Silberband 028 - Lemuria
aufhalten will.«
Brazos zog seine Waffe. »Jetzt können Sie zeigen, was Ihr gereinigter Strahler wert ist«,
sagte er zu McClelland. »Bleiben Sie dicht hinter mir, dann haben Sie die Chance, nicht getroffen
zu werden.«
McClelland blickte ihn fassungslos an, als er begriff, daß der korpulente Sergeant seine Worte
völlig ernst gemeint hatte.
»Ich will nicht hinter Ihnen kämpfen, sondern an Ihrer Seite«, sagte er.
»Wie heroisch«, knurrte Surfat verächtlich. »Glauben Sie nur nicht, daß Sie mich damit
beeindrucken können. Es kommt darauf an, daß möglichst viele Besatzungsmitglieder der Korvette
dieses Schiff lebend verlassen. Wie, das ist völlig egal.«
Redhorse kannte die Vorliebe des Sergeanten, in schwierigen Situationen lange Reden zu führen.
Deshalb versuchte er erst gar nicht, Surfat zu unterbrechen. McClelland war zudem ein geduldiges
Opfer.
Plötzlich klang Guckys Stimme in den Helmlautsprechern auf.
»Dieser verrückte Tolot zögert mit der Flucht, Don«, beschwerte sich der Mausbiber. »Er
behauptet, daß noch genügend Zeit sei, um einige wichtige Aufnahmen zu machen.«
Redhorse fluchte lautlos. Das sah diesem Haluter ähnlich. Wahrscheinlich bereitete ihm die
unverhoffte Komplikation großes Vergnügen.
»Laßt ihn allein im Duplikatorraum«, empfahl Redhorse. »Es ist wichtig, daß du dich mit Noir
sofort zur Korvette teleportierst.«
»Ich möchte Tolot nicht alleinlassen«, sagte Gucky. »Außerdem sind hier noch keine Tefroder
aufgetaucht. Sobald sie erscheinen, kann ich mit André immer noch fliehen. Später hole ich den
Haluter heraus. Tolot wird schon wissen, was er tut.«
Redhorse wußte, daß es vollkommen sinnlos war, wenn er jetzt versuchte, den Haluter von seinem
Vorhaben abzubringen. Wenn Icho Tolot glaubte, daß er noch einige Aufnahmen riskieren konnte,
würde ihn nichts von dieser Meinung abbringen. Noch nicht einmal hundert wildgewordene Tefroder,
die mit angeschlagener Waffe in den Duplikatorraum eindrangen, dachte Redhorse wütend.
Unangefochten gelangte Redhorses Gruppe bis zum Eingang der Hangarschleuse. Dort fanden sie
drei erschossene Tefroder. Der Cheyenne preßte die Lippen aufeinander.
»Anscheinend kam schon jemand vor uns hier vorbei«, sagte er.
Auch von der anderen Seite des Ganges stürmten Besatzungsmitglieder der KC-1 heran. Redhorse
atmete auf. Mit etwas Glück konnte er die gesamte Mannschaft in Sicherheit bringen.
Als sie die Hangarschleuse betraten, tauchten die ersten Verfolger auf. Der Anblick der drei
toten Tefroder ließ sie vor Wut aufheulen. Ein Blick zurück in den Gang überzeugte Brazos Surfat,
daß die Tefroder jetzt jede Vorsicht außer acht ließen. Gereizt würden sie wahrscheinlich auf
eine Gefangennahme aller Terraner verzichten und zu schießen beginnen.
Dieser Gedanke stachelte Surfat zu größerer Eile an. Er war froh, als die innere Schleusenwand
hinter ihnen zu glitt. Hastig verschloß er seinen Helm.
»Die Korvette ist startbereit!« hörte er Marshalls Stimme aufklingen. »Dieser verrückte Tolot
ist noch immer im Duplikatorraum.«
Als alle Männer ihre Helme verschlossen hatten, ließ Redhorse die äußere Schleusenwand
aufgleiten. Jetzt erwies es sich als Vorteil, daß sich die Bauweise tefrodischer und terranischer
Schiffe in vielen Dingen glich. Das ersparte den Flüchtlingen die lange Suche nach den richtigen
Schaltungen. Da die Tefroder keine Schutzanzüge trugen, würde sich die Verfolgung der
Korvettenbesatzung verzögern.
»Ich glaube, wir sind ihnen entkommen«, tönte Redhorses Stimme aus dem Helmlautsprecher
Surfats.
Sergeant Surfat sprang mit einem Satz über den Rand der Hangarschleuse in den Weltraum hinaus.
Sie waren der Falle der Tefroder im letzten Augenblick entronnen.
»Wir fliegen sofort zur Korvette hinüber!« befahl Redhorse.
Surfat stieß mit einem übereifrigen Raumfahrer zusammen und mußte seine Flugbahn korrigieren.
Die offene Hauptschleuse der KC-1 leuchtete vor ihnen in der Dunkelheit des Weltraums. Surfat
steuerte direkt darauf zu. Was würde geschehen, wenn sich die KC-1 von dem Duplikatorschiff
löste? Surfat befürchtete, daß sie mit einem Feuerüberfall der Tefroder rechnen mußten, die ihren
Zorn über ihren mißlungenen Plan auf diese Weise abreagieren würden.
André Noir galt weder als leicht reizbar noch als ängstlich. Die unverdrossenen
Bemühungen Icho Tolots jedoch, den Multiduplikator von allen Seiten aufzunehmen, machten ihn
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