Silberband 027 - Andromeda
Lichtjahre vor Beginn der verbotenen Zone wurde Major Kinser Wholey in
die Funkzentrale gerufen. Wholey war Chef der Funkzentrale. Er war Afrikaner, und seine Haut
schimmerte so schwarz wie Ebenholz.
»Sir – Ortungen. Eine ganze Menge.«
Wholey nickte dem jungen Leutnant zu, der Dienst hatte. Er überflog die bisherigen
Aufzeichnungen und widmete sich dann den Orterschirmen, auf denen jedoch nichts zu sehen war.
»Nur akustisch?« erkundigte er sich.
»Leider. Auf allen Hyperfrequenzen. Pfeiftöne und Nebengeräusche. Wiederholen sich alle drei
Sekunden. Kann also kein Zufall sein.«
»Haben Sie schon den Hyperempfänger versucht?«
»Den Bildschirm, Sir? Nein.«
»Dann tun Sie es.«
Der Leutnant schaltete den großen Bildschirm ein, der mit dem Lautsprecher der Hyperfunkanlage
gekoppelt war. Nach einigen Sekunden wurde er hell, aber es entstand kein Bild.
Dafür entstand etwas anderes.
Jedesmal, wenn der Pfeifton zu hören war, erschien auf dem Schirm ein blaßgelber Strich und
verschwand wieder. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß Pfeifton und Farbstrich
zusammengehörten.
»Das ist eine Sache für Rhodan«, sagte Wholey und verließ die Funkzentrale. Im Kommandoraum
hatte der Erste Offizier, Oberstleutnant Brent Huise, Dienst. Er hörte sich in aller Ruhe an, was
Wholey ihm zu sagen hatte. Der Afrikaner schloß: »Meiner Meinung nach handelt es sich nicht um
den Versuch einer Kontaktaufnahme, sondern um ein automatisch abgestrahltes Zeichen über
Hyperfunk. Es gilt also nicht speziell uns.«
»Mag ja sein«, sagte Huise mit düsterer Miene. »Da bleibt mir nichts anderes übrig, als den
Kommandanten zu wecken. Der wird schön fluchen. Hat sich gerade hingelegt.«
»Warum benachrichtigen wir nicht gleich Rhodan?«
Huise nickte erfreut.
»Ja, warum eigentlich nicht?«
Rhodan erschien wenige Minuten später in Begleitung Kalaks, der ein erschrockenes Gesicht
machte. Sie gingen alle in die Funkzentrale, wo die gelben Striche noch immer auf dem Bildschirm
erschienen. Aus dem Lautsprecher drangen Pfeiftöne.
Durch die Tür spazierte Gucky, der Mausbiber. Er watschelte bis dicht unter den Schirm,
versuchte die Ohren aufzustellen und ließ sich dann auf sein Hinterteil nieder. Der blitzende
Nagezahn bewies, daß ihm das Pfeifen Freude bereitete.
»Klingt fast wie eine Symphonie der Ilts«, verkündete er mit piepsiger Stimme und sah dabei
Kalak durchdringend an. »Oder sollte es etwas anderes sein?«
Der Kosmische Ingenieur nickte.
»Es ist etwas anderes. Es ist das Warnzeichen der Sektorenwächter. Wir nähern uns der
verbotenen Zone.«
»Es sind noch fünfhundert Lichtjahre bis zur Sperrzone«, sagte Rhodan. Er betrachtete die
Farbstriche und stutzte. »Mir scheint, sie sind gelber geworden.«
»Beim Überschreiten der Zone werden sie rot«, verriet Kalak.
»Also akustische und optische Warnung, hm …« Rhodans Lippen wurden zu einem schmalen
Strich. Er knetete sein Ohrläppchen und strich sich dann über das Kinn. Plötzlich wandte er sich
Kalak zu und fragte: »Wer sind die Sektorenwächter, Kalak? Schnell, antworten Sie!«
Gucky hatte Rhodans Zeichen verstanden. Er überwachte Kalaks Gedanken, stieß aber wie
gewöhnlich auf den starken Abschirmblock des Paddlers. Trotzdem paßte er auf.
»Die Sektorenwächter …?« Kalak überlegte offensichtlich, aber dann gab er sich einen
Ruck. »Was schadet es, wenn ich es Ihnen sage … Es sind die Tefroder, Rhodan. Sie gelten als
die engsten Vertrauten der Meister, sind hochmütig und stolz. Wie die Meister der Insel.«
»Wo leben sie?«
»Überall in der Warnzone. Sie haben an die fünfunddreißigtausend Planeten in etwa zweitausend
Sonnensystemen besiedelt, die in der Warnzone um den verbotenen Zentrumskern Andromedas liegen.
Das ist dreidimensional zu verstehen. Die Warnzone umschließt den Kern wie eine Schale. Außerdem
existieren auf unzähligen anderen Planeten Wachstationen.«
»Und sie verhindern, daß jemand die verbotene Grenze überschreitet?«
»Ja. Sie schlagen unerbittlich zu, wenn es jemand wagt. Wir müssen von nun an jeden Augenblick
mit einem Angriff rechnen.«
»Unser Schiff hat Kugelform«, sagte Huise etwas unsicher. »Es wird ihnen besonders auffallen,
und sie werden sich den Kopf zerbrechen, woher wir kommen.«
Über Kalaks Gesicht huschte ein blitzschnelles Lächeln, aber er äußerte sich nicht dazu.
Rhodan hatte das Lächeln bemerkt.
»Sie müssen doch eine Hauptwelt
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