Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
auszutauschen.
Rhodan erinnerte sich an das Gespräch, das er kurz vor seinem Aufbruch in die Solar Hall mit
Homer G. Adams geführt hatte. Der Halbmutant hatte Rhodan darüber informiert, daß die Börsen
negative Tendenzen aufwiesen. Die Werte der Kolonien waren im Steigen begriffen, während die von
der Regierung gesteuerten Konzerne schwere Verluste erlitten. Die General-Cosmic-Company begann
zu schwanken. Adams hatte Mühe, die Situation einigermaßen zu stabilisieren.
Das alles bedeutete, daß man Rhodan wenig Chancen einräumte, die Konferenz ohne Niederlage zu
überstehen. In Presse- und Fernsehinterviews hatten die Gesandten der Kolonien keinen Zweifel
daran gelassen, wie sie handeln würden, wenn Rhodan auf seinen Plänen bestand. Nur wenige
Konferenzteilnehmer erwähnten Kompromißmöglichkeiten.
»Neun Uhr, Sir«, sagte John Marshall. »Die Konferenz beginnt.«
Rhodan erhob sich. Es war nicht die erste Konferenz, an der er teilnahm, aber selten war er
innerlich so bewegt gewesen. Plötzlich erkannte er, daß er sich bereits mit seinem Rücktritt
abgefunden hatte. Er war ohne Illusionen in die Solar Hall gekommen.
»Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, spricht zu den Völkern der
Galaxis!« verkündete der Lautsprecher.
Augenblicklich wurde es still. Es gab keinen Beifall, aber daran, daß alle Konferenzteilnehmer
zu ihm herübersahen, erkannte Rhodan, welches Interesse man seiner Eröffnungsrede
entgegenbrachte. Jedermann wußte, daß Rhodan in dieser Rede bereits die Richtlinien verkünden
würde, nach denen er in Zukunft verfahren wollte.
Als Rhodan die Schwebeloge verließ, wurde er von zwei Agenten der Solaren Abwehr in die Mitte
genommen. Die beiden Männer eskortierten ihn zum Rednerpodium. Rhodan besaß kein Manuskript und
keine Unterlagen. Was er zu sagen hatte, wußte er auswendig, denn er hatte sich in den letzten
Tagen kaum mit etwas anderem beschäftigt.
Rhodan betrat das Rednerpodium. Seinem Gesichtsausdruck konnte keiner der Anwesenden
entnehmen, was er in diesem Augenblick dachte. Auch keiner der Milliarden Fernsehzuschauer, die
Rhodans Gesicht jetzt in Großaufnahme sahen, ahnte, was in diesem Mann vorging, der seit
Jahrhunderten die Geschicke des Imperiums leitete und nun gestürzt werden sollte.
In diesem Augenblick sprang Fürstin Marek, die in der zwölften Reihe auf der rechten Seite
saß, schreiend von ihrem Platz auf. Rhodan zuckte zusammen. Er sah, wie die Administratorin beide
Hände gegen ihren Bauch preßte. Ein kleiner schimmernder Gegenstand löste sich aus dem Körper der
Fürstin und schwebte in die Mitte der Halle. Neue Schmerzensschreie klangen auf. Bestürzt sah
Rhodan, wie sich einige Abgeordnete am Boden wälzten. Auch aus ihren Körpern kamen
Metallfragmente hervor.
Die Konferenzteilnehmer, die nicht von Anfällen betroffen wurden, saßen starr vor Schreck auf
ihren Plätzen. Das und die schnell aufmarschierenden Sicherheitsgarden verhinderten, daß es zu
einer Panik kam.
Zweiunddreißig Fragmente schwebten jetzt in etwa zwanzig Metern Höhe dem Mittelpunkt der Solar
Hall entgegen. Dort vereinigten sie sich zu einem ovalen Körper, der von einem blau leuchtenden
Energiefeld abgeschirmt wurde.
Rhodan erwartete die alles vernichtende Explosion. Die dritte Fragmentwaffe war in den Körpern
von 32 Konferenzteilnehmern in die Solar Hall gebracht worden. Niemand konnte die Katastrophe
jetzt noch aufhalten.
Ein schönes Gebäude, dachte Broysen bewundernd, als über die kleinen
Kontrollbildschirme Aufnahmen von der Solar Hall gesendet wurden. Dann blendete die Kameraführung
wieder ins Innere des Konferenzgebäudes um. Broysen sah, wie einzelne Abgeordnete in Großaufnahme
gezeigt wurden. Er kannte keinen dieser Männer und wußte auch nicht, ob einer unter ihnen war,
der ein Waffenfragment bei sich trug.
Einige Gesichter waren nachdenklich, andere lachten. Bei einigen nichthumanoiden Wesen war es
unmöglich, die Gemütsverfassung festzustellen. Broysen war der Kameraführung dankbar, daß sie ihm
diesen Anblick ermöglichte. Es war ein eigenartiges Gefühl, all diese Wesen zu sehen, die er in
wenigen Minuten durch einen Knopfdruck vernichten würde. Sie würden zusammen mit ihm den Tod
finden.
Broysen beobachtete, wie das Bild wechselte. Einige Nachzügler trafen ein und wurden den
Fernsehzuschauern gezeigt. Dann erschien das Gesicht einer rothaarigen Frau auf dem Bildschirm.
Sie schien Schmerzen
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