Silberband 027 - Andromeda
hellem
Knall brach eine der Metallplastik-Seitenlehnen ab.
Der Pilot der Jet gab mit allen ihm zur Verfügung stehenden Energien Gegenschub. Dicht über
dem Boden jedoch nahm er den Gegenschub weg und beschleunigte noch einmal mit den Heckdüsen,
während er gleichzeitig den HÜ-Schirm seines Fahrzeugs aktivierte.
Eine dunkle Staubfahne war alles, was von der ›landenden‹ Moskito-Jet vom Mutterschiff aus zu
sehen war. Zuerst raste sie mit großer Geschwindigkeit über die Ebene, dann fauchten in kurzen
Intervallen gleißende Energiebündel gegen die Fahrtrichtung aus ihr hervor – und endlich
ballte sich die Wolke über einem feststehenden Punkt.
»Captain MacIshott an Kommandant!« schnarrte es aus dem Telekom. »Es scheint, als hätten wir
es nicht ganz geschafft, Sir.«
Cart Rudo vergaß, daß er dem Piloten Vorwürfe machen wollte, weil er entgegen seinem Befehl
nicht ausgestiegen war.
»Ist einer von Ihnen beiden verletzt, Captain?«
»Nein, Sir. Aber ich glaube, die Maschine bedarf einer Generalreinigung. So ein Staubbad ist
nichts für eine Moskito-Jet, wirklich nicht, Sir.«
Cart Rudo lachte erleichtert.
»Kommen Sie zu Fuß zur CREST zurück, MacIshott. Ich glaube nicht, daß unsere Unbekannten es
zulassen, daß wir Ihnen einen Gleiter schicken.«
»Und die Jet?«
»Holen wir später herein.«
Der Kommandant schaltete den Telekom aus und wandte sich zu Marshall um.
»Unser ›Trumpf‹ ist wirkungslos verpufft. Ich fürchte, nun sind wir ziemlich am Ende mit
unserem Latein, wie?«
»Aber auch wirklich nur ziemlich, Cart.« Der Telepath erhob sich. »Kommen Sie bitte mit.
Während Sie die Sache mit der Jet regelten, habe ich den zweiten Versuch vorbereitet.«
Am Kartentisch warteten zwei Männer. Der eine war ein Waffenspezialist der CREST, wie an
seinem Ärmelsymbol zu erkennen war – der andere der Teleporter Ras Tschubai.
John Marshall schüttelte Tschubais Hand.
»Vielleicht können Sie sich bereits denken, worum es geht, Ras …?«
Der Teleporter nickte leicht.
»Ich habe die Startversuche der CREST und den Startversuch der Jet verfolgt, John. Ein
gravitatorisches Fesselfeld hält uns am Boden fest. Wir müssen die Quelle oder die Quellen des
Fesselfeldes ausschalten. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig. Ich bin bereit.«
»Vielen Dank. Oberst Rudo gibt Ihnen nachher die genauen Koordinaten Ihres Einsatzortes, Ras.«
Der Telepath wandte sich dem Techniker zu. »Hat Major Bernard Ihnen die HHe-Bombe gegeben, wie
ich sehe?«
»Schweren Herzens, Sir.« Der Spezialist grinste.
Marshall grinste flüchtig zurück. Dann fuhr er mit ernster Miene fort:
»Ras, das hier ist eine Fünf-Gigatonnen-Bombe!« Er zeigte auf den kofferähnlichen
Plastikmetallkasten zu Füßen des Spezialisten. »Die größte von einem Mann transportierbare Bombe,
die wir besitzen. Vielleicht beweist Ihnen das, wie ernst ich die Lage einschätze. Sie werden
diese Bombe im Zentrum der feindlichen Energiequelle absetzen. Der Zünder läuft genau vier
Sekunden, nachdem Sie den roten Knopf abgedrückt haben. Teleportieren Sie also sofort wieder
hierher zurück. Haben wir uns verstanden, Ras?«
Tschubais Gesicht war grau geworden.
»Ja!« preßte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Also dann los!« Er winkte dem Epsaler. »Geben Sie Tschubai die Koordinaten, Cart!«
Zehn Minuten später war es soweit. Ras Tschubai stand sprungbereit vor John Marshall, die
Bombe in der Hand. Der Telepath wußte, was er von dem Teleporter forderte. Niemand von ihnen
kannte etwas über die Örtlichkeit der feindlichen Energiequelle – außer dem angepeilten
Koordinatenpunkt. Tschubai konnte zufällig in der gegnerischen Zentrale herauskommen, genausogut
aber auf dem Dach eines Gebäudes landen. Dann mußte er sich blitzschnell nach einem
›unterirdischen‹ Raum umsehen, die Bombe zünden und wieder zurückteleportieren. Ebensogut aber
konnte man ihn erschießen, bevor er dazu kam, die Bombe zu zünden.
»Fertig!« meldete Ras.
Marshall lächelte ihm aufmunternd zu.
»Hals- und Beinbruch, Ras – und ab!«
Der Teleporter verschwand mit den normalen Begleiterscheinungen einer plötzlichen
Entmaterialisierung.
Marshall und Rudo blickten wie hypnotisiert auf den Zeitmesser. Unerbittlich verrannen die
Sekunden.
Wie lange brauchte man, um einen guten Platz für die Zündung der Bombe zu finden?
Eine Minute!
Zwei Minuten!
Eigentlich mußte Ras jetzt fertig sein.
Fünf
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