Silberband 026 - Kontrollstation Modul
Untergang Sirens waren vierzehn Tage vergangen. Die Blaurüssel-Schiffe hatten sich
inzwischen aus dem Tri-System zurückgezogen. Nichts deutete darauf hin, daß innerhalb Andro-Betas
irgendeine besondere Aktivität herrschte, um nach den Schuldigen für Sirens Ende zu suchen. Nach
dem anfänglichen Chaos, unmittelbar nach der Zerstörung des Gleam-Mondes, war Ruhe eingekehrt.
Und nicht wenige Terraner vermuteten, daß es die Ruhe vor dem Sturm war.
Die fünf Schlachtraumer und die sechs Frachter standen bewegungslos an ihrer alten Position,
500 Lichtjahre vom Rand der Kleingalaxis entfernt.
Oberst Cart Rudo wollte sich gerade von Oberstleutnant Brent Huise, seinem Ersten Offizier,
ablösen lassen, als der Interkom summte. Auf dem Bildschirm erschien Rhodans Gesicht. Er sprach
von seiner Kabine aus.
»Oberst, können Sie eine Besprechung der leitenden Offiziere anberaumen … in der Messe.
Bitten Sie auch Atlan von der IMPERATOR her. Dazu Melbar Kasom, Icho Tolot, Wuriu Sengu und den
Kommandanten der Korvette KC-38. Gucky brauche ich wohl kaum aufzuführen. Wie ich ihn kenne, hat
er sich bereits telepathisch informiert. Ich würde sagen – in einer Stunde. Kann ich mich
darauf verlassen?«
»Selbstverständlich. In einer Stunde in der Messe.«
Rudo starrte eine Weile auf einen anderen Schirm, auf dem der Betanebel so klar und deutlich
stand, als könne man ihn mit der Hand greifen. Dann nickte er und drückte gleichzeitig mehrere
Knöpfe ein.
Bildschirme wurden hell; Gesichter sahen Rudo erwartungsvoll an.
Der Oberst gab Rhodans Befehl weiter.
Etwa zwanzig Personen waren in der Messe versammelt. Tolot, der riesige Haluter,
saß an einem Kopfende des langen Tisches, weil sonst kein Platz für ihn gewesen wäre. Kasom saß
neben ihm. Am anderen Kopfende hatte Rhodan neben Atlan Platz genommen. Irgendwo in der Mitte
zwischen den Offizieren hockte der kleine Mausbiber Gucky auf zwei ineinandergeschobenen Stühlen
mit todernstem Gesicht. Man sah ihm an, welche Mühe er sich gab, seriös zu erscheinen.
Rhodan überflog die Versammlung mit einem kurzen Blick, dann sagte er:
»Was Andro-Beta betrifft, so scheint die Situation derzeit ruhig zu sein. Die Meister der
Insel haben eine Niederlage hinnehmen müssen. Unser ursprüngliches Ziel, die Errichtung eines
sicheren Stützpunktes, muß daher neuerlich in Angriff genommen werden. Wie wir alle wissen,
wartet Reginald Bull im Schrotschuß-System auf unsere Nachricht, um weitere Nachschubschiffe
hierherzuschicken. Desgleichen müssen wir auch der Besatzung Trojas eine Nachricht übermitteln
und uns vergewissern, daß dort alles in Ordnung ist.
Ich habe daher beschlossen, zuerst ein Schiff auszusenden, das sich um Troja kümmert. Wenn
diese Sache geklärt ist, können wir uns um den Standort des Stützpunktes kümmern. Ich selbst
werde am Flug zum Planetoiden Troja teilnehmen, während Atlan das Kommando hier übernimmt. Es ist
Ihnen wohl allen klar, daß unser Unternehmen Brückenkopf scheitern muß, wenn wir uns damit
begnügen, hier einfach abzuwarten, was unser Gegner als nächstes unternimmt. Die Initiative muß
bei uns liegen. Wir müssen den Meistern ihre Handlungen aufzwingen.«
Rhodan wandte sich an einen der Offiziere:
»Captain Thomas, Sie werden sich schon denken können, warum ich Sie aufforderte, an dieser
Besprechung teilzunehmen. Sie sind Kommandant der KC-38. Ich plane, die erwähnte Expedition mit
einer Korvette durchzuführen.«
Thomas, ein noch junger Mann mit dunklen Haaren und blauen Augen, nickte. Er war schlank und
sah gut aus. In seinen auffällig großen Augen war ein seltsamer Glanz.
»Ich schätze mich glücklich, Sir, daß Sie mein Schiff dazu ausersehen haben, an der Expedition
teilzunehmen.«
Rhodan lächelte.
»Purer Selbsterhaltungstrieb, Captain. Sie sind als besonnener Offizier bekannt – und bei
dem bevorstehenden Unternehmen ist die Besonnenheit eine Eigenschaft, die nicht hoch genug
einzuschätzen ist.«
Jemand räusperte sich vernehmlich. Es war Gucky. Er grinste, hielt aber vorsorglich den
Mund.
»Ich danke Ihnen für das Vertrauen, Sir«, sagte Thomas.
»Schon gut. Ihre Stammbesatzung bleibt unverändert. Fünfzehn Mann, nicht wahr?«
»Mit mir, Sir.«
»Sie erhalten weitere dreißig Leute zugeteilt, Wissenschaftler und sonstige Spezialisten.
Hinzu kommen Tolot, Kasom, Sengu, Gucky und ich. Insgesamt also fünfzig Personen. Sorgen Sie
dafür, daß Ihr Schiff in zwei Stunden
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