Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
Rhodan.
»Sie beginnt übermorgen«, antwortete Tannwander.
»Werden alle Tamräte anwesend sein? Auch Nevis-Latan?«
»Natürlich«, sagte Tannwander. »Es kommt äußerst selten vor, daß einer der Tamräte bei den
Sitzungen fehlt.«
Rhodan stand auf und trat an den Schreibtisch. Er stützte sich mit den Händen auf die
Platte.
»Können Sie es einrichten, daß wir dieser Sitzung als Zuschauer beiwohnen?« fragte Rhodan
gespannt.
Tannwander blickte ihn argwöhnisch an, doch dann lächelte er.
»Mit Vergnügen«, sagte er. »Ostrum wird staunen, wenn er Sie in den Zuschauerbänken an meiner
Seite erkennen wird. Die Sitzungen sind zum größten Teil öffentlich.« Er wurde wieder ernst. »Was
versprechen Sie sich davon, dieser Sitzung beiwohnen zu können? Keiner der Tamräte kann Ihnen
helfen, solange er von den anderen beobachtet wird.«
Rhodan deutete auf einen Schreibstift. »Genügt es, wenn wir Ihnen zwei Drittel der
Schwingquarze überschreiben? Dafür besorgen Sie uns einen Freiflug nach Alara Vier und lassen uns
der Sitzung beiwohnen. Das restliche Drittel überschreiben wir Ihnen, wenn unsere Wünsche erfüllt
sind. Wie Sie das Material von Ostrum bekommen, ist Ihre Sache.«
Tannwander nickte. »Ostrum kann mir keine Schwierigkeiten machen. Ich werde meine Forderungen
öffentlich vorbringen. Die anderen Tamräte werden einen solchen Druck auf ihn ausüben, daß er die
Schwingquarze ausliefern muß.«
Er schloß die Tür und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er breitete einige vorgedruckte
Verträge aus.
»Sie haben einen besonderen Grund, warum Sie der Sitzung der Tamräte beiwohnen möchten, nicht
wahr?« wollte er wissen, während er die Verträge ausfüllte.
»Ich versichere Ihnen, daß es nichts mit Ihnen zu tun hat«, sagte Rhodan.
Fünf Minuten später unterzeichneten wir die Verträge mit Tannwander. Wir unterschrieben mit
unseren alarischen Namen. Tannwander gab uns noch etwas zum Trinken und schüttelte jedem von uns
die Hand. Dabei wirkte er keinen Augenblick übermäßig freundlich. Er machte den Eindruck eines
gerissenen Geschäftsmannes.
Eine Stunde später führte uns Tannwander in einen großen Gemeinschaftsraum. Er bedauerte, daß
er uns keine privaten Zimmer geben konnte. Er empfahl uns, die Vorzüge der tefrodischen Kochkunst
zu genießen und uns auszuruhen.
Als am Abend Tannwanders Männer in den Saal kamen, verlangten sie, daß wir uns entweder
waschen oder den Raum verlassen sollten. Sie lehnten es ab, zusammen mit uns in einem Saal zu
schlafen. Der herbeigeholte Tannwander schlichtete die Auseinandersetzung.
Neun Betten wurden auf den Gang hinausgerollt. Das Essen wurde in zwei Schichten eingenommen,
so daß es nicht dazu kam, daß wir mit Tefrodern an einem Tisch saßen.
Als wir zwei Tage später nach Stolark aufbrachen, war Gucky noch immer nicht zurückgekehrt.
Wir begannen uns ernsthafte Sorgen um den Mausbiber zu machen. Wir hatten selten Gelegenheit, uns
ungestört zu unterhalten. Tannwander oder einer seiner Vertreter waren ständig in unserer Nähe.
Sie schienen uns nicht zu mißtrauen, aber Tannwander war ein vorsichtiger Mann, der jedem
Zwischenfall vorbeugen wollte.
Ich war erleichtert, als Tannwander endlich zu uns kam und uns sagte, daß ein Gleiter für den
Flug nach Stolark startbereit wäre.
Es regnete in Strömen, als Stolark unter uns auftauchte. Das Wetter entsprach
unserer Stimmung. Wir hatten noch immer keine Nachricht von Gucky. Auch Tannwander war aus
irgendeinem Grund mürrisch und schimpfte ununterbrochen mit dem Piloten. Regen klatschte gegen
den Gleiter und lief an der Außenfläche herab.
Stolark erschien mir wie eine riesige graue Masse aus Stahl, Beton und Kunststoff. Die Stadt
lag am Ufer eines Ozeans, der, ebenso wie die Berge im Landinnern, eine natürliche Begrenzung
bildete.
»Wenn es hier einmal zu regnen anfängt, kann es Tage dauern, bis es wieder aufhört«,
informierte uns Tannwander. Er schien zu frieren, denn er rieb fröstelnd seine Hände. Wir flogen
über die Stadt hinweg. Es war noch früher Morgen, nur wenige Maschinen kamen an uns vorbei. Ein
Polizeigleiter flog eine kurze Strecke neben uns her. Seine Insassen forderten uns auf, unsere
Geschwindigkeit herabzusetzen.
»Ich will keine Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen«, fuhr Tannwander den Piloten an.
»Ich halte die vorgeschriebene Geschwindigkeit ein«, verteidigte sich der Mann. »Sehen Sie
selbst,
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