Silberband 027 - Andromeda
vorzudringen. Und nun gar Hunderte von Metern!« Er schüttelte den Kopf. »Wir müßten die
Werft von allen Kämpfern entblößen, wenn wir uns bis zu Rhodan durchschlagen wollen.«
»Wir müssen überhaupt nichts entblößen!« entgegnete der Mausbiber würdevoll. »Ich nehme dich
einfach bei der Hand – und schwupp – tauchen wir als böse Geister in der Pflanzenkuppel
auf.«
»Wunderbar!« sagte Baar Lun. Seinem Gesicht jedoch war anzusehen, daß er Guckys Vorschlag
alles andere als gut fand. Er wußte, der Mausbiber konnte sie beide praktisch ohne Zeitverlust in
die Pflanzenkuppel teleportieren. Aber zwischen der Ankunft dort und der Rückkehr in die Werft
lagen eine Menge Ereignisse mit ungewissem Ausgang. Vor allem würde auch Gucky nicht einfach
dreizehn Gefangene in die Werft zurückteleportieren können – zumal er bestimmt die nötige
Konzentration dazu nicht aufbrachte, wenn ihn Katapultpflanzen und Botas mit unvorstellbarer
Übermacht angriffen.
Allerdings sah der Modul ein, daß er Guckys Vorschlag nicht ablehnen konnte. Es sei denn, er
hätte einen besseren. Und den gab es nicht.
»Also gut!« sagte er endlich. »Besorgen wir uns zwei Flammstrahler von den Paddlern. Danach
teleportieren wir.«
Der Mausbiber deutete grinsend auf die beiden Waffen neben dem Eingang. Es waren zwei
Flammstrahler der etwas handlicheren Art, für den Kampf in geschlossenen Räumen konstruiert. Doch
bis auf die geringere Reichweite entwickelten sie die gleiche Wirkung wie die größeren Waffen. Im
Innern des Hitzestrahls entstand eine Temperatur von etwa dreitausend Grad Celsius.
Gucky und Baar Lun hängten sich die Strahler an Plastikriemen um den Hals und stellten die
Länge der Riemen so ein, daß die Waffen frei beweglich vor dem Leib hingen.
»Fertig?« fragte Gucky mit heller, piepsiger Stimme.
Baar Lun nickte und griff nach seinem Arm.
Im nächsten Augenblick verschwanden sie beide mit den üblichen Begleiterscheinungen einer
psychokinetischen Teleportation.
Und im gleichen Augenblick materialisierten sie in einer gewaltigen Pflanzenkuppel, fast
tausend Meter unter dem tiefsten Punkt der Werftplattform.
Ihre Flammstrahler traten in Aktion. Gucky und Baar Lun machten sich daran, den Boden des
Pflanzendomes von Katapultpflanzen zu säubern. Beißende Rauchschwaden stiegen auf.
Baar Lun bedeutete Gucky durch Handzeichen, daß er den Rest der Kampfpflanzen selbst erledigen
konnte. Der Mausbiber teleportierte dorthin, wo Rhodans Gedankenimpulse herkamen.
Aber wie sah der Freund aus!
Sein nackter Körper war von zuckenden Katapultpflanzen umschlungen. Nur das Gesicht schaute
aus dem schlangengleichen Gewirr hervor. Die Lippen waren bläulich verfärbt, die Haut gerötet.
Aber die Augen blickten klar und ungebrochen.
Gucky fühlte unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Mit seinen telekinetischen Kräften riß er die
Katapultpflanzen von Rhodans Körper und zerstrahlte sie mit einem Flammstoß aus seinem
Strahler.
Danach wollte er Rhodan zur Seite ziehen, aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich in der Mitte
der Kuppel heraus.
Doch da ertönte Baar Luns gellender Kampfschrei.
Der Mausbiber fuhr herum.
Überall in den Wänden des Pflanzendoms öffneten sich Spalten. Mit Kontaktalgen behangene Botas
ergossen sich in die Halle und begannen sofort, aus ihren Strahlwaffen zu feuern.
Gucky teleportierte zu Baar Lun zurück. Die beiden Wesen stellten sich Rücken an Rücken und
wehrten sich verzweifelt. Der Mausbiber setzte zusätzlich seine telekinetischen Kräfte ein. Baar
Lun dagegen absorbierte unter Aktivierung aller seiner parapsychischen Energien die Treffer aus
den Strahlern der Botas.
Krachend stürzte ein Teil der Pflanzenwand ein. Brennende Zweige und ein Regen von Funken
prasselten auf den Modul und den Mausbiber hernieder. Aus Flammen und Rauch fauchten die hellen
Bahnen von Strahlschüssen heran, gebeugte Ungeheuer brachen immer wieder hervor und verstärkten
mit ihren grauenhaften Schreien den Eindruck einer Apokalypse.
»Ich kann nicht mehr!« rief Gucky erschöpft.
Baar Lun feuerte auf drei heranrennende Botas und zuckte zusammen, als ein geschleuderter
Feuerbrand seine Schulter traf.
»Wenn wir aufgeben, sind wir tot, Gucky. Wir müssen uns erst einmal Luft verschaffen. Dann
sehen wir weiter.«
Der Mausbiber lachte schrill.
Baar Lun preßte die Lippen zusammen. Er wußte, warum Gucky gelacht hatte: weil es aussichtslos
war, sich bei einer mehr als
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