Silberband 024 - Die Para-Sprinter
gesondert behandelt werden.
Harpers dunkle Stachelhaare kontrastierten zum fleckenlosen Weiß des Kissenbezuges. Der
Captain war ärgerlich.
Hegete zog das Kunstbein unter die Decke zurück.
»Deine tiefsinnige Tätigkeit geht uns auf die Nerven«, sagte Cole. »Also hör endlich auf.«
»Nerven? Hast du Nerven? Bist du sicher, daß du Gewebeverbindungen besitzt, die man Nerven
nennen kann? Ganz sicher?«
Hegete richtete sich ebenfalls auf. Er sah zu Harper hinüber. Heghas schmales Gesicht zuckte
in innerer Unruhe.
Arcus gebrauchte ein Schimpfwort. Sein Blick war so drohend, daß der Robotiker den Mund schloß
und abwinkend die alte Liegestellung einnahm.
»Ihr seid einfach fertig«, behauptete er flüsternd. »Hier gibt es keine Abhöranlagen.
Zumindest konnten wir keine finden.«
»Man wird uns bald zur Erde in eine Spezialklinik bringen«, lenkte Son-Hao hastig ab. Seine
Augen flackerten. »Verdammt, Hegete, du sollst den Mund halten.«
Der Mann, der sich Halgor Sörlund nannte, stapfte in gebeugter Haltung auf sein Bett zu und
ließ sich auf den Rand nieder.
Er fühlte wieder das eigenartige Drängen und Rumoren, das tief aus seinem Innern aufstieg und
ihn unsicher machte.
Was – was war bei der Duplizierung übersehen worden? Die echten Agenten waren längst tot.
Vorher hatten die fünf Terraner in dem Multiduplikator gelegen, der ihre Körper Atom für Atom
abgetastet und nachgebaut hatte.
Das, was daraus entstanden war, unterschied sich in nichts von den Originalen.
Es gab keine Unterschiede; es konnte keine geben! Die fünf Duplikate hatten vor ihren
Originalen gestanden und sie mit ihren Stimmen, ihrem Wissensschatz und ihren Gesten
angesprochen. Sie wußten alles über die Terraner Sörlund, Son-Hao, Harper, Hegha, Arcus.
Dennoch hatten sie oft das Gefühl, als wäre bei der Reproduktion etwas übersehen worden. Was
konnte es sein?
Sörlund drehte den Kopf. Er war ein Mensch, daran konnte es keinen Zweifel geben. Er
hatte von dem echten Sörlund alles übernommen – physisch und psychisch.
Woher kam dann dieses drängende Bohren und Hämmern? Die Beschleunigung des Pulses und das
jählings aufbrennende Gefühl der Hoffnungslosigkeit? Und dann die unerklärlichen
Erinnerungslücken, die jeder von ihnen zu besitzen schien!
Sörlund legte sich zurück. Dabei dachte er an den Unbekannten, der vor drei Tagen zum
erstenmal aufgetaucht war.
Sörlund umkrampfte die Ränder seines Bettes. Seine dürren Finger gruben sich in das
Schaumstoffmaterial ein.
Dieser Fremde! Er trug die Uniform eines terranischen Geheimdienstoffiziers und stand im Range
eines Generalmajors. Er sollte der neue Abwehrchef von Kahalo sein.
Sein Name war Tronar. Er war plötzlich gekommen; grußlos und mit den geschmeidigen Bewegungen
einer Wildkatze. Er hatte sich durch den Türspalt geschoben und hatte dann vor den fünf
Genesenden gestanden, ohne ein Wort zu sprechen.
Zwanzig Minuten lang hatte er sie beobachtet. Seine Tonnenbrust hatte sich dabei nicht bewegt.
Sörlund hatte den Eindruck gehabt, als hätte ein grünhäutiges Gespenst im schwachen Licht der
Nachtbeleuchtung gestanden.
Dann war er wieder gegangen; ebenso grußlos und geschmeidig wie er gekommen war.
Sie hatten ihn angesprochen, doch er hatte höchstens einmal dünn gegrinst. Es war ein kaltes
Grinsen gewesen, das man nicht enträtseln konnte.
Sörlund fror plötzlich. Draußen wurde es dunkel. Das Abendessen war bereits von zwei Pflegern
serviert worden. Man nahm Rücksicht auf den Gesundheitszustand der fünf Männer, die aus einem
zermürbenden Ferneinsatz heimgekehrt waren.
Das war alles in Ordnung. Es paßte in das Schema, das sich die fünf Duplos von den führenden
Persönlichkeiten des Solaren Imperiums gemacht hatten. Sie waren entgegenkommend und
rücksichtsvoll zu Männern, die im Interesse der Menschheit alles riskiert hatten. Selbst Atlan
schien inzwischen sein Mißtrauen abgelegt zu haben.
Das Eßgeschirr stand noch auf den Klapptischen. Man würde es bald abholen und anschließend die
Nachtbeleuchtung einschalten. Ob der Grüne dann wiederkam? Ob er sie erneut zwei- oder gar
dreimal besuchte, nur um sie zu fixieren und ab und zu einmal dünn zu grinsen?
Sie dachten alle daran. Son-Hao fühlte die beginnende Panikstimmung. Er versuchte, sie mit
einem Raumfahrerfluch zu kompensieren. Der Ausdruck paßte nicht zu ihm. Solche Worte wirkten nur
dann, wenn sie von bulligen Männern wie Imar Arcus benutzt
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