Silberband 018 - Hornschrecken
natürlich, daß Sie sich in einem der
unwegsamsten Gebiete des Planeten befinden. Damit ist nicht gesagt, daß andere Distrikte besser
ausgebaut oder besiedelt wären; aber die Durstberge sind besonders gefährlich. Nur die
Eingeborenen kennen die wenigen Wasserstellen. Wenn Sie den Raumer finden wollen, dann nur mit
Hilfe der Sprinter. Was kann ich für Sie tun?«
Ich war schweißgebadet. Die Kampfkombi klebte an meiner Haut fest, und außerdem war ich
müde.
Ich öffnete den Brustverschluß des falschen Vogels, sah mich um und hüpfte vorsichtshalber
tiefer in die Höhle zurück. Dort kletterte ich aus der Maschine, deren Belüftungsanlage ich auf
vollen Touren laufen ließ.
Seufzend setzte ich mich neben dem Haknorer zu Boden. Er verzog keine Miene. Ein Mann von
seiner Art lachte nicht über ein Menschlein vom Planeten Siga.
»Schlafen Sie«, riet Hakira. »Die Eingeborenen halten jetzt ein großes Palaver ab. Sie sind
zuverlässig, aber sie reden auch gern. Grahkor wird …«
»Wer ist das?«
»Der Oberhäuptling, den Sie als Roten Speer ausgezeichnet haben. Er wird stundenlang von der
Gunst des heiligen Kubu zu berichten haben und den neuen Namen annehmen. Natürlich bringt er
sämtliche Unterführer auf seine Seite, und damit ist Ihnen die Unterstützung dieses
Sprinterstammes sicher. Es handelt sich um sehr fähige Wesen, deren Intelligenz Sie nicht
unterschätzen sollten. Sie sind gute Handwerker, verstehen etwas von Astronomie und beherrschen
die Kunst der Bronzebearbeitung hervorragend. Ihre Schmelzöfen und Gußformen sind erstklassig.
Sehen Sie sich nur einmal die Speerspitzen an.«
Ich sah mich um, aber die Waffe war verschwunden. Beunruhigt richtete ich mich auf. Zugleich
zischte etwas durch die Luft. Eine Bronzespitze traf einen ausgedörrten Baum mit so
fürchterlicher Gewalt, daß sein Stamm durchbohrt wurde.
»Das ist ein Speerwurf«, hörte ich Kasoms Stimme grollen. Er erschien hinter einem
Felsvorsprung. Der Boden der Höhle erbebte unter seinen Schritten.
Der Viehzüchter lachte. Seine Blicke huschten zwischen uns hin und her.
»Sie sind ein gutes Team«, meinte er. »Ich kann höchstens einen Mann zu Ihrer Begleitung
abstellen. Die Regierungstruppen bereiten eine Offensive vor. Wahrscheinlich muß ich morgen schon
mein Lager räumen. Ich habe mich vor Wochen mit dem Kommandanten des Explorerschiffs deshalb in
Verbindung gesetzt, weil ich auf seine Hilfe hoffte. Einen Tag später wurde er aber schon
entwaffnet und interniert. Immerhin gelang ihm noch ein Notruf.«
»Deshalb sind wir hier.« Ich nickte. Der freiheitsliebende Mann gefiel mir.
»Leider etwas zu spät. Ich weiß nicht, was in den Bergen geschieht. Wir haben noch vor der
Ankunft des Forschungskreuzers ein Raumschiff geortet, das anscheinend mit dem Einverständnis der
Regierung in der Bergwüste landete. Dort steht es heute noch. Die Berichte der Eingeborenen sind
vage. Sie werden in einer Stunde mehr erfahren können als ich. Ich vermute, daß man den
Aberglauben der Sprinter kannte und ihn ausnutzte.«
»Wer ist ›man‹?«
»Die Besatzung des Raumers. Es war ein Schiff, das einer arkonidischen Raumkugel gleicht,
jedoch besitzt es stark abgeflachte Pole.«
»Akonische Bauweise!« warf Melbar ein.
»Möglich.« Der Viehzüchter nickte. »Wir kennen die Akonen nicht. Es handelt sich jedenfalls um
ein Riesenschiff. Wenige Tage nach seiner Landung kam der Springer Tschatel auf Haknor an, und
schon begannen die Zwistigkeiten. Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, daß er die Unzufriedenheit
auf beiden Seiten schürte. Bis dahin hatte ich gehofft, bei den kommenden Wahlen als Sieger
hervorzugehen. Plötzlich aber griffen die Regierungstruppen an. Unsere Farmen wurden bombardiert,
die Herden von der Luft aus abgeschossen und unsere Agrostädte vernichtet. Ich sammelte die
längst existierende Untergrundarmee und zog mich in die Berge zurück. Unseren Nachschub an Waffen
und Munition erhalten wir aus dem Osten. Händler bleiben Händler, und seßhafte Springer sind
nicht zu bessern.«
»Sie stammen von dem gleichen Volk ab.«
Bentlef Hakira blickte mich verweisend an. »Mit den Händlern haben wir seit fünfhundert Jahren
nichts mehr gemein. Sie sind aus Arkoniden hervorgegangen, und wir sind wieder zu Arkoniden
geworden. Das freie Land gehört uns Züchtern und Farmern. Wir lassen es uns nicht streitig machen
und durch untragbare Steuerlasten entwerten. Sehen Sie sich in den
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