Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
geschafft. Es ist gutgegangen. Er ist unbeschädigt. Die Leute beginnen gerade mit der Demontage des zweiten.«
»Gut, Nacro«, entgegnete Rhodan knapp. »Weitermachen, aber mit größtmöglicher Eile. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
Gucky hatte gewartet, bis Rhodan fertig war.
»Ellert behauptet, sein Bewußtsein wäre zuerst gezwungen worden, sich millionenfach aufzuspalten, und jetzt begänne das paralysierte Plasmagehirn, jede einzelne Bewußtseinsinsel aufzusaugen.«
»Aufzusaugen?«
Rhodan erschrak. Er wußte zwar nicht, welche Konsequenz sich aus dieser Behauptung Ellerts ergab, aber er begann zu ahnen, daß ein ›Hinauswerfen‹ Ellerts das kleinere Übel gewesen wäre.
»Frag Ellert, wieviel Zeit wir noch haben.«
»Nicht mehr viel, behauptet er. Dann verliert er die Kontrolle über das Gehirn. Er weiß nicht, was dann geschieht. Sogar der Versuch, sich von dem Plasmabewußtsein zu lösen, gelingt ihm nicht mehr.«
Rhodan biß die Zähne fest zusammen. Er hatte Angst. Es war nicht Angst um ihn selbst, sondern Angst um Ellert.
Slide Nacros Stimme unterbrach seine Gedanken. »Auch der zweite Transformer komplett mit Projektoreinrichtung ausgebaut. Traktorstrahlen haben sie von den Kränen übernommen und zum Tender gebracht. Ihre Befehle?«
»Einsatzgruppe Tender sofort zurückziehen. Tender ablegen und auf Erdkurs gehen. Sie kommen mit unseren Leuten her zur Zentrale. Wir müssen den Robotkommandanten vernichten, ehe Ellert etwas geschieht.«
Gucky schüttelte den Kopf. »Ellerts Gedankenimpulse werden schwächer und verwirrender. Was hast du vor?«
»Wir kehren zur THEODERICH zurück. Hier können wir Ellert nicht helfen. Wenn wir den Plasmakommandanten angreifen, gefährden wir womöglich Ellerts Bewußtsein.«
Rhodan machte sich schwere Vorwürfe. Er war es, der Ellert in diese Lage gebracht hatte, aus der er sich nun möglicherweise nicht mehr befreien konnte. Rhodan mußte hilflos zusehen, ohne irgend etwas für Ellert tun zu können. Jede Aktion gegen das Plasma konnte das Ende Ellerts bedeuten. An Bord des Posbiraumers zu warten, war sinnlos, denn dadurch würde er die Sicherheit seiner Gefährten – und nicht zuletzt seine eigene – unnötigerweise gefährden. Sie mußten schnellstens von hier verschwinden, ehe sich der Relativschirm aufbaute und sie zu Gefangenen wurden. Er gab sich einen Ruck.
»Befehl an alle. Das Posbischiff ist unverzüglich zu verlassen.«
Binnen weniger Minuten verließen alle Terraner das Posbischiff. Rhodan war, gemeinsam mit Gucky, der letzte.
Die THEODERICH stand nach wie vor dicht neben dem Fragmentraumer. Das Unternehmen war erfolgreich beendet worden, wenn man auch noch nicht wußte, ob der Preis dafür Ellerts Leben sein würde. Man wartete auf ein Zeichen Ellerts.
Und dann geschah alles so überraschend, daß niemand mehr Zeit zum Handeln erhielt.
Der Fragmenter der Posbis war plötzlich von einem relativistischen Schutzfeld umgeben, das für terranische Waffen undurchdringlich war.
Und genau eine Sekunde später verschwand der Fragmenter, ohne eine Strukturerschütterung auszulösen.
Bully schaute verblüfft auf die leeren Bildschirme.
»Wo – wo ist der Kasten geblieben?« Er sprang zu Claudrin und riß an seinen Armen, – als könne er so den verschwundenen Fragmenter aus der Ewigkeit zurückholen. »Wo ist er? Nun reden Sie doch.«
Claudrin nahm den Blick nicht von den fernen Milchstraßen. »Ich weiß es nicht. Wie soll ich es wissen? Es gibt nur eine Erklärung: Ellert hat versagt, und die Posbis haben die Kontrolle über ihr Schiff zurückerhalten – und sofort gehandelt. Es liegt an uns, sie zu finden.«
»Finden? Wo?«
»Wir können es nur vermuten. Aber ich würde auf Frago tippen, denn dort haben wir ihn aufgegabelt. Es ist durchaus möglich, daß er nach dort zurückkehren wird.«
Bully sah Iltu an. »Was ist unten mit Ellert los? Was sagt Kule-Tats?«
»Ellert ist tot – wenigstens sein Körper. Der Ara meint, man müsse Ellert bestatten.«
»Und was dann? Wohin soll Ellerts Geist, wenn er zurückkehrt?«
»Ich weiß es doch nicht. Kule-Tats meint, er würde sich dann schon melden – in einem von uns. Er hat das doch schon einmal getan, erzählte mir Gucky.«
»Stimmt«, entsann sich Bully. »Aber es war nicht sehr schön für den Betreffenden. Auf der anderen Seite – besser als tot.«
Rhodan, der seit seiner Ankunft in der Zentrale in regungsloser Starre verharrt hatte, meldete sich zu Wort: »Nehmen Sie
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