Silberband 012 - Der Anti
tot sei, sondern auch noch erwachen würde. Und ihr Kind …
Ihr Kind würde auch ein Mann sein, vielleicht älter als sie.
Plötzlich erstarrte Kommodore Ceshal. Das Rad unter seiner Hand hatte leicht gezittert und
sich dann um einige Zentimeter gedreht.
Er hob beide Arme und gebot Ruhe.
Das Rad drehte sich weiter. Ein Spalt öffnete sich in der Wand. Draußen war es dunkel. Eine
Gestalt betrat den Lagerraum und blieb stehen.
Ceshal handelte völlig instinktiv.
Er warf die Hand empor und drehte in entgegengesetzter Richtung an dem Rad. Die Tür schloß
sich wieder. Als der Eindringling herumfuhr, war es bereits zu spät.
Ceshal starrte in das ausdruckslose Gesicht eines Roboters.
»Was ist draußen – im Schiff – geschehen?« fragte er. »Antworte!«
Er erwartete eigentlich keine Antwort, denn als er zuletzt einen Roboter gesehen hatte, war
dieser Herr des Schiffes gewesen. Aber zu seinem Erstaunen zeigte dieser hier Gehorsam.
»Der Hypersprung muß die Weckanlage ausgelöst haben, Herr. Das war nicht vorgesehen.«
Herr, hatte der Robot gesagt. Ceshal registrierte es mit spürbarer Erleichterung. Sollten die
Meuterer sich besonnen haben – jetzt, da es sicherlich bereits zu spät war?
»Hypersprung? Die Anlage funktioniert wieder?«
»Sie war nie defekt, Herr.«
Ceshal starrte den Roboter an. »Was?«
»Ich weiß nur, daß sie nie defekt war, Herr. Mein Gedächtnis wurde zum Teil gelöscht, darum
weiß ich nicht mehr. Ich erhielt den Auftrag, in diesem Raum nach einem Geräusch zu forschen, das
draußen gehört wurde. Laßt mich zurückkehren, damit ich melden kann, was geschehen ist.«
» Wem melden?«
Und dann begann der Roboter zu berichten …
Furchtlos öffnete Kommodore Ceshal die Kälteschleuse und ging hinaus zu den drei Männern, die
bei seinem Anblick erstarrten.
»Nun?« sagte er in das tödliche Schweigen hinein. »Ihr habt uns geweckt, nun sorgt auch dafür,
daß wir Kleidung erhalten. Seitdem unser Blut wieder in den Adern kreist, frieren wir. Ihr habt
die Herrschaft der Roboter gebrochen, also löst auch diese Schwierigkeit.«
A-3 erholte sich vom ersten Schreck. »Wer ist erwacht – wie viele sind erwacht?«
»Alle – hoffe ich. Wir wissen nicht, ob die Anlage fehlerlos ist. Ekral und Tunutér haben
sie mitkonstruiert und waren verantwortlich.«
Der Arzt war blaß geworden. »Alle? Wir erreichen den Planeten erst in drei Wochen. Woher
sollen wir Bekleidung nehmen? Gehen Sie in die Schlafkammer zurück und beruhigen Sie Ihre
Leute!«
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Ceshal kalt. »Wir sind mehr als hunderttausend Arkoniden, Männer
und Frauen, zusammengepfercht auf engstem Raum. Wir benötigen Kleidung und Nahrung.
Außerdem – ich bin der rechtmäßige Kommandant des Schiffes.«
A-3 ahnte die bevorstehenden Verwicklungen mit einer Deutlichkeit, die ihm selbst unheimlich
war. Wenn er wenigstens K-1 von der Gefahr unterrichten konnte, ohne den Verdacht der Geweckten
zu erregen.
»Selbstverständlich wird Ihr Rang respektiert«, sagte er vorsichtig. »Aber ich bin nicht
befugt, irgend etwas zu entscheiden. Ich bin nur einer der Ärzte an Bord. Seit wir die Roboter
umprogrammiert haben, trage ich Verantwortung. Vorher – es ist eine sehr lange Geschichte.
Ich glaube, zusammen mit der Ihren wird sie einen Sinn ergeben. Doch kommen Sie mit uns. Wir
stellen Sie dem Kommandanten vor. Er ist in der Zentrale.«
Ceshal sah A-3 prüfend an. »Sie können mich nicht belügen, Doktor. Ich wurde Tausende von
Jahren vor Ihnen geboren und gehöre zum Herrschergeschlecht des Imperiums …«
»Welchen Imperiums?« warf A-3 ein.
Ceshal begann zu ahnen, welches Vergessen sich über die Nachkommen gesenkt hatte. Die Roboter
hatten dafür gesorgt. Sie mußten ihre eigenen Pläne mit dem Menschenmaterial gehabt haben.
Welche?
»Wir sind Arkoniden, Herren über ein Sternenreich unvorstellbaren Ausmaßes. Es war ein
Experiment, das wir durchführen sollten, aber es mißlang – vielleicht auch nicht. Meine
Erinnerung läßt mich im Stich. In der Zentrale muß es Hinweise geben, wenn die Roboter sie nicht
zerstörten. Gut, Doktor, führen Sie mich zum Kommandanten.«
Der Sinnesumschwung kam so plötzlich, daß A-3 überrascht war. Er ging zu einem Wandschrank und
suchte darin herum, bis er eine Decke fand, die er Ceshal überreichte.
»Gehen wir. Ich glaube, wir haben keine Minute zu verlieren, wenn wir eine Katastrophe
verhindern wollen. Ihr bleibt
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