Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Marshalls Schädel. Es sah aus, als hätte er ihn liebkosen wollen. Eine Sekunde später hing
der Telepath besinnungslos in den Armen des Haluters.
»Er wird leider eine Gehirnerschütterung davongetragen haben. Behandeln Sie ihn entsprechend«,
sagte der Haluter ruhig. »Es tut mir sehr leid. Ich mußte ihn auffangen.«
Ein kleiner, schmalbrüstiger Mann mit strähnigen Haaren zwängte sich an ihm vorbei. Dr. Falby
gehörte zur astromedizinischen Elite der Menschheit. Er hatte durchdringend scharfe Augen, lachte
selten und besaß einen beißenden Humor.
Falby war aus der Araschule hervorgegangen. Er wußte, wie er Mutanten zu behandeln hatte.
Er fixierte den Haluter und deutete wortlos auf ein Konturlager. Als John darauf niedergelegt
worden war, begannen seine Glieder zu zucken. Sein Stöhnen ließ die Männer zusammenfahren.
»Gehirnerschütterung?« wiederholte Falby die Worte des Haluters. »Ich möchte, wenn Sie gütigst
gestatten, lieber von einem Schädelbruch sprechen.«
Tolots Arme baumelten an dem Gigantenkörper herab. Er machte sich bittere Selbstvorwürfe.
»Es tut mir leid«, brach es aus dem rachenartigen Mund hervor. »Ich konnte nicht vorsichtiger
sein. Mein armes Kleines …!«
Kasom umfaßte mit beiden Händen Tolots linken Handlungsarm und zog ihn zur Seite. Er kannte
die Seelenqual des eingeschlechtlichen Riesen. Seine Mutterinstinkte konnten ihn in solchen
Fällen zu unüberlegten Handlungen verleiten.
»Beruhigen Sie sich, Freund. Es war nicht einmal ein Klaps. Kommen Sie.«
»Hypnonarkotin, schnell«, klang Falbys Stimme auf. Ein Medo-Sergeant reichte ihm die
Automatspritze.
»Muß das sein?« erkundigte sich Rhodan.
»Es muß. Sie können einen Mutanten von seiner Art nicht beruhigen, indem Sie ihn besinnungslos
schlagen. Der Psi-Sektor seines Hirns spricht nach wie vor auf Dinge an, die wir nie begreifen
werden.«
Falby injizierte in Höhe des Hinterhauptloches. Sekunden später lag Marshall still. Falby fuhr
sich mit dem Ärmel seiner Kombination über die blonden Haare.
Er schritt zu dem Mausbiber hinüber und beugte sich über ihn. Gucky war völlig verkrampft.
Jedermann wußte, daß etwas Unheimliches geschehen war, dem Marshall nicht standhalten konnte.
»Kleiner, hörst du mich?« fragte Falby eindringlich. »Nein, nicht aufrichten; nicht die
Abwehrkonzentration unterbrechen. Bewege die Ohren als Bejahung. Bei Verneinung stillhalten,
verstanden?«
Guckys runde Ohren bewegten sich. Don Redhorse nahm wieder im Drehsessel hinter der Feuerorgel
Platz und entsicherte den Impulsgeber für die Transformkanone. Er verfolgte die Geschehnisse auf
dem Bildschirm.
»Ich will meine Vorfahren aus den ewigen Jagdgründen zurückholen, wenn es hier nicht schlecht
riecht«, murmelte er vor sich hin.
»Ich würde behaupten, es stinkt, Sir«, sagte ein rothaariger Hüne neben ihm. Sein Name war
Joel Inshonc.
»Ich wollte mich gewählter ausdrücken, Sergeant. Halten Sie Ihre Desintegratoren klar.«
Dr. Falby fragte weiter. Die Männer, die nicht zur Stammbesatzung der KC-10 gehörten,
umringten ihn. Rhodan und Atlan standen am Kopfende des Konturlagers.
»Gucky, Marshall liegt in Tiefnarkose. Er hielt nicht durch. Wir hätten ihn nicht mitnehmen
sollen. Ist es richtig, daß vor einigen Minuten ein neuer Para-Überfall erfolgte?«
Gucky bewegte die Ohren.
»Sehr stark?«
Die Ohren bewegten sich erneut.
»Sind es wieder Hilferufe?«
Der Mausbiber bejahte.
Nach fünf Minuten wußte Falby, was geschehen war. Einige der fremden Raumschiffe hatten die
Kreisbahn verlassen. Gucky hatte verwaschene Hirnimpulse aufgefangen. Gleich darauf begannen die
unbekannten Telepathen des Planeten Rando I zu rasen. Sie schrien nicht nur um Hilfe! Diesmal
wollten sie sich wehren. Eine Welle unbeschreiblichen Hasses strahlte von ihnen aus. Niemals
zuvor, so antwortete Gucky auf Falbys Frage, hätte er derartige Impulsströme des Hasses, des
Vernichtungswillens und einer damit verbundenen Opferbereitschaft aufgenommen.
Dann begann auch der Kleine zu wimmern. Falby gab ihm Hypnonarkotin in geringer Dosis. Der
Mausbiber reagierte darauf nicht mit einer Vollnarkose, sondern nur mit einer begrenzten
Lahmlegung seines Nervensystems. Es half ihm, den Ansturm zu überwinden. Falby richtete sich auf
und sah sich nach Rhodan um. Der Terraner schaute angespannt auf den Arzt hinunter.
»Nun? Haben Sie einen guten Vorschlag zu machen, Doc?«
»Den besten, den es geben kann.
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