Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Offizier ließ Loor Tan
keine Sekunde aus den Augen. Jedes Zögern des Gleamors konnte bedeuten, daß sich Loor Tan
entschlossen hatte, die Richtung zu ändern und die Terraner an einen verkehrten Platz zu
führen.
Als sie den Waldrand erreichten, rief Redhorse Surfat zu sich.
»Setzen Sie Mister Jefferson auf den Boden«, befahl er dem Korporal. »Ich nehme an, daß das
Tier die Richtung kennt, die wir einschlagen müssen.«
Sie kamen immer langsamer voran. Redhorse begann allmählich zu befürchten, daß Loor
Tan sie doch überlistet hatte. Er hätte eine Pause angeordnet, doch er wollte nicht, daß der
Gleamor merkte, wie schlecht es um die Raumfahrer bestellt war.
Brazos Surfat war an das Ende der Gruppe zurückgefallen. Mehr als jeder andere litt der
korpulente Mann unter der doppelten Erdschwere. Redhorse selbst hatte heftige Kopfschmerzen und
fühlte sich ausgehöhlt und niedergeschlagen. Es kam ihm vor, als hätte er einen dreitägigen
Marsch hinter sich, obwohl sie höchstens einige Stunden unterwegs waren.
Gilliam und Doutreval hatten Pilze eingesammelt, doch die Nahrung war den Männern diesmal
nicht bekommen. Redhorse spürte einen dumpfen Druck in der Magengegend. Allein die Aussicht, die
Space-Jet wiederzusehen, hielt ihn aufrecht. Den anderen erging es wahrscheinlich ebenso. Längst
hatten sie aufgehört, sich zu unterhalten. Nur Redhorse stieß ab und zu einen Befehl hervor, der
Loor Tan galt.
Der Gleamor schien alles widerspruchslos hinzunehmen. Die Terraner konnten nicht feststellen,
ob sie jetzt den gleichen Weg benutzten, auf dem sie vor einem Tag zum Sumpf marschiert
waren.
Zwischen Redhorse und Loor Tan watschelte unverdrossen Mister Jefferson. Das Tier schien zu
spüren, daß Surfat zu schwach war, um es zu tragen. Redhorse hoffte, daß der Instinkt Mister
Jefferson den richtigen Weg einschlagen ließ, wenn Loor Tan sich zu einem Betrug entschließen
würde.
Endlich stießen sie auf den breiten Weg, der zur Ansiedlung der Eingeborenen führte. Loor Tan
blieb abwartend stehen. Die erschöpften Männer lehnten sich gegen Pilzstämme. Der Strahler in
Redhorses Hand schien Zentner zu wiegen.
»Ich hätte nicht geglaubt, daß wir überhaupt bis hierher kommen würden«, gestand Olivier
Doutreval. Er deutete auf Loor Tan. »Was geschieht jetzt mit ihm?«
»Er wartet offenbar darauf, daß wir ihn freilassen«, stellte Redhorse fest, »doch daraus wird
nichts. Er muß für uns eine der Energieblasen fliegen, denn ich glaube nicht, daß wir etwas mit
diesen Apparaten anfangen können.«
Loor Tan verbarg seine Enttäuschung nicht, als Redhorse in die entgegengesetzte Richtung des
Eingeborenendorfes zeigte und dem Anführer der Gleamors bedeutete, daß er die Terraner weiterhin
begleiten mußte. Der Gleamor stieß einen wütenden Ruf aus und stampfte mit einem Fuß auf den
Boden.
»Sir!« schrie Gilliam in diesem Augenblick.
Redhorse erschrak und fuhr herum. Auf der anderen Seite des Weges näherten sich mehrere
Gleamors. Sie wußten offenbar nicht, was sie unternehmen sollten, denn sie bewegten sich nur
zögernd.
Mit einem Satz war Redhorse neben Loor Tan und preßte ihm die Mündung der Waffe in die
Seite.
»Laß dich nicht zu irgendwelchem Unsinn verleiten, mein Freund«, sagte er drohend.
Er konnte spüren, wie Loor Tan vor Erregung zitterte. Die Gleamors diskutierten heftig.
»Es sind sechzehn Eingeborene«, sagte Surfat atemlos. »Zum Glück haben sie keine Waffen bei
sich.«
Einer der Gleamors rief seinem Häuptling etwas zu. Loor Tan gab keine Antwort, weil Redhorse
den Druck mit der Waffe verstärkte. Der Offizier ahnte, daß sie auf die Dauer die Eingeborenen
nicht zurückhalten konnten. Deshalb mußten sie möglichst schnell die Energieblasen erreichen.
»Wir kümmern uns nicht um sie, solange sie uns nicht angreifen«, entschied Redhorse. »Wir
müssen uns beeilen.«
Er wunderte sich, daß er noch kräftig genug war, um sich erneut zum Vorwärtsgehen zwingen zu
können. Jeder Schritt bedeutete eine neue Qual. Es kostete ihn Mühe, Loor Tan ununterbrochen mit
dem Strahler zu bedrohen. Mit einem Seitenblick überzeugte er sich, daß ihm alle Männer folgten.
Hinter den Raumfahrern kamen die Verfolger. Die Gleamors wagten sich jedoch nicht näher als
zwanzig Meter heran. Sie waren klug genug, um zu erkennen, daß ihrem Anführer Gefahr drohte.
Redhorse glaubte jedoch nicht, daß sie das zurückhalten konnte, wenn sie begriffen, daß ihre
Weitere Kostenlose Bücher