Silberband 014 - Rhodans Sohn
sauber gefaltet über einem Bügel hing, war beste Maßarbeit von
positronisch gesteuerten Fertigungsrobots.
Er streifte die Hose über, wollte den Bund schließen und stutzte.
»Nanu!« hörte er sich sagen und blickte verwundert an sich herunter.
Seit wann habe ich einen Bauch? dachte er und musterte den Bund genauer.
Der Mediziner wurde in ihm wach.
Mit einer Hand seine Hose festhaltend, ging er zur Couch und legte sich darauf. Seine kundigen
Hände drückten die Bauchdecke ab.
Seine Hände taten es noch einmal, wieder blieb das Abtasten ohne Befund.
Er stieß eine Verwünschung aus.
»Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu.«
Cardif erhob sich wieder. Er schloß gewaltsam den Hosenbund. »Drei Zentimeter zu eng. Und ich
fühle mich vollkommen wohl …«
Cardif streifte sein Hemd über, zog es am Körper herunter und erstarrte.
Das Hemd spannte unter den Achseln.
Nackte Angst begann sich Cardifs zu bemächtigen.
Der Hosenbund zu eng. Das Hemd spannte unter den Achseln. Gestern hatte noch alles gepaßt,
hatte bequem am Körper gesessen.
Rhodans Sohn drehte sich nach dem Robot um, der bewegungslos in der Ecke stand und auf seine
Befehle wartete.
»Eine andere Hose und ein anderes Oberhemd!« befahl er. Er sah, wie der Roboter sich am
eingebauten Schrank zu schaffen machte, und ging ins Bad zurück.
Fast auf dem Fuß folgte ihm der Maschinenmensch. Cardif riß ihm die Kleidungsstücke aus der
Hand. Er zog eine andere Hose an.
Mit dem gleichen Ergebnis.
»Donnerwetter, da bin ich ja in der letzten Zeit hübsch dick geworden und stelle es erst heute
morgen fest. Das kommt davon, wenn man für sich selbst keine Zeit mehr hat.« Cardif hörte sich
lachen. Das war des Rätsels Lösung.
Der Roboter stand immer noch in der Tür zu seinem Schlafzimmer.
»Haben wir ein Bandmaß hier?« fragte Cardif ihn.
»Jawohl, Sir«, erwiderte der Robot, machte auf der Stelle kehrt und traf wieder auf Cardif,
als der sich im Schlafzimmer im Spiegel besah. »Bitte, Sir.« Und damit reichte der Robot ihm das
Bandmaß.
Cardif legte es um die Taille. »Achtundneunzig. Merke dir das, Roboter.«
Bully stürmte in Allan D. Mercants Privaträume. Er sah, daß der Solarmarschall
Besuch hatte: Oberst Nike Quinto.
»Großartig, daß Sie auch hier sind, Quinto«, begrüßte der untersetzte Mann den Chef der
Geheimabteilung 3. »Ich komme von Perry. Ich bin bei ihm nicht zu Wort gekommen. Nach fünf
Minuten hatte ich auch kein Interesse mehr, mich mit ihm zu unterhalten. Meine Herren …«
Bully machte eine Pause. Er hatte bisher mitten im Raum gestanden und nahm jetzt erst Platz.
»Meine Herren, ich befürchte das Schlimmste. Ich war dreißig Minuten bei ihm. In diesen dreißig
Minuten hat er achtmal ein Bandmaß genommen und seinen Leibumfang gemessen.«
Gespannt blickte er Mercant und Quinto an. Zu seiner Überraschung winkte der Abwehrchef
ab.
»Daß Rhodan krank ist, pfeifen die Spatzen schon von den Dächern. Daß er an
Verdauungsstörungen leidet, habe ich heute beiläufig erfahren. Das ist alles. Außerdem hat er
wahrscheinlich Sorge, noch einmal solch einen furchtbaren Schmerzanfall durchstehen zu
müssen.«
Oberst Nike Quinto hatte sich bei Mercants Worten aufgerichtet und gespannt gelauscht. Er kam
mit seiner Frage zu spät. Bully war ihm zuvorgekommen.
»Nimmt man deshalb neuerdings das Bandmaß? Mir ist das, was in den letzten Tagen passiert ist,
zu hoch, Mercant. Wozu hat Perry sich einen Zellaktivator verschafft? Und ES auf Wanderer
verstehe ich noch weniger. Warum hat ES Perry so ein Ding gegeben? Quinto, was sagen Sie
dazu?«
Der schüttelte bedächtig den Kopf. »Bull, dazu kann man nichts sagen, solange Rhodan sich in
Schweigen hüllt. Aber die Angelegenheit mit dem Bandmaß ist interessant …«
»Nein, verrückt!« rief Bully dazwischen. »Es ist an der Zeit, daß wir …«
Mercant erhob sich. Er hatte Bully verstanden. Mit einem harten »Nein!« unterbrach er ihn.
»Dazu ist es zu früh. Ich habe mit einem halben Dutzend von Ärzten gesprochen. Es liegen keine
Anzeichen geistiger Störung vor. Sie verstehen doch, was das heißt?«
Bully, viel stärker als Mercant oder Quinto zwischen Freundestreue und Pflicht gegenüber dem
Solaren Imperium hin- und hergerissen, lief in Mercants Zimmer auf und ab. Abrupt blieb er vor
dem Solarmarschall stehen. »Aber so geht es doch auch nicht weiter. In zwei oder drei Tagen haben
wir vielleicht Krieg, wenn unsere
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