Silberband 028 - Lemuria
teleportieren«, sagte Rhodan. »Bis er
in Sicherheit ist, werden wir in diesem Sektor operieren.«
Rhodan glaubte bereits, der Cheyenne hätte die Verbindung unterbrochen, doch da klang
Redhorses Stimme noch einmal auf.
»Eine alarmierende Nachricht von Gucky, Sir!« rief der Cheyenne. »Marshall wird mit Ihnen
sprechen.«
Rhodan und Atlan wechselten einen bestürzten Blick. Für einen Moment vergaß Rhodan, daß die
CREST III von sechs gegnerischen Schiffen gejagt wurde. Aus dem Lautsprecher kam ein Knacken,
dann begann John Marshall atemlos zu berichten.
»An Bord des Duplikatorschiffes muß irgend etwas passiert sein«, sagte der Mutant. »Gucky
teilte mir mit, daß Noir und er den Haluter ohne Bewußtsein neben der Duplikatoranlage entdeckt
hätten. Gleich darauf verlor auch Noir das Bewußtsein.«
Rhodans Körper straffte sich. »Gucky muß sofort das tefrodische Schiff verlassen.«
Marshall zögerte, dann sagte er gepreßt: »Dazu ist es zu spät. Der Mausbiber konnte mir gerade
noch sagen, daß Tefroder in den Duplikatorraum kamen. Dann übermannte ihn eine solche Übelkeit,
daß er nicht mehr springen konnte. Seine letzten Gedanken waren panikartig. Er glaubte, daß die
Tefroder ein Betäubungsgas benutzten, das genau auf den Metabolismus eines Haluters abgestimmt
ist. Deshalb fiel auch Tolot dem heimtückischen Angriff zuerst zum Opfer. Dies kann nur bedeuten,
daß die Tefroder mit dem Auftauchen eines Haluters gerechnet haben. Was an sich nicht
verwunderlich ist, da sie schon einige Male unliebsame Bekanntschaft mit Icho Tolot machen
mußten.«
Rhodan fühlte sich benommen. Die panikartige Reaktion der Tefroder, die Tolot zu Gesicht
bekamen, kam ihm in den Sinn. Welche Zusammenhänge bestanden da? Auch dieses Rätsel konnte bisher
nicht geklärt werden. Man vermutete lediglich, daß die Ursache wahrscheinlich weit in der
Vergangenheit lag. Irgendwann in längst vergangenen Zeiten, mußten die Tefroder auf Haluter
gestoßen sein und einen Schock erlitten haben, der so tief saß, daß er über Generationen hinweg
erhalten blieb. Und nun befanden sich ausgerechnet Gucky, Noir und Tolot in der Gefangenschaft
der Tefroder. Ausgerechnet an Bord eines Duplikatorschiffes.
»Hören Sie noch zu, Sir?« fragte Marshall.
»Natürlich, John«, entgegnete Rhodan. »Was gibt es noch?«
»Gucky glaubt, daß man ihn, Tolot und Noir duplizieren wird!«
Rhodan schloß die Augen. Jetzt war der fürchterliche Verdacht ausgesprochen worden, den er
bereits die ganze Zeit über gehegt hatte.
»Wir müssen irgend etwas tun«, sagte Marshall völlig verzweifelt. »Sobald die Tefroder nur ein
einziges Duplikat Guckys, Noirs oder Tolots zur Verfügung haben, werden sie es verhören und alles
erfahren, was sie wissen wollen.«
Niemand mußte Rhodan sagen, wie recht Marshall damit hatte. Doch ein Verhör war längst nicht
die größte Gefahr. Was sollten die Terraner unternehmen, wenn ihre Gegner tausend oder mehr
Guckys, Tolots und Noirs aus dem Multiduplikator marschieren ließen? Eine solche Streitmacht
würde fast unbesiegbar sein.
Seit Jahren hatte Rhodan nicht mehr eine solche panikartige Furcht empfunden wie in diesem
Augenblick. Er wußte, daß er für diese Ereignisse verantwortlich war. In maßloser
Selbstüberschätzung hatten die Terraner geglaubt, daß sie praktisch vor den Augen der Tefroder
ein Duplikatorschiff entführen könnten. Ihr Anfangserfolg hatte sie blind gemacht und in die
Falle des Gegners gehen lassen.
7.
Es war alles so schnell gegangen, daß Kommandant Ko-Antin sich nur langsam mit dem
Gedanken vertraut machen konnte, daß der Plan der Zentrale gelungen war. Ausgerechnet die SUSAMA
war zum Lockvogel für die Haluter geworden. Als Ko-Antin zusammen mit Arrek ihr sorgfältig
getarntes Versteck verließ, dachte er daran, wie gering die Wahrscheinlichkeit gewesen war, daß
von siebenhundert Schiffen ausgerechnet die SUSAMA die Rolle einer perfekten Falle spielen
würde.
Doch jetzt hatte die Falle ihren Zweck erfüllt.
Das Riesenschiff der Haluter hatte sich in den Linearraum zurückgezogen, nachdem das Beiboot
in den Ortungsschutz einer blauen Sonne geflüchtet war. Ko-Antin lächelte selbstgefällig. Die
Kommandanten der sechs tefrodischen Schiffe wußten genau, wo das Enterkommando der Haluter
verschwunden war. Sie würden nicht den Fehler begehen, das kleine Schiff zu verfolgen, denn noch
war die Aufgabe der SUSAMA nicht beendet.
Jetzt galt es, die
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