Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
Aussprache dauerte noch eine Viertelstunde. Ich teilte dem Kurzen mit, was
ich entdeckt hatte. Er sprach dagegen kein Wort darüber, wie er auf diese Welt gekommen war, ob
er ein Raumschiff besaß, einen Transmitter, oder wo sich sein Stützpunkt befand.
Ich fragte auch nicht danach. Ein Mann, der in der Gewalt der Blues war, durfte nicht zuviel
wissen, wenn er seine Kollegen nicht gefährden wollte.
Plötzlich brach Lemy mitten im Wort ab. Ich vernahm nur noch einen schrillen Ausruf, schon
mehr einen Schrei, und dann wurde es still. Nur mein Mikrolautsprecher rauschte noch.
Ich rief nach dem Kurzen, aber er meldete sich nicht mehr. Zutiefst beunruhigt, wanderte ich
in der engen Zelle auf und ab. In aufsteigendem Zorn schlug ich mit solcher Gewalt gegen den
Energieschirm, daß ich mit der Faust hindurchstieß. Von rasenden Schmerzen gepeinigt, riß ich die
Hand zurück. Ich konnte aber keine Brandspuren entdecken.
Stöhnend legte ich mich wieder auf den kahlen Boden. Man hatte uns noch nicht einmal eine
Sitzgelegenheit bewilligt. An eine Lagerstatt war gar nicht zu denken.
Was war mit dem Kleinen geschehen? Hatte man ihn entdeckt? War unsere Sendung doch aufgefangen
und Lemys Gerät angepeilt worden? Wenn ja, hatte ich bald Besuch zu erwarten. Ich machte mich auf
meinen letzten Gang gefaßt. Ein Detektorverhör würde auch ich nicht überstehen.
10.
Lemy Danger
Mein Training mit dem neuen Tarnanzug war dürftig gewesen. Ich hatte es gleich
gemerkt, als ich das Tauchboot verlassen hatte, um ans Ufer zu steigen.
Koko, mein Spezialroboter, war an Bord geblieben, um auf meine Rückkehr zu warten.
Jetzt stand ich am Rande einer weiten Bucht und suchte nach einem Busch oder einer anderen
Pflanze, hinter der ich hätte in Deckung gehen können.
Der Tarnanzug war riesenhaft und bestand aus einer perfekten Bioplastmaske, die flüchtigen
Untersuchungen standhalten würde. Die Neugeborenen der Blues waren durchschnittlich 12 bis 15
Zentimeter lang, aber sie wuchsen sehr rasch. Nach drei Monaten konnten sie sich bereits
kriechend fortbewegen. In dem Stadium waren sie schon 40 Zentimeter groß.
Ich wollte nicht nur kriechen, sondern wenigstens schon etwas laufen können. Also hatten wir
eine Babytarnung entwerfen müssen, die einem sechs Monate alten Blue entsprach. Dadurch mußte ich
aber wenigstens 65 Zentimeter groß sein.
Ich sah mich vorsichtig um. Meine Sichtöffnungen waren im breiten Mund des Körpers eingebaut
worden. Außerdem konnte ich nach hinten sehen; dazu mußte ich mich allerdings in meiner Maske
umdrehen.
Einen Bewegungsmechanismus brauchte ich für diesen Anzug nicht. Meine Beine paßten gut in die
Tarnschalen hinein, denn Blues haben sehr kurze Gehwerkzeuge. So konnte ich richtig laufen.
Die Armfolien der Maske machten mir schon mehr Schwierigkeiten. Da wir das Größenverhältnis
hatten einhalten müssen, klemmten und kniffen die Ränder unter meinen Achselhöhlen.
Am schwierigsten aber war die Bewegung des Tellerkopfes. Sie geschah mittels einer einfachen
Zug- und Druckstangenkonstruktion, die in allseitig bewegbaren Kugelgelenken gelagert war.
Die Steuerhalterungen waren unter meinem Kinn, am Nacken sowie rechts und links meines Kopfes
befestigt worden.
Der Hohlraum des Körpers war durch die Montage der technischen Geräte enger geworden als
gedacht.
Hinter meinem Rücken hingen die Laderbank, die Abschirmungsprojektoren und das Gebläse der
Klimaanlage. Gatas war eine heiße Welt. Ohne den erfrischenden Luftstrom und die
Absaugvorrichtung hätte ich mich wie in einem Brutkasten gefühlt.
Vor meiner Brust war das Funkgerät installiert worden. Einen Wassertank besaß ich auch, und
der Konzentratbehälter mit der automatischen Nahrungszuführung vollendete die
Innenausstattung.
Dieser Aufwand hatte zur Folge, daß ich wie eine Sardine eingeklemmt war. Der Hohlraum des
Tellerkopfes war den Ingenieuren so verführerisch erschienen, daß sie es nicht hatten unterlassen
können, dort einen kleinen Hubkreisler unterzubringen.
Vor dem Start hatte ich stundenlang Gehversuche gemacht. Ich durfte nicht zu sicher laufen,
aber auch nicht unbeholfener als ein wirkliches Kleinkind.
Über dem Gesäßteil des Tarnanzuges trug ich eine Art Windelpackung, die ich im Gefahrenfalle
mit dem Vorrat des Wassertanks anzufeuchten hatte. Ich hatte mich kolossal geschämt, als die
Wissenschaftler eine Vorführung verlangten.
Sonst war ich völlig unbekleidet. Von außen
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