Silberband 027 - Andromeda
Kalak den Befehlen …
»Man hat Kalak fortgeschleppt«, sagte Perry Rhodan.
Atlan nickte, obwohl ihm jede Muskelfaser schmerzte.
»Und Tolot ist noch immer bewußtlos. Ich fürchte, aus eigener Kraft können wir uns nicht mehr
befreien. Aber die Monstren irren sich, wenn sie uns fest in ihrer Gewalt glauben.«
Er schaute dorthin, wo ein blau-weiß leuchtendes Geflecht die Wände zu überziehen begann. Drei
zottige Ungeheuer bewegten sich dort.
»Mein Telekom ist noch in Ordnung, Freund. Die Ungeheuer werden sich wundern, wenn die CREST
III über ihrer Welt erscheint. Dann können wir unsere Bedingungen stellen!«
»Cart Rudo hätte längst antworten müssen«, erwiderte Rhodan. »Wie lange sendest du das
Rufzeichen schon?«
»Zehn Minuten.« Atlan knirschte mit den Zähnen. »Ich verstehe nicht, weshalb Rudo nicht
reagiert. Bis zur CREST braucht ein Funkimpuls höchstens anderthalb Sekunden.«
»Ich begreife es auch nicht. Zudem habe ich kurz vor dem Absturz noch einen Notruf gesendet.
Man weiß also an Bord der CREST, daß wir angegriffen wurden.«
»Still!« zischte Atlan. »Sie bringen Kalak zurück.«
Die beiden Männer beobachteten unter gesenkten Lidern hervor, wie der Paddler von zwei Botas
dicht an ihnen vorübergetragen wurde. Sie hörten Kalaks Stöhnen.
Perry Rhodan zuckte zusammen, als er die Kontaktalgen an dem Körper erkannte. Die
fingerdicken, blauvioletten Gebilde zuckten und wanden sich.
»Mein Gott!« flüsterte er, als die Botas vorbei waren. »Was haben sie mit ihm angestellt?«
Atlans Stimme klang tonlos, als er antwortete:
»Ich fürchte, wir werden bald ebenso aussehen.«
Millimeterweise bewegte Atlan die Hand auf sein Taschentelekom zu. Er beobachtete dabei die in
der Nähe liegenden Kampfpflanzen. Seine Stirn bedeckte sich mit kaltem Schweiß, als er den
Stellknopf ertastete. Salzige Feuchtigkeit rann aus seinen Augen. Er zuckte zusammen, eine
Kampfpflanze hatte sich bewegt. Minutenlang lag er wieder still. Dann begann er, den Stellknopf
ganz nach links zu drehen. Wenn er jetzt sprach, würde der Telekom mit maximaler Sendestärke
arbeiten. Die Funkzentrale der CREST III mußte seinen Ruf empfangen.
Langsam wälzte er sich auf die Seite. Zwei Kampfpflanzen krochen näher, hielten aber wieder
an, als Atlan sich nicht mehr bewegte. Unwillkürlich grinste er. Die Pflanzen konnten seine
Stimme nicht hören, und die Botas waren zu weit entfernt.
»Achtung! Achtung!« rief er halblaut in das Funkgerät. »Atlan ruft die CREST III! CREST III
bitte melden! Wir befinden uns in der Gewalt intelligenter Pflanzenwesen und mutierter oder
modifizierter Nachkommen Kosmischer Ingenieure. Antwortet, wenn ihr mich hört. Wir warten auf
eure Hilfe. Hier spricht Atlan. Ich rufe die CREST III!«
»Gib es auf!« sagte Rhodan. »Sie hätten längst geantwortet, wenn sie dich hören könnten. Ich
weiß auch nicht, was geschehen ist. Aber wir können vorläufig nicht mit Hilfe rechnen.«
Perry Rhodan schaute dorthin, wo die phosphoreszierende Pflanzenschicht sich mehr und mehr
über die Wand ausbreitete. Allmählich vermochte er die Umrisse der Gefährten zu erkennen. Es
wurde heller, gleichzeitig stellten sich die Augen auf die geringe Lichtmenge um.
Der Arkonide rief schon wieder nach der CREST III.
Nebenan regte sich der Haluter. Aber er erlangte das Bewußtsein noch nicht zurück.
»Wieder nichts!« resignierte Atlan.
Rhodan schwieg. Was hätte er auch antworten sollen! Ihm war es ebenfalls rätselhaft, warum
Cart Rudo nicht eingriff. Mit den Mitteln des Ultraschlachtschiffes brauchte er die intelligente
Pflanzenwelt des Planeten Bengal nicht zu fürchten.
Er zuckte zusammen, als etwas Weiches, Schleimiges von der Höhlendecke auf sein Gesicht fiel.
Impulsiv wischte er es mit der Hand hinweg. Im gleichen Augenblick erhielt er einen elektrischen
Schlag. Drohend reckte sich eine Kampfpflanze neben ihm auf. Er begriff. Man wollte sie zu
Sklaven der Pflanzen machen, indem man Kontaktalgen in ihren Körper schickte.
»In wenigen Minuten oder Stunden wird es zu spät für uns sein. Dann kann auch Rudo mit der
CREST nicht mehr helfen«, hauchte Atlan.
Perry Rhodan starrte in den Lichtschimmer. Geistesabwesend zählte er die dort liegenden
Gefährten und versuchte, sie zu identifizieren.
Er stutzte. Dann lachte er grimmig.
»Nein, es ist noch nicht alles vorbei!«
»Ich habe keine Hoffnung mehr.«
»Ich vor einer Minute auch nicht.« Rhodan atmete hastig.
Weitere Kostenlose Bücher