Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
sollte?
Ich konnte nicht mehr beobachten, wohin man mich brachte. Mein Maskenhals steckte seit einigen
Minuten in einer Manschette, die ihn geradehielt. Wütend zog ich den Kopf aus dem Steuergestänge
zurück und massierte mein Genick. Dazu mußte ich einen Arm aus der Hülle nehmen. Der Robot
kreischte noch lauter und begann das leblose Glied zu kneten. Ultrawellen durchzuckten mich. Da
steckte ich den Arm wieder in die Schale.
Wir landeten. Eilig wurde ich in einen großen Raum gebracht, in dem zahlreiche wannenartige
Behälter standen. Ehe ich die Lage zu meinen Gunsten ändern konnte, hing ich in einem
Haltemechanismus, und ein durchsichtiges Dach klappte über mir zusammen.
Mein Körper glitt bis zur Mundöffnung in eine ölige Brühe hinein, die gleich darauf zu wallen
begann. Gleichzeitig blendete ein Wärmestrahler auf. Eine schrille Musik ertönte.
Nun wurde ich von der Mechanik langsam aus dem Bad gezogen und wieder untergetaucht. Winzige
Robothände massierten meinen Körper. Das wäre ja alles noch erträglich gewesen, wenn es nicht
laufend heißer geworden wäre.
Ich stellte mit gebotener Nüchternheit fest, daß ich mich a) in einer Kinderklinik befand und
dazu b) in einem Brutkasten, der obendrein noch mit einer physiologischen Flüssigkeit angefüllt
war.
Entweder würde man mich darin ersäufen oder durch die ständig steigende Hitze rösten. Meine
Sinne drohten zu schwinden.
Mit letzter Kraft befreite ich die Hände aus den Armschalen und schaltete meine Klimaanlage
auf höchste Leistung. Es wurde schnell kühler in dem Kunststoffgehäuse, aber die Gefahr des
Ertrinkens bestand immer noch.
Plötzlich zuckte ein Blitz aus meiner Strombank. Ich drehte mich so schnell wie möglich um und
erblickte eine Hohlnadel, aus der eine grünliche Flüssigkeit hervortropfte.
Die Nadel hatte meine Laderbank durchdrungen. Anscheinend wollte mir die Robotmechanik eine
zweite Injektion verabreichen. Ich versuchte, mich vor der verbogenen Spritze in Sicherheit zu
bringen. Dazu mußte ich das vor meiner Brust hängende Funkgerät aus den Halterungen reißen.
Keuchend lehnte ich mich gegen das Brustteil der Maske und kämpfte gegen die Selbsterkenntnis
an, daß es wahrscheinlich noch besser gewesen wäre, als ganz normaler Mensch auf die Oberfläche
des Planeten zu gehen.
Allerdings, so sagte ich mir, wäre unser Einsatz jetzt schon fehlgeschlagen, wenn man mich
ohne Tarnung ertappt hätte.
Die physiologische Brühe lief in den Maskenmund hinein. Als ich schon bis zu den Knien darin
versunken war, faßte ich einen Entschluß der Verzweiflung. Es war zwecklos, mein Schicksal
weiterhin einer Robotautomatik zu überlassen. Ich mußte etwas unternehmen.
Ich stieß meine Waffe fester in das offene Gürtelhalfter, holte tief Luft und riß den
Magnetverschluß der Babymaske auf. Sofort drang ein Schwall der Flüssigkeit in das Innere.
Mit einem Hechtsprung verließ ich die ungemütliche Behausung und begann zu schwimmen. Der
Behälter war riesig. Der reinste Ozean war das! Prustend durchstieß ich die Oberfläche, und schon
wurde ich von den Hitzewellen der Kunstsonne erfaßt. Die Lage wurde äußerst gefährlich.
Trotzdem gelang es mir noch, bis zum Hals des Anzuges vorzudringen und dahinter in Deckung zu
gehen. So konnte ich der direkten Bestrahlung wenigstens etwas ausweichen.
Vorsichtig kletterte ich nach oben. In dem unübersehbar großen Saal summten Maschinen aller
Art. Es schien ein Brutlabor für Frühgeborene oder schwächliche Individuen zu sein.
Endlich erreichte ich den auf und nieder wippenden Tellerkopf, dessen Verschluß sich nach
einem Druck auf den verborgenen Schalter öffnete. Ich kletterte in die Höhlung hinein, ließ den
Deckel halb zuklappen und begann hastig die breiten Gurte meines Mini-Hubkreislers anzulegen.
Unterdessen beschäftigten mich allerlei Gedanken. Ich mußte den Tarnanzug so einwandfrei
vernichten, daß niemand auf den Gedanken kam, ein Außenstehender wäre dafür verantwortlich zu
machen. Die Spezialausrüstung durfte unter keinen Umständen entdeckt werden.
Die Hitze wurde noch unerträglicher, als ich den Kopfdeckel ganz öffnete und meinen
Energiestrahler nach oben richtete. Die Kunstsonne war hinter der durchsichtigen Haube
angebracht.
Ich streute mit dem Fächerstrahl jenen Sektor ab, der vom Hitzeschwall des Gerätes besonders
intensiv getroffen wurde. Blasenwerfend tropfte das Material nach unten. Mein Tarnanzug begann zu
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