Silberband 026 - Kontrollstation Modul
behauptete allerdings, der Mausbiber würde keine Schmerzen
empfinden.
Draußen begann das Plasma zu wallen. Rollende Dünen aus braunschwarzer Masse bewegten sich auf
die näherkommenden Fremdschiffe zu. Sie schwebten als leuchtende Phantome in der Luft und
reflektierten tausendfältig die Sonnenstrahlen.
Das Gebirge, hinter dem die Korvette gelandet war, verschwand plötzlich. Es floß auseinander,
bildete einen zähen Brei und wölbte sich dann ebenfalls zu diesen Dünen auf, die mit hoher
Geschwindigkeit auf den Gegner zuwanderten.
Niemand an Bord der KC-10 sprach ein Wort. Die Männer saßen auf ihren Gefechtsstationen und
starrten zu den Bildschirmen hinauf. Niemals zuvor hatten menschliche Augen Dinge wie diese
erblickt.
Eine ungeheure Kreatur, die durch ständige Zellteilung so groß geworden war, daß sie einen
kleinen Planeten mit einer kilometerdicken Schale aus Plasma umschloß, wehrte sich gegen die
sonnenheißen Energiebahnen, die unaufhörlich aus den fremden Raumschiffen hervorzuckten.
Die Plasmadünen bildeten nahe der Kampfzone plötzlich kegelförmige Türme, die steil in den
Himmel hineinwuchsen und versuchten, die Schiffswandungen zu erreichen.
Es gelang ihnen nie! Plötzlich erkannten die Terraner, weshalb diese Raumfahrzeuge so starke
Abwehrschirme aufgebaut hatten. Wenn das hochschießende Plasma damit in Berührung kam, verdampfte
es unter grellen Leuchterscheinungen. Dann lief ein unhörbarer Schrei um die Welt, die man Rando
I genannt hatte.
Jedesmal, wenn ein tastender Turmfinger verkohlend in sich zusammenstürzte, begannen Gucky und
Marshall zu stöhnen. Sie vernahmen die Rufe des Schmerzes trotz der tiefen Betäubung.
Rhodan gelang es erst allmählich, sich von dem Schock zu erholen, den ihm Gucky durch seine
letzte Meldung versetzt hatte. Jetzt begriff er, warum die Telepathen bereits früher keine
Gehirnimpulse des Plasmas auffangen konnten. Die Gemütsverfassung des Plasmas hatte das
Denkzentrum überlagert, so daß registrierbare Denkimpulse blockiert wurden.
»Gucky hatte recht«, gab Atlan nach einigen Minuten des Schweigens zu. »Wir waren blind,
anderenfalls hätten wir uns von Anfang an darüber klar sein müssen, welches Geheimnis dieser
Planet verbirgt.«
»Du magst recht haben, Atlan«, erwiderte Rhodan. »Aber bedenke, daß wir auf eine derartige
Begegnung nicht vorbereitet waren. Nach den Informationen, die uns – sowohl vom
Zentralplasma als auch durch die jüngsten Ereignisse auf Destroy – zur Verfügung standen,
mußten wir annehmen, daß sich die Heimatwelt des Plasmas irgendwo im Randbereich Andromedas
befindet. Wir wußten zwar, daß die Urwelt des Plasmas vor vielen tausend Jahren von den Laurins
aus der ursprünglichen Umlaufbahn ihres Zentralgestirns herausgerissen wurde, um die
rebellierenden Posbis unter Druck zu setzen, aber daß man sie durch den Leerraum hierher versetzt
hatte, damit rechnete niemand.«
»Und wir wissen inzwischen auch, daß die eigentlichen Verantwortlichen für diese Geschehnisse
nicht die Laurins, sondern die Meister der Insel waren«, fügte Atlan wütend hinzu.
Rhodan nickte. Er dachte daran, wie das alles begann. Im Jahr 2112 traf die Menschheit auf die
biologisch-positronischen Roboter und ihre Erbfeinde, die Laurins. Durch die damaligen Ereignisse
wurde die Galaxis beinahe in den Abgrund gerissen – bis es dem Zentralplasma mit Hilfe der
Terraner gelang, die Gefahr abzuwenden, die Haßschaltung zu beseitigen und die Laurins zu
vertreiben. Aus Dankbarkeit für die terranische Hilfe wurde das Zentralplasma zum wertvollsten
und zuverlässigsten Bündnispartner Terras und gewährte der Menschheit jede erdenkliche Hilfe. Das
wohl wichtigste Geschenk, das Rhodan von den Posbis erhielt, waren die Konstruktionspläne der
Transformkanone. Das Plasma hatte damals lediglich einen Wunsch geäußert: die Mutterwelt zu
finden und aus der Knechtschaft zu befreien. Damals freilich war von den eigentlichen
Drahtziehern, den Meistern der Insel, noch nichts bekannt.
Rhodan hatte dem Zentralplasma versprochen, sich um dessen Mutterwelt zu kümmern, sobald die
Menschheit in der Lage war, den großen Abgrund zwischen den beiden Galaxien zu überwinden.
Inzwischen hatte man das Geheimnis der Laurins enträtselt und erfahren, daß auch sie von den MdI
versklavt und mißbraucht wurden. Und nun standen Terraner auf der Welt, die eigentlich in
Andromeda vermutet worden war.
Aus irgendwelchen Gründen
Weitere Kostenlose Bücher