend gut von unserem
Einsatzkommando trennen können. Sie waren auch die ersten Männer gewesen, die ich schon eine
Stunde nach unserer Ankunft mit Urlaubsscheinen ausgerüstet und fortgeschickt hatte. Jubelnd
waren sie verschwunden, und wir hatten endlich einmal unsere Ruhe.
Saal 18-B enthielt sechzig aufgestockte Pneumobetten.
Von Geräten zur heimlichen Fernbeobachtung hatten wir nirgends etwas entdecken können.
Trotzdem waren wir nach wie vor argwöhnisch. Wenn wir vertrauliche Gespräche führten, erhielt das
schnell aufgestellte ›Krachkommando‹ einen Wink. Sergeant Huster, ein stimmgewaltiger,
rothaariger Riese von der Grünen Insel, begann mit einem zalitischen Kampfgesang, daß mir die
Ohren dröhnten.
Die Erleichterung darüber, daß wir nun dicht vor unserem Ziel angekommen waren, stand Rhodan
im Gesicht geschrieben. Die Mutanten hatten ihre Einsatzbereitschaft gemeldet.
Tanaka Seiko hatte alle gängigen Frequenzen abgehört. Danach stand es fest, daß die in der
Vorhalle von Block C-436 postierten Wachroboter keine besonderen Anweisungen erhalten hatten. Wir
wurden nicht verdächtigt.
Ich hatte lediglich den rasch angefertigten Gesundheitsbericht abgegeben, worauf sich die
Schaltstation noch einmal gemeldet hatte. Ich war in lakonischer Kürze angewiesen worden, den
Hitzegeschädigten keinen Ausgang zu bewilligen.
Sergeant Huster, der in dem oberen Schleusenraum so malerisch ›ohnmächtig‹ geworden war, hatte
geflucht wie ein alter Türke. Er war der Führer des dritten Zuges und außerdem Spezialist für den
Zusammenbau der versteckten Wirkungsbomben. Er mußte also mitkommen.
Vor zehn Minuten waren die beiden
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