Silberband 032 - Die letzte Bastion
Auf keinen Fall würde sie antworten und damit ihre Stellung verraten.
»Mirona!« rief er wieder. »Um Himmels willen, laß uns damit aufhören.«
Sie betrat einen großen Maschinenraum und rannte über eine unmittelbar neben dem Eingang
liegende Treppe. Sie gelangte auf eine Art Verladebühne. Von hier oben aus waren die schweren
Maschinen installiert worden. Der Boden bestand aus Metallrosten. Sie kauerte sich hinter einen
quadratmetergroßen Motor und beobachtete den Eingang.
Atlan würde erraten, welche Plattform sie benutzt hatte. Da er unmittelbar nach ihr in den
Schacht gesprungen war, konnte er sich ausrechnen, daß sie nur bis zur nächsten Plattform gelangt
war. Aber es gab Hunderte von Räumen, wo sie sich verstecken konnte.
Sie wartete, daß er wieder nach ihr rufen würde, doch es blieb alles still. Er hatte offenbar
eingesehen, daß sie nicht auf seine Vorschläge eingehen würde. Die Lemurerin lehnte sich gegen
den Motor und wartete. Es mußte ihr gelingen, Atlan ins Labyrinth der unterirdischen Gänge zu
locken. Wenn er sich einmal verirrt hatte, konnte sie bedenkenlos die Zeitstation aufsuchen. Er
würde Stunden brauchen, bis er sie gefunden hatte.
Sie hörte seine Schritte unten im Gang. Er ging am Eingang des Maschinenraums vorbei. Die
Verlockung, schnell zum Antigravschacht zu gelangen, war für Mirona groß, aber sie widerstand
ihr. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr das Geräusch einer zugefallenen Tür anzeigte, daß ihr
Verfolger noch immer in der Nähe war.
Sie richtete sich auf. Der Maschinenraum besaß mehrere Zugänge. Ein Teil davon führte tiefer
in die unterirdischen Anlagen. Dorthin mußte sie Atlan locken. Sie rannte über die Bühne, bis sie
ungefähr in der Mitte des Raumes eine weitere Treppe erreichte.
»Admiral!« schrie sie mit voller Stimmkraft. »Ich bin hier, Admiral!«
Er erschien am Eingang, durch den auch sie hereingekommen war, und spähte vorsichtig ins
Innere. Sie winkte ihm zu und stürmte die Treppe hinab. Er schoß, und hinter ihr schmolz ein
Stück aus der Treppe. Die obersten Stufen sackten ab und landeten krachend auf einer
langgestreckten Maschine. Mirona huschte an einer riesigen Kontrollwand vorbei, so daß Atlan sie
nicht sehen konnte. Ihre Augen suchten den nächsten Ausgang. Sie rannte darauf zu. Atlan war
schneller als sie, aber dafür kannte sie sich hier unten besser aus.
Sie warf sich gegen die Tür, aber zu ihrem Entsetzen war sie verschlossen. Sie trat einen
Schritt zurück, zielte und feuerte den Desintegrator ab. Das Schloß löste sich auf. Sie wagte
nicht, einen Blick zurückzuwerfen. Noch einmal warf sie sich gegen die Tür. Diesmal hatte sie
Glück. Durch den gewaltsam geöffneten Ausgang gelangte sie in eine Lagerhalle. Zwischen bis zur
Decke reichenden Regalen rannte die Meisterin der Insel weiter. Am ersten Quergang bog sie ab und
kauerte sich hinter eine Leichtmetallkiste.
Sie legte beide Waffen auf den Kistenrand, damit sie ruhiger zielen konnte. Sie sah, wie sich
ein Türflügel bewegte und drückte ab. Gleichzeitig stieß sie eine Verwünschung aus, als sie sah,
daß der Lordadmiral sie überlistet hatte. Er hatte seitlich neben der Tür gestanden und sie mit
einem langen Gegenstand aufgedrückt. Er wußte jetzt, daß sie auf ihn wartete.
Ihr jetziger Platz war nicht günstig, weil Atlan diesen Raum auch von anderen Stellen
erreichen und sie überraschen konnte. Sie wußte nicht, ob er an der zerschossenen Tür wartete
oder bereits von der zweiten Möglichkeit Gebrauch machte. Sie richtete sich auf und kletterte
katzenhaft am Regal empor. Auf der obersten Ablage robbte sie bis zum nächsten Hauptgang und ließ
sich wieder in die Tiefe hinab.
Sie schaltete ihr Armbandfunkgerät ein und stellte es auf Notruf. Lächelnd legte sie es auf
den Boden und rannte davon. Vielleicht ließ sich der Arkonide bluffen. Sie bezweifelte es jedoch.
Als sie das andere Ende der Lagerhalle erreichte, suchte sie sofort eine Tür. Sie öffnete und
überzeugte sich davon, daß der dahinterliegende Gang frei war. Jetzt war sie sicher, daß Atlan
ihr nicht durch den gleichen Eingang gefolgt war. Durch mehrere Regale hindurch vermochte sie die
Stelle zu sehen, wo sie das kleine Funkgerät abgelegt hatte.
Mirona Thetin untersuchte die Befestigung des nächststehenden Regals. Am Boden und an den
Decken waren die Haltestangen mit Platten abgesichert. Die Platten wurden durch hydraulischen
Druck festgepreßt. Mirona
Weitere Kostenlose Bücher