Silberband 027 - Andromeda
vorgeschriebenen Platz gelenkt. Dort senkte
es sich langsam dem Boden entgegen, während rechts und links Energiegitter aufglühten. Jede
Verbindung zu anderen Schiffen wurde damit unmöglich gemacht – eine letzte und wirksame
Kontrolle. Wer später das Schiff verlassen wollte, mußte sich ausweisen können. Niemand würde das
Gitternetz unkontrolliert passieren können.
Rhodan trat näher an den Bildschirm heran und sah sich alle Einzelheiten genauer an. Zu seiner
Erleichterung konnte er feststellen, daß die Energiemauer etwa zehn Meter hoch war und dann
endete. Sie schloß die IKUTU von allen Seiten ein, aber der Weg nach oben blieb offen.
Es gab keine Energieglocke, sondern nur die Mauer.
Rhodan atmete auf und trat zurück.
»Was geschieht nun, Watula?«
Der Tefroder schaltete alle Maschinen ab und lehnte sich zurück.
»Wir werden unsere Ladung aus dem Schiff schaffen, und ich werde mich in der Handelszentrale
um eine neue Ladung kümmern. Dabei habe ich selbstverständlich das Recht, Vorschläge zu
unterbreiten, da ich ja am besten darüber informiert bin, was die mir bekannten Welten an Gütern
brauchen.«
»Wie lange wird das alles dauern?«
»Zwei bis drei Tage – eventuell auch vier.«
»Das genügt«, sagte Rhodan zu Atlan. Er wandte sich wieder Watula zu. »Gibt es Kontrollen im
Schiff, oder hat die Mannschaft frei?«
»Wenn sie im Schiff bleibt und den Raumhafen nicht verläßt, gibt es keine Kontrollen mehr. Nur
wer in die Stadt will, muß genaue Untersuchungen über sich ergehen lassen. Darum bleiben meine
Leute meist im Schiff und schlafen sich aus.«
»Gut.« Rhodan nickte ihm zu. »Dann bemühen Sie sich um eine Ladung, die schwierig zu
beschaffen ist. Wir wünschen, daß die IKUTU so lange wie möglich auf Tefrod bleibt. Haben Sie
mich verstanden?«
»Eine Ladung, die schwierig zu beschaffen ist – in Ordnung.«
Noir sorgte noch einmal dafür, daß es wirklich in Ordnung ging, indem er die Hypnoblocks der
Mannschaft und Offiziere überprüfte und verstärkte.
Rhodan und Atlan kehrten zum Transmitter zurück, wo ihnen Gucky mit einem mürrischen
Gesichtsausdruck entgegenblickte. Tolot schlief.
»Was hast du denn, Kleiner?« erkundigte sich Rhodan.
»Das fragst du auch noch?« Gucky richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter auf.
Seine braunen Augen blitzten kampflustig. »Da sitze ich in einem Gefängnis – ich, der größte
Kämpfer des Universums! Meine Fähigkeiten verkümmern! Ich bekomme noch Minderwertigkeitskomplexe,
wenn ich dauernd diesen Koloß von einem Haluter anstarre. Nein, Perry, lange kannst du mir das
nicht mehr antun. Was ist nun los?«
»Wir sind gelandet, aber das Schiff ist von einem Energiegitter eingeschlossen. Es ist
unmöglich für uns, die Stadt zu betreten, ohne daß wir bis auf die Haut ausgezogen und
kontrolliert werden. Uns bleibt also keine andere Wahl, als uns von dir in die Stadt bringen zu
lassen, und zwar an einen Ort, wo wir erst einmal sicher sind.«
Gucky reckte sich stolz.
»Also mit anderen Worten: Ohne mich seid ihr aufgeschmissen?«
»Das sind wir allerdings.«
»Ha, das habe ich ja gewußt! Wie mich das freut! Ohne mich seid ihr aufgeschmissen!« Er
grinste von einem Ohr zum anderen, wobei sein Nagezahn auf und ab hüpfte. »Der gute alte Gucky
rettet die Expedition – wie schon so oft!«
Rhodan kannte den kleinen Mausbiber. Er nahm ihm sein großtuerisches Benehmen nicht übel, das
zweifellos auf Minderwertigkeitskomplexe zurückzuführen war. Gucky war nur einen Meter groß. Alle
Menschen und deren Verbündete waren fast doppelt so groß. Aber Gucky besaß in anderer Hinsicht
Fähigkeiten, die den körperlichen Nachteil wieder ausglichen. Der Mausbiber legte Wert darauf,
daß die Terraner das hin und wieder anerkannten.
»Was wären wir alle ohne dich?« sagte Rhodan ohne jeden Spott. »Wo wären wir? Glaubst du denn,
wir hätten überhaupt schon den Andromedanebel erreicht, wenn du uns nicht hundertmal aus der
Klemme geholfen hättest? Nein, mein Kleiner, wir wissen, was wir an dir haben.«
Guckys Uniform schien plötzlich viel zu klein zu sein. Die Magnetverschlüsse platzten bald
auseinander, so sehr schwoll seine Brust an. Er trat dem schlafenden Tolot vor die Schienbeine.
Der Haluter wachte auf und sah sich erschrocken um.
»Wach auf, du Fleischberg!« schrillte Gucky ihn an. »Du hättest hören sollen, was Rhodan eben
zu mir sagte. Dabei bildest du dir immer ein, der
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