Silberband 030 - Bezwinger der Zeit
allen Umständen verhindern, daß man
noch einige wertvolle Ausrüstungen seines Schiffes mitgehen läßt.«
Tannwander grinste. Wie Rhodan erwartet hatte, machte ihm die Geschichte Spaß. Jetzt kam es
darauf an, daß Ostrums Spione anbissen und sich zu dem Frachter begaben, um die neun alarischen
Raumfahrer zu finden.
Tannwander verließ den Gleiter. Rhodan blickte auf die Uhr. Inzwischen waren fast zwei Stunden
seit ihrem Aufbruch aus der Unterseekapsel Nevis-Latans verstrichen. Es wurde Zeit, daß sie
starteten, um mit der CREST III zusammenzutreffen.
»Was machen wir, wenn Tannwander keinen Erfolg hat?« fragte Redhorse.
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als uns von Tako und Gucky heimlich an Bord bringen zu
lassen«, sagte Rhodan.
Eine Viertelstunde verstrich, bis Tannwander wieder vor dem Gleiter auftauchte. Er winkte den
Männern zu und kam zu ihnen herein.
»Sie sind weg«, sagte er lächelnd. »Sie sind darauf hereingefallen. Nun sind sie zu einem der
großen Transporter unterwegs, die drüben auf dem Hauptfeld stehen. Ich glaube, daß sie dort
einige Verwirrung stiften werden.«
»Gut gemacht«, lobte Rhodan. »Nun sind Sie an der Reihe, Tako, springen Sie mit Nevis-Latan
zur PERTAGOR. Du springst ebenfalls, Gucky. Wir gehen zu Fuß hinüber.«
Er wartete, bis Kakuta, der MdI und Gucky verschwunden waren. Dann wandte er sich wieder an
den jungen Tefroder.
»Wir verlassen jetzt Lemuria«, sagte er. »Sie haben uns mehr geholfen, als Sie sich vielleicht
vorstellen können. Außer den Schwingquarzen, die Sie von uns erhalten haben, besitzen wir nichts,
womit wir unseren Dank zeigen können.«
Tannwander senkte den Kopf. »Wie wäre es, wenn Sie mir die Wahrheit sagten?«
Fast wäre Rhodan auf den Vorschlag eingegangen. Doch dann sagte er sich, daß das Wissen um
alle Hintergründe eine zusätzliche Belastung für den Tefroder bedeutet hätte. Er gab André Noir
einen Wink.
Tannwander bemerkte die Bewegung und deutete sie richtig.
»Vermutlich ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, da mir die Erinnerung an alles genommen wird,
was ich nicht wissen soll?« fragte er bitter.
Rhodan nickte widerstrebend. »Es ist besser so.«
»Einen Augenblick!« rief Tannwander leidenschaftlich. »Sie wissen genau, daß ich niemals von
meinem Wissen Gebrauch machen kann, weil mir niemand Glauben schenken würde. Sie wollen mir nur
die Erinnerung nehmen, weil Sie befürchten, ich würde mein ganzes Leben versuchen, die Wahrheit
herauszufinden. Woher nehmen Sie das Recht, mit meinem Erinnerungsvermögen zu manipulieren?«
»Es ist eine Notwendigkeit«, sagte Rhodan. Dieses Argument kam ihm lahm vor. Er wußte, daß er
sich mit der gleichen Heftigkeit gewehrt hätte, wäre er in der gleichen Lage wie Tannwander
gewesen.
»Wir müssen gehen«, drängte Atlan.
»Soll ich anfangen?« fragte Noir. Obwohl seine Stimme gleichmütig klang, wußte Perry Rhodan,
daß der Hypno mit dem Jungen sympathisierte.
»Nein, André«, sagte Rhodan. »Lassen Sie ihn.«
»Das kannst du nicht tun!« protestierte Atlan. »Wenn hier jemals ein anderer MdI auftaucht,
wird er sich an den Jungen heranmachen.«
»Wenn wir in die Realzeit gelangen, wird kein MdI mehr Gelegenheit erhalten, nach Lemuria zu
kommen«, erwiderte Rhodan.
»Es ist eine unverantwortliche Sentimentalität, ihm sein vollständiges Erinnerungsvermögen zu
belassen«, sagte der Arkonide verstimmt.
»Es ist das Vorrecht eines Terraners, ab und zu sentimental zu sein«, erklärte Rhodan. Damit
war die Entscheidung gefallen. Tannwander schien es zu spüren, denn seine düstere Miene hellte
sich auf. Er nickte Rhodan dankbar zu und ließ sich auf dem Pilotensitz des Gleiters nieder. Ohne
sich von dem Tefroder zu verabschieden, verließ Atlan den Gleiter.
»Warum dulden Sie es, daß Ihre Männer Ihnen in dieser Form widersprechen?« fragte Tannwander
erstaunt.
Rhodan mußte lachen. »Er ist nicht einer meiner Männer«, sagte er. »Denken Sie nicht zu
schlecht von ihm. Im Grunde genommen ist er über meine Entscheidung ebenso erleichtert wie Sie
und ich.«
Tannwander lehnte sich im Pilotensitz zurück und machte einen tiefen Atemzug.
»Wissen Sie was?« sagte er. »Ich werde euch angebliche Alarer vermissen – und euren
Geruch.«
Rhodan beugte sich über das Mikrophon des Normalfunks. Sie befanden sich jetzt in
der PERTAGOR. Die Luftschleusen waren geschlossen, der Landesteg war eingezogen. Aber noch konnte
das Schiff nicht
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