Silberband 027 - Andromeda
von der Welt des Praem abgelenkt werden.
Das Bluul begann mit der Errichtung des kosmischen Irrgartens.
Auf den Panoramabildschirmen zeichnete sich die konturlose Dunkelheit des
Staubmeeres ab.
Die CREST III hing reglos in der Schwärze.
Oberst Cart Rudo hatte das Ultraschlachtschiff mit einem einzigen Linearraummanöver
zweihundert Lichtjahre tiefer in die Dunkelwolke gesteuert. Die Absicht, sich in den
Ortungsschatten Smaragds zu begeben, mußte fallengelassen werden, da aus den Reaktionen der
fremden Schiffe geschlossen werden mußte, daß sie die CREST III geortet hatten.
John Marshall sah von seinen Berechnungen auf, als Cart Rudo die Schaltzentrale der
Bordpositronik betrat.
Der Epsaler schaute ihn mit finsterer Miene an.
»Was haben Sie herausbekommen?« fragte er geradeheraus.
Der Telepath blickte ihm in die Augen. Er las dort die gleichen Gedanken und Gefühle, die auch
ihn bewegten.
»Es sieht nicht schlecht aus«, sagte Marshall zurückhaltend. »Neunundsiebzig Prozent
Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Fremden nur neugierig waren. Ihre unsicheren Manöver hält die
Positronik für den Beweis, daß ihr Interesse an uns sich mit der Furcht vor einer unbekannten
Gefahr die Waage hält. Nachdem wir verschwunden waren, werden sie ihren ursprünglichen Kurs
wieder eingeschlagen haben.«
Rudo atmete sichtlich erleichtert auf.
»Dann steht einer Rückkehr ins Smaragd-System also nichts mehr im Wege?«
»Nein – falls wir die nötige Vorsicht walten lassen, Oberst.«
»Vorsicht …!« grollte der Epsaler mit seiner dröhnenden Stimme. »Das Leben Perry Rhodans
und seiner Begleiter hängt vielleicht davon ab, daß wir ihm schnellstens zu Hilfe kommen. Und Sie
reden von Vorsicht!«
Der Telepath winkte ab. »Ich teile Ihre Besorgnisse durchaus. Aber mit überstürzten Maßnahmen
helfen wir niemand. Wir unternehmen folgendes: Linearflug bis zum Rand des Smaragd-Systems. Dort
stellen Sie fest, ob sich noch Fremde in der Nähe aufhalten. Wenn das nicht der Fall ist, gehen
wir im Zwischenraum bis dicht an Bengal heran und greifen unmittelbar mit der CREST in die
Geschehnisse ein.
Lassen Sie auf alle Fälle den Start der Moskitos und Korvetten vorbereiten, Oberst.«
Der Koloß von Epsal wandte sich ruckartig um und stürmte in die Kommandozentrale.
Sekunden später begannen die Kraftwerke innerhalb des Schiffsgiganten ihr brüllendes Lied. Die
CREST III beschleunigte mit Höchstwerten, während sie sich in den grünen
Hochenergie-Überladungsschirm hüllte.
Zehn Minuten später begann Kalup I zu arbeiten. Er riß das Ultraschlachtschiff in den
Zwischenraum jenseits der natürlichen Realitäten. Die Panoramabildschirme erloschen. Dafür
erhellte sich der Reliefschirm. An seinem oberen Rand huschte eine rötlich glimmende Scheibe
vorüber, eine nur zehn Lichttage entfernte Riesensonne. Danach bedeckte sich der Schirm mit
wesenloser Dunkelheit. Cart Rudo mußte sein Schiff praktisch im Blindflug durch den Zwischenraum
navigieren. Die ungeheure Materiedichte der Dunkelwolke machte die hochwertigen Relieftaster
nahezu wirkungslos.
John Marshall folgte Rudo in die Zentrale.
Eine halbe Stunde verging.
Dann wurde der Ultragigant übergangslos aus dem Zwischenraum ausgestoßen.
Gespannt beugte sich John Marshall vor.
Die Sonne Smaragd mußte als grüne Scheibe im Zentrum des Panoramaschirmes stehen. Bald würde
man wissen, ob das System frei war.
Plötzlich war es dem Telepathen, als hielte die Besatzung der Zentrale den Atem an. Nur das
Rumoren der Triebwerksmeiler drang an sein Ohr, begleitet von den vertrauten Geräuschen anderer
Aggregate.
Die Pause erschien ihm endlos.
Dann stieß Cart Rudo einen unartikulierten Schrei aus.
Marshall brauchte nicht mehr nach dem Grund zu fragen. Er sah ihn überdeutlich im Frontteil
des Panoramaschirmes.
Sie hätten wenige Lichtsekunden vor einer grünen Sonne in den Normalraum zurückkehren
müssen – statt dessen glitt ihr Schiff mit geringer Fahrt auf einen gigantischen, blauweißen
Glutball zu …
Baar Lun erwachte von einem unbestimmbaren Geräusch.
Der Modul öffnete die Augen und starrte in die graugrüne Dämmerung. Er erkannte vage Bewegung.
Gleichzeitig schlug ihm eine feuchte Dunstwolke ins Gesicht. Es roch nach Feuchtigkeit, Schimmel
und Fäulnis – aber ein eigentümlich süßlicher Geruch dominierte.
Leichengeruch …!
Baar Lun begann, an allen Gliedern zu zittern. In panischem Entsetzen wollte er
Weitere Kostenlose Bücher