Silberband 024 - Die Para-Sprinter
öffnete die Gürtelschnalle, drückte auf die beiden mittleren Nieten und zog einen
winzigen Spezialsender hervor.
»Ja?« Unwillkürlich senkte er seine Stimme zu einem Flüstern.
Auf abgesicherter Hyperfunkwelle sprach Grek-1 zu ihm.
»Ein terranisches Flottenaufgebot ist im Anflug. Du mußt jetzt das Ausschleusungsmanöver
vorbereiten.«
»Ja«, sagte Woolver.
»Woolver …«, Greks Stimme klang gedehnt.
»Ja?«
»Du mußt an die Verletzungen denken.«
»Ja«, sagte Woolver zum viertenmal.
Die Verbindung wurde unterbrochen. Sorgfältig verschloß Tronar den Mikrosender wieder im
Gürtelversteck.
Tronar Woolver legte die Bombe auf den Kartentisch. Jede einzelne Bewegung, die er jetzt
ausführte, hatte er an Bord des Maahkschiffes immer wieder üben müssen. Grek-1 wollte
sichergehen.
»Den Deckel abnehmen«, sagte Woolver leise und löste das Oberteil der Bombe. Die beiden Teile,
die jetzt vor ihm lagen, waren allein völlig ungefährlich. Zusammengefügt und gezündet jedoch,
würden sie die ASTAGUN in eine atomare Wolke verwandeln.
»Die Zündung einstellen«, sagte Woolver monoton.
Ein einziger schwacher Impuls, den er mit seinem Spezialsender ausstrahlen konnte, würde die
Explosion hervorrufen.
»Den Deckel wieder befestigen«, sagte Woolver.
Er ließ die Bombe auf dem Kartentisch liegen. Seltsam, dachte er. Es geht kaum in
meinen Verstand, daß alles hier in kurzer Zeit nicht mehr existieren wird.
Er ging zum Ausgang der Zentrale. Da kehrte der Schatten in seine Erinnerung zurück, und er
zuckte zusammen. Einen Augenblick stand er mit hängenden Schultern da und sah sehr müde und
verlassen aus. Jetzt, da er sich des Schattens erinnerte, erschien ihm die Stille des Schiffes
noch unerträglicher.
Noch einmal blickte er zum Kartentisch zurück. Die Bombe lag scheinbar ungefährlich an ihrem
Platz.
»Schatten, wenn du nur die geringste Macht besitzt, verhindere die Explosion«, flüsterte der
Duplo.
Er beeilte sich, aus der Zentrale zu kommen, und schlug die Richtung zum Hangar ein.
Hoffentlich kehrten die Terraner nicht um, weil er die Notrufe jetzt eingestellt hatte.
Inzwischen würden sie jedoch die ASTAGUN geortet haben und mit ihren Schiffen eine Kugelschale um
sie bilden.
Der Weg zum Hangar kam Woolver endlos vor. Er vermied es, die harten Sohlen des Raumanzuges
fest auf den Boden zu setzen, weil ihn jeder hörbare Schritt glauben ließ, der Schatten sei
körperlich geworden. Im Hangar hatte er das kleinste Beiboot für seine Flucht bereitgestellt.
Bevor er es jedoch startete, mußte er noch etwas tun.
Der schlimmste Teil seines Auftrages stand bevor. Lange Zeit hatte er bezweifelt, ob er
überhaupt in der Lage sein würde, diesen Befehl auszuführen.
Das Wesen, das wie Tronar Woolver aussah, kroch durch die Schleuse ins Beiboot. Es schaltete
den einzigen Bildschirm ein, der ihm zeigen würde, wann die Zeit zum Ausschleusen gekommen
war.
»Und nun, Schatten«, sagte Woolver, »ist die Zeit gekommen, da ich Hilfe brauchen könnte.«
Aber da war niemand, der dem einsamen Wesen hätte helfen können. Der Duplo wußte es. Die
erfolgte Konditionierung und die Sicherheitsschaltung in seinem Körper zwangen ihn dazu, die
Befehle des Maahkkommandanten auszuführen.
Mit einem Ruck zog Tronar Woolver seine Thermowaffe.
Ein Knopfdruck ließ die Schleuse zugleiten. Woolver wartete, bis innerhalb des kleinen
Schiffes der normale Druck hergestellt war. Seine Füße zuckten. Er hatte ein Gefühl, als müßte er
sich übergeben.
Er hob die Waffe und drückte ab. Dreimal hintereinander. Dann wälzte er sich stöhnend vor den
Kontrollanlagen des Beibootes.
Tronar Woolver, das Duplikat des USO-Spezialisten hatte den Befehl Greks ausgeführt und sich
selbst schwere Verletzungen zugefügt.
Die sengenden Hitzestrahlen hatten jedoch nicht nur Schmerzen in seinem Körper ausgelöst. Sie
schienen auch eine andere Wirkung zu haben.
Der Schatten war aus der Erinnerung des Duplo verschwunden.
Der falsche Woolver benötigte Minuten, bis er die Schmerzen überwunden hatte. Er wagte nicht,
an sich herabzublicken.
Mühsam kroch er bis vor den Bildschirm. Es gelang ihm, mit einer Hand über die verrußte
Sichtscheibe seines Helms zu wischen. Er hoffte, daß die terranischen Schiffe jetzt möglichst
schnell auftauchten, denn er befürchtete, daß er nicht mehr lange bei Bewußtsein bleiben
konnte.
Die Hangarschleuse hatte sich inzwischen geöffnet, so daß er nur den
Weitere Kostenlose Bücher