Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
noch vollen Becher dampfenden Kaffees über den Tisch. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie sich der Bedienungsroboter näherte, um eventuell den Becher nachzufüllen. Außer Fyrn hielten sich nur zwei Vorarbeiter der Schweißerkolonne in der Kantine auf.
Rhodan war stehengeblieben, steuerte aber dann auf die Theke zu. Er trug eine einfache Kombination, die ihn jugendlich aussehen ließ.
»Darf ich Sie bitten, sich an meinen Tisch zu setzen?« fragte Fyrn, bevor Rhodan sein Ziel erreichen konnte.
Der Administrator wandte sich um und sah Fyrn an. Die Klarheit seiner Augen verwirrte Fyrn. Er stand auf, schob einen Stuhl zurück und lächelte Rhodan zu.
Der schlanke Terraner nickte stumm.
»Sie sind einer der akonischen Techniker«, stellte er fest, als er sich auf der anderen Seite des Tisches niederließ.
Der Robot rollte geräuschlos heran. Fyrn wartete, bis Rhodan einen Kaffee gedrückt hatte. Fyrn griff nach seinem Becher. Zu seinem Erstaunen sah er seine Hände zittern. Er versuchte, seine Unsicherheit zu erklären.
»Ich arbeite in Berhaans Gruppe«, sagte er hastig, um seine Unruhe zu verbergen. »Wir haben die letzten Anschlüsse vorgenommen.«
Der Robot brachte Rhodans Kaffee. Mit beiden Händen umschloß der Administrator den Becher.
»Sie haben gute Arbeit geleistet«, sagte Rhodan freundlich.
Fyrn lauschte in sich hinein, um seine steigende Unruhe zu ergründen. Lag es daran, daß diese Begegnung zumindest ungewöhnlich war? Seit der Bildung der Galaktischen Allianz, die am 10. September 2113 beschlossen worden war, zeigte niemand Verwunderung, wenn ein Akone und ein Terraner an einem Tisch saßen. Das arkonidische und das Solare Imperium hatten sich mit dem Reich der Akonen zu einem Waffen- und Wirtschaftsbündnis zusammengeschlossen. Die Akonen hatten dabei jede nur denkbare Hilfeleistung zugesichert, während Rhodan ihnen sämtliche Unterlagen, die bisher über die Posbis vorlagen, überreichte.
Nicht alle Akonen waren mit diesem Bündnis einverstanden. Untergrundbewegungen wie die, der Fyrn angehörte, versuchten, das freundschaftliche Verhältnis zu torpedieren.
Doch Fyrn, der Spion, wußte nichts von der Existenz solcher Gruppen, er war davon überzeugt, einer der Techniker zu sein, die der Große Rat auf Arkon III eingesetzt hatte, um den Großtransmitter zu bauen.
»Sie scheinen müde zu sein«, drang Rhodans Stimme in die Gedanken des Akonen.
Fyrn zuckte zusammen. Hastig trank er seinen Becher aus. Er fühlte die Augen dieses gefährlichen Mannes auf sich ruhen, und es war ihm, als könnten sie mühelos in ihn hineinsehen. Verärgert fragte er sich, warum er sich davor fürchtete. Er hatte nichts zu verbergen.
»Der Flottentender ist schon gestartet«, bemerkte er, um das Schweigen zu brechen. Der Robot glitt neben ihn, füllte seinen Becher. Der aufsteigende Dampf des heißen Getränks schien seltsame Figuren zu bilden.
Rhodan warf einen Blick zu den beiden Vorarbeitern, die aufgestanden waren, ihre Schutzhelme aufsetzten und die Kantine verließen. Fyrn starrte enttäuscht hinter ihnen her. Aus irgendeinem Grund war ihm ihre Anwesenheit willkommen gewesen. Nun war er allein mit dem Terraner.
»Wenn man an die ursprüngliche Aufgabe eines Tenders denkt«, sinnierte Rhodan lächelnd, »dann kann man sich schlecht vorstellen, daß dieses Schiff nun einen Transmitter größten Ausmaßes in den Raum transportiert.«
Die Flottentender waren dafür bestimmt, havarierte Raumschiffe abzuschleppen. Sie bestanden aus einer flachen, rechteckigen Plattform, die an ihrer Spitze einen halbkugelförmigen Aufbau besaß. Innerhalb dieser Halbkugel befanden sich die Steuerzentrale und die Kabinen der Mannschaften. Die Triebwerke waren innerhalb der langgestreckten Plattform untergebracht, die bei den größten Tendern eine Ladefläche von 800 mal 300 Meter erreichten. Die modernen Tender verfügten ausnahmslos über Lineartriebwerke.
»Die Zusammenarbeit unserer beiden Zivilisationen schafft erstaunliche technische Symbiosen«, meinte Fyrn mit einem Anflug von Humor. »Sie stellten den Tender, auf dessen Plattform wir einen Großtransmitter errichteten.«
Hinter der Theke spielte der Musikautomat eine neue Tonspule ab, auf der sich elektronische Töne mit denen alter Musikinstrumente zu einer angenehmen Melodie verbanden.
Rhodan fühlte sich schläfrig, obwohl er in den vergangenen Tagen viel geruht hatte. Der Akone war ihm nicht unsympathisch, aber er fühlte die Erregung dieses Mannes. Er
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