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Silberband 029 - Der Zeitagent

Titel: Silberband 029 - Der Zeitagent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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beobachtete.
    Der Okrill hatte auf Befehl Hawks den kürzesten Weg zur CREST eingeschlagen. Leider war diese
Strecke noch nicht erkundet, und bald sollten die Männer merken, daß so etwas auf Pigell leicht
zum Verhängnis werden konnte.
    Das Unterholz lichtete sich allmählich. Eine dicht ineinander verflochtene Decke weißgrauer
Pilzfäden bedeckte den Boden und ließ keinen Raum für andere Pflanzen. Die borkigen,
algenüberzogenen Stämme der Dschungelgiganten ragten kahl und bläulich fluoreszierend daraus
empor. Erst viele Meter höher verzweigten sie sich zu einem undurchdringlichen Blätterdach.
    Plötzlich – und völlig unerwartet – brach Sherlock ein. Bis zu den Flanken stand er
in der weißgrauen Pilzmasse. Sein Fauchen klang nicht nur ärgerlich, sondern enthielt auch einen
Unterton kreatürlicher Angst.
    Baar Lun blieb sofort stehen, unfähig sich zu bewegen. Erst als hinter ihm ein leiser Schrei
ertönte, fuhr er herum. Der Oxtorner war bis zu den Schultern im trügerischen Boden versunken.
Lun wunderte sich, daß er noch sicher auf den Beinen stand – bis ihm der Gewichtsunterschied
einfiel. Entsprechend ihrer kompakten Konstitution, mit Knochen von der Dichte und Festigkeit
besten Terkonitstahls, Muskeln wie Stahlplastik und einer Haut gleich dem Fasergewebe von
Raumanzügen wogen sowohl Sherlock als auch Omar das Fünfzehnfache eines normalen Menschen. Er,
Baar Lun, dagegen brachte nur knapp achtzig Kilogramm Gewicht auf die Beine.
    Vorsichtig legte er sich hin.
    »Wie ist das möglich!« schimpfte Omar Hawk erbittert. »Seit Minuten laufen wir über den
gleichen Boden, ohne einzusinken, und nun, mit einemmal …«
    Der Modul überlegte. Im Unterschied zu Terranern und auch zu dem Oxtorner besaß er nur äußerst
geringe Kenntnisse über die Flora und Fauna von Planeten. Auf dem Dunkelplaneten Modul hatte es
außer ihm kein Leben gegeben, nachdem die Reste seines Volkes gestorben waren.
    Und seit Perry Rhodan ihn befreite, war er selten dazu gekommen, sich auf einem belebten
Planeten umzusehen.
    Das mochte in den meisten Fällen ein Nachteil sein – diesmal war es sein Vorteil! Baar
Lun vermochte vorbehaltlos – und durch keine großen Erfahrungen in seinem Denken
eingeengt – zu urteilen.
    »Typische Fallenreaktion einer fleischfressenden Pflanze«, bemerkte er sachlich. »Das
grauweiße Pilzgeflecht hat uns erst passieren lassen und dann, als wir weit genug eingedrungen
waren, nachgegeben. Ich vermute, es wartet nun in aller Ruhe darauf, daß seine Opfer verwesen, um
sich danach von den aufgelösten organischen Substanzen zu ernähren.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Sadist sind, Lun«, fluchte Omar. »Ihre Logik ist bestechend,
aber Sie sollten sie lieber dazu benutzen, nach einer Rettungsmöglichkeit zu suchen.«
    Der Modul lächelte flüchtig, wurde aber sofort wieder ernst, als ihm aufging, wie gering die
Aussichten auf eine Rettung waren. Er allein würde niemals den fast tonnenschweren Oxtorner aus
dem Sumpf ziehen können, und sonst befand sich niemand in der Nähe.
    »Sie wissen auch nichts, nicht wahr?« flüsterte Omar mit gequält wirkendem Grinsen.
    Stumm schüttelte Lun den Kopf.
    Der Oxtorner holte tief Luft.
    »Dann sehen Sie zu, daß Sie aus dieser Falle entkommen, Lun. Versuchen Sie, zur CREST zu
kommen. Ich weiß, für einen Mann allein – noch dazu für einen wenig erfahrenen Mann –
grenzt diese Aufgabe an Selbstmord. Aber Ihnen bleibt nichts anderes übrig.«
    Baar Lun sah den Freund an. Er sah, daß Omar Hawk langsam, aber sicher tiefer sank.
    »Nein!« rief er zornig. »Bevor Hilfe käme, wären Sie längst tot, Hawk. Ich bleibe hier. Es muß
doch eine Möglichkeit geben, Ihnen dort herauszuhelfen!«
    Omar lachte gepreßt.
    »Sie belügen sich selbst. Los, verschwinden Sie schon!«
    Baar Lun zögerte noch immer. Er wußte, wenn er jetzt ging, würde er Omar niemals
wiedersehen – ganz bestimmt aber nicht lebend. Aber was sonst blieb ihm übrig, als
wenigstens das unmöglich Erscheinende zu versuchen!
    »Also gut!« meinte er bedrückt. »Ich werde …«
    Er verstummte und hob den Strahler, während er sich auf den Rücken rollte und nach oben
blickte.
    Im Wipfeldach des Dschungels rumorte es. Äste brachen, ein Regen von Blättern kam herab. Kurz
darauf wurden silberweiße Fäden sichtbar, die kleine Öffnungen schufen, durch die das
gespenstisch trübe Licht des Pigelltages in die düstere Gruft des Urwaldes

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