Silberband 016 - Die Posbis
entstanden und sich eine Schleuse öffnete. Und jetzt
bereiten sie sich auf irgend etwas vor, von dem ich keine Ahnung habe, was es sein könnte.«
Diese letzte Bemerkung gab Ron zu denken. »Sie bereiten sich vor, sagen Sie?«
Eric nickte langsam. »Ja, sicher. Sehen Sie sich bitte die Instrumente an. Die Generatoren
benehmen sich verrückt. Von allein würden sie das nicht tun. Es schaltet also jemand andauernd an
ihnen herum. Und zwar mit einem hektischen Eifer. Wenn das nicht bedeutet, daß irgend etwas Neues
dicht bevorsteht und daß die Fremden sich darauf vorzubereiten versuchen, dann …« Er zuckte
hilflos mit den Schultern und ließ den Rest des Satzes ungesagt.
Ron wandte sich um und betrachtete die Meßgeräte, von denen Eric gesprochen hatte. Die Zeiger
wackelten aufgeregt. Die meisten standen in den oberen Skalenhälften. Einige waren bis über den
Skalenrand ausgeschlagen. Die Fremden überlasteten die Generatoren.
»Deswegen bin ich herausgekommen«, meldete Eric sich zu Wort. »In der Transmitterstation
konnte ich nur auf die Transmitter aufpassen. Von hier oben aus überwache ich alles.«
»Wurden Sie angegriffen, als Sie von den Transmittern hier heraufkamen?«
»Keine Spur. Die BOB-Einundzwanzig ist leer – vom Funkraum und der Generatorenhalle
abgesehen.«
Ron kam ein Gedanke. Sie brachten die Generatoren in Schwung und leiteten sämtliche Leistung
in den Funkraum. Wozu?
Plötzlich glaubte er die Lösung gefunden zu haben.
Das Wechselfeld der Hyperstrahlung war dem stationären Feld eines Schutzschirms in gleicher
Weise verwandt wie ein elektromagnetisches Wechselfeld einem solchen, das aus einem
elektrostatischen und einem damit gekreuzten magnetischen Feld bestand.
Und man konnte Hyperschwingungen natürlich ebenso gleichrichten wie elektromagnetische.
War es das? Wollten die Unsichtbaren weiter nichts als die Feldschirme verstärken?
Eine Zehntelsekunde lang schien Ron Landry die ganze Angelegenheit so klar wie noch nie zu
durchschauen.
Dann schrie Eric Furchtbar: »Da läuft eine neue Sendung ein!«
Ron schrak aus seinen Gedanken auf. Das kleine Oszilloskop des Hauptschaltraums war seit jener
Zeit, als die BOB-XXI die ersten fremden Hypersendungen empfangen hatte, mit der Funkkabine
gekoppelt. Bis jetzt hatte der kleine, kreisförmige Bildschirm nichts anderes gezeigt als den
Wirrwarr der Störungen, die mit der fieberhaften Tätigkeit der Generatoren verbunden waren.
Jetzt aber war ein kräftiges, ausgeprägtes Wellenmuster deutlich erkennbar. Anderthalb
Wellenlängen der Grundschwingungen paßten auf den Schirm, eine Unzahl von den zackigen
Markierungen der Modulation war zu sehen.
»Das ist wieder der Spruch mit dem wahren Leben!« stieß Eric aufgeregt hervor. »Das Muster ist
unverkennbar.«
Das Bild auf dem Schirm blieb ein paar Sekunden lang, dann erlosch es. Ron wäre jetzt gern
hinunter in die Funkkabine gegangen, hätte dem Empfänger die Bandaufzeichnungen entnommen und sie
von der Positronik auswerten lassen. Aber im Funkraum waren die Unsichtbaren, und an der
Positronik hatte niemand mehr Dienst. Wenn Ron überhaupt an das Band herangekommen wäre, hätte er
die Rechenmaschine selbst bedienen müssen. Und dazu hatte er im Augenblick keine Zeit.
Er verließ sich auf Eric, daß es wirklich der gleiche Spruch war.
Warum fragten sie noch einmal? Sie hatten die Antwort schon ein paarmal bekommen: Ja, wir sind
wahres Leben.
Ron kam ein Gedanke.
»Haben Sie irgendeine Vorstellung«, fragte er Eric, »ob das Wellenmuster diesmal deutlicher
war als beim letzten Empfang – oder undeutlicher?«
Eric antwortete, ohne zu zögern. Das zeigte, wie sicher er seiner Sache war.
»Eben war es viel deutlicher als beim letztenmal«, erklärte er.
Rons Spannung wuchs. Hyperstrahlung war eines der Wunderdinge der modernen Technik. Aber so
wunderbar war sie nun auch wieder nicht, daß sie nicht den grundlegenden Naturgesetzen gehorcht
hätte. Eine Strahlungsquelle, die in geringer Entfernung stand, empfing man deutlicher als eine,
die weit entfernt war.
Die erste Sendung, die die BOB-XXI empfangen hatte, war aus einer Entfernung von rund
vierhundert Lichtjahren gekommen. Dieser letzte Empfang war viel deutlicher. Die Entfernung hatte
sich also verringert.
Da war noch jemand auf dem Weg zur BOB-XXI.
Ron wies Eric an, die Anfrage im gleichen Sinn zu beantworten, wie sie es bisher getan hatten.
Eric kontrollierte das kleine Stellpult, von dem
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