Silberband 019 - Das Zweite Imperium
frühstückt er?« verlangte er zu wissen.
Acht linsenförmige Plastikhäuser standen am Rand der kleinen Hochfläche, kaum
einen halben Kilometer entfernt. Darin lebten die hundert Wissenschaftler seit drei Wochen in
bedrückender Enge.
Mit Mungs , einem Mann aus dem Forschungskommando, ging Oberst Guara auf das
zweite Haus zu. Sein Begleiter führte ihn bis an die Tür, hinter der Tyll Leyden, Physiker und
Astronom, gemütlich beim Frühstück sitzen sollte.
»Kommen Sie mit«, bat Guara und betrat den Raum.
Tyll Leyden frühstückte tatsächlich. Die Landung der EXPLORER-777 hatte ihn nicht abhalten
können, die erste Tagesmahlzeit in aller Ruhe zu sich zu nehmen. Er blickte kurz auf, nickte, als
er den Gruß hörte, und zerteilte dann eine Scheibe Mayara -Toast, die er dick
mit Saginkäse belegt hatte.
»Oberst Guara«, stellte sich der Kommandant des Forschungsschiffs vor. »Ich habe
Ihnen eine Botschaft zu überbringen, Leyden.«
Der deutete mit der Linken auf einen leeren Sessel, während er sich gleichzeitig mit der
Rechten einen Happen Mayara -Toast in den Mund schob.
Guara stutzte. Jeder andere hätte gefragt: Welche Botschaft haben Sie mir zu
überbringen? Tyll Leyden aber sagte kein Wort. Guara nahm Platz.
»Haben Sie schon gefrühstückt, Oberst?« Leyden aß mit sichtlichem
Wohlbehagen.
»Danke, ja«, schnarrte der Oberst. Seine Augen begannen zu funkeln. Er war ein
derart respektloses Verhalten nicht gewöhnt.
» Auch keinen Kaffee? Er ist wirklich gut.«
Guara warf dem Wissenschaftler, der ihn zu Leyden geführt hatte, einen
hilfesuchenden Blick zu. Aber Mungs reagierte nicht.
Er kannte Tyll Leyden.
»Leyden, ich komme von Terra.«
Tyll Leyden verdoppelte die Portion Sagin auf dem Mayara -Toast.
Oberst Guara kochte innerlich vor Wut, aber er beherrschte sich und fragte nur:
»Leyden, interessiert es Sie zu hören, daß ich Ihnen eine Botschaft des Großadministrators zu
übermitteln habe?«
Es interessierte Leyden ganz bestimmt, denn er nickte. Sprechen wollte er nicht;
man spricht nicht mit vollem Mund.
Was Oberst Guara über Zivilisten und Wissenschaftler speziell dachte, war nicht
mit anständigen Worten auszudrücken.
»Da!« rief er mit Kommandoton und warf Perry Rhodans Botschaft auf den Tisch. »Sie müßten
zu meinen Untergebenen gehören …«
Leyden ließ sich nicht stören. Er speiste in Gemütsruhe weiter und sah dem
hinausstürmenden Oberst gelassen nach.
Mungs, der Oberst Guara zu Tyll Leyden geführt hatte, war geblieben. Auf
Impos hatten er und Leyden sich bei gemeinsamen Aufgaben näher kennengelernt, und Mungs
schätzte den Astronomen und Physiker. Aber jetzt war er der Ansicht, Leyden hätte sich dem Oberst
gegenüber höflicher benehmen sollen.
Das Schreiben lag da, wo Guara es hingeworfen hatte. Tyll Leyden trank seinen
Kaffee aus und blickte dann auf seine Uhr.
Die Frühstückszeit war zu Ende. Er griff nach dem Schreiben, öffnete es, nahm
den foliendünnen Plastikbogen heraus, faltete ihn auseinander und las.
»Na, so was«, sagte er, nachdem er den Inhalt zur Kenntnis genommen hatte. »Wer
mag mir diesen Streich gespielt haben?«
Mungs dachte an das Allerschlimmste, was Leyden passieren konnte.
»Sie müssen mit der 777 nach Terra zurück?« fragte er aufgeregt.
»Nein, aber Perry Rhodan hat mich zum Chef der Forschungsgruppe auf Impos
ernannt. Das hat mir bestimmt Oberstleutnant Herzog von der EXPLORER-2115 eingebrockt.«
Mungs starrte seinen Kollegen an.
Tyll Leyden, neunundzwanzig Jahre alt, war zum Chef über hundert Wissenschaftler
ernannt worden und freute sich nicht einmal über diesen verantwortungsvollen Auftrag?
Nein, er freute sich tatsächlich nicht. Er sagte voller Abwehr: »Mit dem
Papierkrieg will ich nichts zu tun haben.«
»Ich gratuliere Ihnen«, sagte Mungs ehrlich. »Aber was wird das Triumvirat dazu
sagen?«
Leyden wußte es nicht. Bisher war das Kommando auf Impos von einer dreiköpfigen
Gruppe geführt worden. »Da, Mungs, lesen Sie.«
Dieser überflog neugierig die wenigen Zeilen. Sie waren unmißverständlich.
Rhodan hatte Tyll Leyden alle Vollmachten erteilt.
Mit diesem Schreiben suchte der junge Mann das Triumvirat auf.
Die drei Kollegen befanden sich in der Kabine von Oberst Guara und diskutierten
mit dem Kommandanten. Der verlor beinahe die Beherrschung, als er Leyden erblickte.
»Was wollen Sie hier?« fuhr er ihn an.
»Bitte«, sagte Leyden und überreichte dem
Weitere Kostenlose Bücher