Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
Stadium des Krieges eine
fürchterliche Waffe gegen die Oberflächenbewohner eingesetzt: den Potential-Verdichter. Das
bedeutete, daß nicht die Meister der Insel für die Verkleinerung verantwortlich waren, sondern
die Denker, die mit den beiden Polstationen im letzten Augenblick den Krieg zu ihren Gunsten
entscheiden wollten. Ob sie sie allerdings auch errichtet hatten, blieb sehr zweifelhaft. Dazu
reichte ihre Technologie nicht aus. Redhorse dachte eher daran, daß die fliegende Festung sie
hier installiert haben könnte – im Auftrag der Beherrscher Andromedas.
Weitere Aufnahmen machten Redhorse deutlich, was nach dem Krieg geschehen war. Wie er bereits
vermutet hatte, waren die wenigen Überlebenden der Oberen auf der Oberfläche degeneriert.
Durch fortlaufende Mutation hatten sie sich schließlich so verändert, daß sie nur noch in
Schutzhüllen lebensfähig waren, die von einfachen Robotern transportiert werden mußten.
Redhorse versuchte zu verstehen, warum man ihm diese Bilder zeigte. Suchte man nach
Verständigungsmöglichkeiten oder – Redhorse lächelte traurig – erwartete man Hilfe von
ihnen? Für Redhorse war es schwierig, sich auch nur eine schwache Vorstellung von der Mentalität
jener Wesen zu machen, die jetzt als unselbständige Degenerationsprodukte in Metallschalen
lebten. Einem Terraner war es unmöglich, geistige Reaktionen einer solchen Lebensform zu
begreifen. Selbst der Film, den der Captain gesehen hatte, gab keine Aufschlüsse über die
Bunkerköpfe, denn jene, die die Aufnahmen gemacht hatten, waren wahrscheinlich völlig anders
gewesen.
Konnten die Bunkerköpfe überhaupt verstehen, woher Redhorse und seine Begleiter kamen? Wußten
zwei Millimeter große Geschöpfe noch etwas von Weltraumfahrt oder Astronomie? Nein, dachte
Redhorse, das alles hatten sie bestimmt vergessen. Die Tragik des Untergangs dieses Volkes kam
dem Offizier schmerzhaft zum Bewußtsein.
Redhorse wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür neben der Leinwand öffnete und
drei Bunkerköpfe hereinkamen. Unmittelbar neben seinem Lager blieben sie stehen. Ihre Köpfe
besaßen keine Augen, aber Redhorse war sicher, daß diese Wesen ihn durch einige der vielen Linsen
beobachten konnten. Es war unangenehm, nicht zu wissen, von welcher Seite man angestarrt
wurde.
Einer der Bunkerköpfe zeigte zur Leinwand.
Redhorse nickte heftig. Ja, er hatte verstanden. Er hob seine Hand, legte den Daumen in die
Innenseite und streckte den Wesen vier Finger entgegen. Vielleicht begriffen sie, daß er nach
seinen Begleitern fragte.
Einer der Bunkerköpfe sprühte etwas Flüssigkeit über das Netz, das Redhorse gefangenhielt.
Gleich darauf war der Captain frei. Er richtete sich langsam auf, um die drei Fremden nicht zu
einer unbedachten Handlung zu veranlassen. Seine Pistole war verschwunden, es war also sinnlos,
daß er sich zur Wehr setzte.
Die drei Roboter führten Don Redhorse aus dem Raum. Sie gelangten in ein düsteres Gewölbe, das
nur von wenigen Lampen erhellt wurde. Redhorse vermutete, daß sie sich tief unter der
Gebirgsfestung befanden. Überall sickerte Wasser von der Decke. Die Luft war schlecht. Redhorse
glaubte das Stampfen einer Maschine zu hören, vielleicht handelte es sich um eine Pumpe. Vor
einem Metallgitter blieben die Bunkerköpfe stehen. Das Gewölbe verbreiterte sich an dieser Stelle
und mündete in einen trichterförmigen Schacht. Aasgeruch schlug Redhorse entgegen. Einen
fürchterlichen Augenblick lang dachte er, daß man ihn in den Schacht stoßen würde, doch dann
öffneten die Bunkerköpfe das Gitter und gingen vor Redhorse auf das Loch zu.
Zögernd folgte ihnen der Captain. Sie warteten geduldig, bis er neben ihnen stand. Da ertönte
ein Brüllen, das die Erde erzittern ließ. Redhorse wich halb betäubt zurück. Die Bunkerköpfe
warfen sich auf den Boden und ruderten mit den Armen. Verwirrt näherte sich Redhorse dem
Schachtrand. Sein Puls jagte. Er reckte sich weit vor, um einen Blick in die Tiefe zu wagen.
Die Bunkerköpfe gebärdeten sich wie toll. Redhorse begann zu ahnen, daß sie durch ihr
Verhalten Ehrfurcht ausdrücken wollten. Der Captain glaubte einen bösen Traum zu erleben.
Zunächst sah er nur die graue Wand auf der anderen Seite des Schachts. Dann erblickte er das
Ungeheuer. Es war so gewaltig, daß der Captain nur einen Teil von ihm sah. Es lag auf dem Grund
des Schachts, halb in einer grünen Flüssigkeit versunken. Für
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