Silberband 027 - Andromeda
jupitergroße Planetengigant.
Plötzlich ruckte Rudos Kopf hoch. Die Augen des Epsalers glühten, seine Stimme vibrierte, als
er zu reden begann:
»Ich schlage vor, diese Welt mit einem systematischen Energiefeuer zu überziehen, denn Smaragd
I ist der Ursprungsort jener Kräfte, die uns in einen kosmischen Irrgarten gelockt haben.
Vielleicht gelingt es uns, diese Kräfte durch unseren Angriff aus ihrem Schlupfwinkel zu
locken.«
John Marshall zeigte seine Verwunderung nicht. Er legte nur die Hand leicht auf Rudos
Unterarm.
»Hören Sie mir bitte zu, Cart!« erwiderte er mit einer Sanftheit, die dennoch auf
Unnachgiebigkeit deutete. »Wir ruinieren keine Welt, es sei denn, in Notwehr. Aber bislang sind
wir auf Smaragd I nicht angegriffen worden. Werden Sie also deutlicher!«
Der Kommandant nickte voller Ingrimm.
»Als wir nach zweihundert Lichtjahren Zwischenraumflug den Rand des Smaragd-Systems
erreichten, wurden wir getäuscht. Eine Projektion spiegelte uns einen völlig anderen Raumsektor
vor – und in etwa zehn Lichtstunden Entfernung stand ein blauweißer Sonnenriese.«
Er räusperte sich lautstark.
»Sie selber erklärten mir, wie die Täuschung zustande kam – und vor allem, warum wir die
Wirklichkeit nicht sahen.
Wir nehmen an, daß wir vor allem Bengal nicht finden sollten. Vielleicht gehört auch das zum
Plan der Unbekannten. Aber meiner Meinung nach wollten sie vor allem verhindern, daß wir auf
Smaragd I stießen. Darum ließen sie dort, wo Smaragd I hinter einem Zeitschirm lag, die
Projektion eines Sonnengiganten entstehen. Sie nahmen – nicht unberechtigt, wie ich
zugebe – an, jeder würde sich scheuen, ausgerechnet mitten in einen Riesenstern
hineinzufliegen …«
Er unterbrach sich und blickte den Telepathen abwartend an.
John Marshall nickte mit ernstem Gesicht.
»Fahren Sie bitte fort, Cart!«
Der Epsaler holte tief Luft.
»Die Unbekannten schützten also den ersten Planeten des Smaragd-Systems viel wirkungsvoller
als die beiden anderen. Das wäre unnötig gewesen, wenn sie nach Entdeckung dieser Welt die
Möglichkeit behalten hätten, uns weiterhin mit Projektionen oder Zeitschirmen irrezuführen.
Der einzige Punkt aber, an dem eine Beeinflussung schwierig oder gar unmöglich ist, kann nur
der Ort sein, von dem aus diese Beeinflussung durchgeführt oder gelenkt wird.«
Der Telepath erhob sich.
»Cart, falls Sie recht haben – und ich glaube, daß Sie recht haben –, dann wird
durch Ihre Idee wahrscheinlich der endgültige Mißerfolg verhindert. Vielen Dank, Cart!«
Der Epsaler winkte verlegen ab.
»Bisher hatten immer Sie die Ideen. Machen Sie nicht so viel Aufhebens, wenn auch mir einmal
etwas einfällt. Eine andere Frage: Wie denken Sie aber nun über einen Angriff auf den
Planeten?«
Marshalls Haltung versteifte sich.
»Nicht anders als vorhin, Oberst! Bevor wir die Unbekannten, die wir noch nicht einmal kennen,
angreifen, müssen wir ihnen ein Ultimatum stellen. Doch dazu sollten wir sie erst einmal
finden.
Ich befehle Ihnen, die CREST III unter Aktivierung aller Schutzschirme in zwei Kilometer Höhe
über Smaragd I kreisen zu lassen. Jeder Angriff wird mit angemessenen Mitteln abgewehrt. Ich
werde mich in die Funkzentrale begeben und dafür sorgen, daß über alle Frequenzen des Normalfunks
der Text eines Ultimatums ausgestrahlt wird.«
Zwei Minuten später brüllten die zwanzig ultrastarken Korpuskulartriebwerke im mittleren
Ringwulst auf. Gleichzeitig flossen ungeheuerliche Energiemengen aus den gigantischen Kraftwerken
in die Antigravprojektoren.
Eine Minute danach verebbten die Triebwerksgeräusche mit absinkendem Röhren.
In der Funkzentrale schaute John Marshall in das verzerrte Gesicht des Kommandanten, das ihn
vom Bildschirm des Interkoms ansah.
»Was ist los, Cart?«
»Das Schiff rührt sich nicht von der Stelle. Starke Gravitationsfelder halten es am Boden
fest. Die Felder sind nicht natürlichen Ursprungs.«
»Das hätte ich auch nicht angenommen«, meinte Marshall. »Danke, Cart. Lassen Sie Stärke und
Ursprungsort der Gravitationseinflüsse genau bestimmen!«
Er lehnte sich zurück und lächelte ein wenig verloren.
Nein, dieser Gegner war mit einem Ultimatum nicht zu besiegen – wenn überhaupt!
Baar Lun transformierte die Energie des auftreffenden Energiestrahls unwillkürlich
und stand sekundenlang in eine wabernde Aureole von Licht gehüllt.
In der nächsten Sekunde brannte sein Flammstrahler ein
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