Silberband 022 - Schrecken der Hohlwelt
danach seine Ausweichmanöver zu vollführen, als er
Rhodans Stimme über den Funk hörte:
»Tolot, leben Sie noch?«
Der Haluter schätzte die Höhe, in der er und Gucky sich jetzt befanden, auf gut acht
Kilometer. Er gab seinem Körper den primären Zustand zurück, hielt Ausschau, konnte aber weder
eine Spur von Rhodan noch vom Doppelkopfmutanten Goratschin entdecken.
Er führte es auf das grelle Licht aus der langen, tiefen Schlucht zurück, in der ein
gleißender Feuerorkan tobte.
»Tolot …?« Er hörte wieder Rhodans Stimme.
Da antwortete er: »Ich komme mit Gucky. Setzen Sie einen Peilstrahl ab, damit ich Sie finden
kann, Rhodan.«
Mory schwankte, als sie in einem der Männer, die auf den Platz der Stadt
herunterschwebten, ihren Mann erkannte. Sie mußte gehalten werden, um nicht zu fallen, dann aber
riß sie sich los und rannte mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Er hatte gerade noch Zeit,
seinen Raumhelm zurückzuklappen, als ihre Arme ihn umschlangen.
Als Loorn auf sie zutrat, befand sich Lamon in seiner Begleitung. Der Diener der Blauen
Herrscher war verzweifelt.
Perry Rhodan fühlte Mitleid mit diesem Schnorchel in sich aufsteigen.
Seine Götter waren nicht mehr. Die Überlieferungen und Vorschriften der Zeremonien waren
Schall und Rauch geworden.
Gucky, der sich inzwischen wieder erholt hatte, musterte den alten Schnorchel eindringlich und
teilte ihm schließlich telepathisch mit: »Lamon, sieh dich um. Die Blauen Herrscher sind nicht
mehr. Kein Schnorchel wird mehr sein Leben opfern müssen. Die Zeit der immer wiederkehrenden
Opferungen ist vorbei. Dein Volk darf aufatmen, und deine Aufgabe als Diener der Blauen Herrscher
ist beendet. Aber du hast nun eine neue Aufgabe: du sollst Diener deines Volkes werden. Verkünde
ihm ein freies Leben, ohne Angst vor weiteren Opferungen.«
Gucky unterbrach den telepathischen Kontakt und informierte Rhodan über das, was er Lamon
mitgeteilt hatte.
Inzwischen war es dunkel geworden. Das rote Licht am Himmelsgewölbe ließ die Landschaft in
einer eigenartigen Dämmerung erscheinen.
Rhodan dachte an das Schicksal der CREST. Es war höchste Zeit, sich um das Schiff und seine
Besatzung zu kümmern. Er informierte Gucky von seinen Überlegungen und ersuchte ihn, Loorn um
Hilfe zu bitten.
Gucky schaltete sich in die Gedanken Loorns ein. Der Schnorchel reagierte dankbar und prompt.
Nur wenige Minuten später standen den Terranern die schnellsten Fahrzeuge zur Verfügung, die
Loorns Volk besaß. Nach zwei Stunden holpriger Fahrt war die CREST II erreicht. Wie ein
gigantischer Ball lag das Schiff auf dem Felsboden.
Die Schnorchel, die mitgekommen waren, starrten ehrfürchtig auf die riesige Kugel, in deren
Innerem – wie Gucky inzwischen festgestellt hatte – die Besatzung soeben dabei war,
sich von den Folgen der vorangegangenen Ereignisse zu erholen.
Doch obwohl die Besatzung anscheinend wohlauf war, reagierte die CREST nicht auf die
Funksprüche, die Rhodan senden ließ. Schließlich wurde es Gucky zu dumm.
Er konzentrierte sich und rematerialisierte auf Oberst Cart Rudos Schoß, der im Pilotensitz
saß und regelrecht vor sich hindöste.
»Hallo, Cart, einen schönen Gruß von Perry. Er läßt fragen, wann du so freundlich bist, dein
Schiff aufzumachen! Oder soll er sich die Finger wundklopfen?«
Der Epsaler stieß einen Schrei aus, sprang auf, rannte mit Gucky zur Funkzentrale und schrie
die überraschten Männer an: »Perry Rhodan steht draußen. Los, laßt den Funk laufen!«
»Oberst«, sagte einer, »wir haben doch keinen Strom …«
Gucky hatte die Lage erfaßt. Er nahm Oberst Cart Rudo im Teleportersprung zur Hauptschleuse
mit.
»Zum Teufel, Gucky, was war das?« fragte Rudo und rieb sich seinen Stiernacken.
»Das ist bei jedem Sprung hier in Horror ein Gruß vom Energiekern, Cart. Jetzt hast du auch
mal erlebt, was ich in diesem verdammten Hohlplaneten schon alles mitgemacht habe. Aber gib schon
den Befehl, die Schleuse zu öffnen. Ich springe zu Bert Hefrich, damit er Strom
herunterschickt!«
Der Kleine war verschwunden. Oberst Rudo sah sich von Männern seiner Besatzung umringt.
Da leuchteten neben der Hauptschleuse die Kontrollen auf. Strom war vorhanden. Oberst Rudo
schaltete. Er sah, wie das gewaltige Schleusentor sich öffnete; er sah, wie die Rampe langsam
ausfuhr, und er erkannte auf einen Blick, daß sein stolzes Schiff ohne Teleskopstützen auf
nacktem Fels lag.
Aber das alles zählte
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