Silberband 027 - Andromeda
Minuten!
Ras Tschubai materialisierte unmittelbar vor den beiden wartenden Männern. Er klappte seinen
Raumanzughelm zurück und atmete schwer.
»Auftrag ausgeführt!« Seine Augen flackerten. »Da waren keine Gebäude. Nur eine gigantische
wogende Masse, die beinahe von Horizont zu Horizont reichte. Sie griff mit Pseudogliedern von
vielen tausend Metern Länge nach mir. Ich teleportierte unter die Masse – und befand mich im
Krater eines riesigen Vulkans. Es war heiß, so heiß, daß ich selbst im Raumanzug nach wenigen
Minuten verbrannt wäre.«
John Marshall hatte dem Bericht mit wachsendem Staunen gelauscht. Noch rechtzeitig genug fiel
ihm ein, daß die vier Sekunden bis zur Zündung längst um waren.
»Start, Oberst!« schrie er den Epsaler an. »Worauf warten sie noch?«
Cart Rudo hastete zu seinem Platz. Sirenen gellten. Die Schiffszelle erbebte, als die
Kraftwerksmeiler hochgeschaltet wurden.
Dann erzeugten die anlaufenden Triebwerke den optischen und akustischen Eindruck eines
Weltuntergangs. Die beiden Panoramaschirme, die zusammen einen Blickwinkel von 360 Grad erfaßten,
zeigten nur noch blitzdurchzuckte Schwärze.
Plötzlich brachen die Triebwerksgeräusche ab.
»Aus!« brüllte Cart Rudo. »Wir kommen keinen Millimeter hoch!«
John Marshall und Ras Tschubai sahen sich stumm an. Der Teleporter las die Aufforderung in den
Augen seines Chefs – und entmaterialisierte.
Wenige Sekunden später kehrte er zurück. Sein schwarzes Gesicht war von Entsetzen
gezeichnet.
»John!« stieß er rauh und mit einer Stimme hervor, die Marshall nicht wiedererkannte. »John,
diese Masse, dieses gigantische Lebewesen – es scheint die Energie der Explosion in sich
aufzunehmen!«
Das Bluul reagierte schneller, als sich ein Gedanke fortbewegen könnte: Die
Kernprozesse im Krater wurden bereits im Ansatz geortet und sofort verzögert. Dennoch entstanden
unter dem Zentrum des Bluul Temperaturen, wie sie sonst nur in einer Sonne vorkommen. Mit Behagen
wurde die freiwerdende Energie aufgenommen.
Ein Energieüberschuß entstand – und das Bluul gewann Kraft, einen Teil
seiner Trillionen und aber Trillionen von Denkzellen von der Steuerung aktiver Prozesse
auszuschließen und zum Nachdenken über seine Lage einzusetzen.
Der Gegner war auf der anderen Seite dieser Welt gelandet. Obwohl ihn die
körpereigenen Gravitationsfelder unbarmherzig fesselten, war es ihm gelungen, eine Bombe im
Krater abzusetzen. Es beruhigte das Bluul nicht, daß der ablaufende Kernprozeß ihm nicht
schadete, sondern seine geistige Kapazität erhöhte. Der Gegner würde nicht eher aufgeben, bis
entweder er oder das Bluul ausgeschaltet war.
Das Bluul streckte und reckte sich im Vollgefühl seiner Kraft. Nein, man würde
es nicht auslöschen können. Einst war es aus dem Praem hervorgegangen, der pflanzlichen Vorstufe.
Eine Höherentwicklung hatte es zu dem gemacht, was es heute war – zum Herrscher über einen
heißen Riesenplaneten und zum Beherrscher eines Teiles der Naturkräfte. Die Entwicklung würde
weitergehen – und sein, des Bluuls, Nachfolger herrschte vielleicht schon über das
Universum.
Doch da war etwas, das dem Bluul Sorge bereitete. Es wußte nicht, wie es auf
diese Welt gekommen war. Das Vakuum des Weltraumes vermochte ihm zwar nicht zu schaden, doch
damals waren seine Kräfte zu schwach gewesen, um die notwendigen Geschwindigkeiten zu
erreichen …
Hatte ihm jemand dabei geholfen …?
Als Baar Lun zu sich kam, gellte ihm grauenerregendes Gebrüll in den Ohren.
Flammenbahnen durchzuckten das Dunkel.
Er kam taumelnd auf die Füße und versuchte zu erkennen, was rings um ihn vorging.
In der Mitte des ehemaligen Hallenbodens stand hoch aufgerichtet der halutische Gigant. In
jeder seiner vier Hände hielt er einen Flammstrahler. Wie rasend feuerte er auf das
Dschungeldickicht. Von überallher kamen bläuliche Strahlschüsse und schlugen krachend in Tolots
Körper ein. Der Gigant kümmerte sich nicht darum, denn er hatte seine Körperstruktur
verhärtet.
Von den Botas ließ sich keiner blicken. Der heftige Widerstand des Haluters schien sie völlig
überrascht zu haben.
Baar Lun ergriff seine Waffe und huschte geduckt durch das flackernde Zwielicht. Es dauerte
nur wenige Sekunden, bis er den Mausbiber fand. Gucky war bewußtlos, aber anscheinend unverletzt.
Der Modul schlich weiter. Er mußte Perry Rhodan finden. Hoffentlich hatte der Terraner den
Absturz überlebt.
Er fand
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