Silberband 027 - Andromeda
Freunde, die Mutanten, warteten. Sie würden die
Gedankenimpulse des Neugeborenen sofort aufspüren. Außerdem standen alle Mausbiber zum Eingreifen
bereit.
Wir erreichten die rote Sonne, die einsam im Raum stand.
Sergeant Dirk Bork war ein ausgezeichneter Pilot. Mit Hilfe der Karten und noch vorhandener
Daten fanden wir die Umlaufbahn des nicht mehr existierenden Planeten Tramp. Einige noch
kreisende Trümmerstücke halfen uns.
Das große Warten begann.
Rhodan berichtete, daß sich noch nichts ereignet habe. Iltu lag still auf ihrem Bett und
schlief. Ich hatte den Eindruck, daß Rhodan allmählich Zweifel bekam, aber er sagte nichts.
Sicherlich wußte er, daß ich mit solchen Dingen keine Scherze treiben würde.
Die Zeit verging.
Bork ließ den Moskito um die rote Sonne kreisen. Ziemlich schnell, wie ich noch erwähnen
sollte.
Und dann, zwei Tage später, sagte Rhodan plötzlich:
›Gucky – es muß soweit sein.‹
›Warum? Was sagt Iltu?‹
›Nichts. Sie ist wach und starrt mich an. Sie sieht plötzlich so schmal aus. Ich könnte mir
denken …‹
›Das ist es‹, sagte ich aufgeregt. ›Wir beginnen sofort mit der Suche. Gib mir Bescheid, wenn
Iltu zu sprechen beginnt.‹
Dirk Bork legte richtig los. Er jagte unser kleines Schiff um die rote Sonne, immer auf der
alten Kreisbahn des Planeten. Ooch und ich konzentrierten uns auf einfallende Impulse, aber es
dauerte fast eine Stunde, ehe wir etwas empfingen. Es waren sehr schwache und unregelmäßige
Impulse. Ooch und ich peilten die Quelle an, Bork steuerte nach unseren Angaben.
Und dann sahen wir es.
Mitten im Raum schwebte ein winziger Punkt. Er sah aus wie ein kleiner Asteroid. Er raste mit
unvorstellbarer Geschwindigkeit dahin, genau auf die Sonne zu, in die er hineinstürzen würde.
Bork ging näher heran.
Meine letzten Zweifel schwanden, als wir das Objekt deutlich auf den Bildschirmen hatten. Die
Größe stimmte, und auch die Kugelform. Die Blase enthielt Atemluft in konzentrierter Form und das
Neugeborene – meinen Sohn.«
Gucky schwieg. Kalak schien etwas fragen zu wollen, aber wiederum sagte er nichts, sondern
wartete.
»Gecko und ich sprangen gemeinsam nach draußen. Wir fingen die Kugel telekinetisch ein und
brachten sie ins Schiff. Sie bestand aus einem weichen, aber sehr widerstandsfähigen
Material.
Während Bork Kurs auf die Erde nahm, kümmerten sich Gecko, Ooch und ich um die Kugel. Sie
widerstand allen Versuchen, sie zu öffnen. Auch die Gedankenimpulse aus ihrem Innern waren
verstummt. Aber manchmal, wenn man genauer hinsah, entdeckte man zuckende Bewegungen auf ihrer
Oberfläche.
Rhodan berichtete, daß Iltu wohlbehalten und guter Dinge sei, was man in jenen Stunden von mir
nicht behaupten konnte.
Wir rasten zur Erde und erreichten sie wenige Stunden später. Der Moskito war schrottreif,
aber das war mir in jenen Augenblicken völlig egal. Die Kugel wurde ins Krankenhaus gebracht. Als
Iltu sie sah, an sich riß und an die Brust drückte, geschah es. Die Haut der Kugel platzte auf,
und ein kleiner Mausbiber, nicht größer als die Hand eines Menschen, fiel auf die Bettdecke.
Ich werde Rhodans Gesicht nie vergessen, das er in diesem Augenblick machte. Sein Blick
wanderte immer wieder von mir zu meinem Sohn und zurück. Ich habe noch nie in meinem Leben ein
derart erstauntes Gesicht gesehen.
Dabei war mein Sohn wirklich ein Prachtexemplar. Meine und Iltus Schönheit schienen sich in
ihm verdoppelt zu haben. Er hockte auf der Bettdecke und sah sich interessiert nach allen Seiten
um. Als Sekunden später Bully das Krankenzimmer betrat, stieß mein Sohn einen entsetzten Piepser
aus und verkroch sich unter Iltus Decke. Das wiederum konnte ich als Beweis für die bereits
vorhandene Intelligenz meines Sohnes werten – und für seine Menschenkenntnis.
Ja, eigentlich wäre das alles. Wie du siehst, Kalak, die Sache mit unserem Nachwuchs ist nicht
so einfach. Wenn alle Mausbiber heiraten, können wir eine ständige Geburtenflotte um die Sonne
Tramps kreisen lassen.«
Kalak lächelte. Er fragte:
»Kompliziert, zugegeben. Aber was hat das damit zu tun, daß Mausbiber sich nur langsam
vermehren?«
»Es dauert so lange, Kalak, schrecklich lange. Ich habe nun einen Sohn. Vor fünfzig Jahren
werde ich keinen zweiten haben. Mehr als zwei oder drei Kinder kann eine Mausbiberfrau in ihrem
Leben nicht bekommen.«
Kalak lächelte plötzlich nicht mehr.
»Die Natur hält immer die Waage, Gucky.
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