Silberband 032 - Die letzte Bastion
dich, wenn du die Tür zu erreichen
versuchst.«
»Solange ich hier bin, kannst du nicht in den Transmitter«, sagte er. »Sobald du den
Abwehrschirm abschaltest, vernichte ich den Torbogen. Du mußt mich töten, wenn du deine Pläne
verwirklichen willst.«
Sie gestand sich ein, daß er im Vorteil war. Er hatte den Transmitterraum früher gefunden, als
sie geglaubt hatte. Sie begriff, daß der Kampf erst zu Ende war, wenn einer von ihnen den Tod
gefunden hatte. Ihr Zorn ließ nach. Die Unabänderlichkeit des Schicksals ließ sie die Dinge in
einem völlig anderen Licht sehen. Atlan und sie waren zu verschieden. Ihr Wille zur Macht war
größer als ihre Zuneigung für diesen Mann. Sie würde ihre Liebe der Macht opfern, die sie zum
Leben brauchte.
»Du hast noch Zeit, deinen Entschluß zu ändern, Mirona«, sagte Atlan. »Kein Mensch außer mir
weiß, daß du Faktor Eins bist. Wir können an Bord der IMPERATOR zurückkehren, und ich sorge
dafür, daß du irgendwo untertauchen kannst.«
Er erhob sich hinter dem Generator und blickte zu ihr herüber. Über eine Entfernung von
sechzig Meter hinweg sahen sie einander an.
»Mirona«, sagte er. »Laß uns umkehren.« Er trat hinter dem Generator hervor.
Kaltblütig hob sie ihren Impulsstrahler und schoß. Sein Schutzschirm glühte auf. Der Druck
schleuderte ihn zu Boden. Halb betäubt versuchte er eine Deckung zu erreichen. Mirona Thetins
Gesicht war verzerrt, als sie eine Serie von Schüssen abgab, von denen nur ein Teil ihr Ziel
fand.
»Das ist meine Antwort, Admiral!« schrie sie.
Sein Schutzschirm flackerte und drohte zusammenzubrechen, doch dann war Atlan hinter den
hochaufragenden Energiespeichern verschwunden. Mirona rannte um den Transmitter herum, der den
genauen Mittelpunkt der Halle bildete. Ein Schuß ließ sie zurückweichen. Der Arkonide hatte seine
Überraschung bereits wieder überwunden.
Die Meisterin der Insel zog sich hastig zurück. Die vier meterdicken Metallsäulen, die den
eigentlichen Transmitter begrenzten, lagen nicht unter dem Abwehrschirm. Mirona benutzte eine der
Säulen als Deckung. Sie wußte, daß sie angreifen mußte. Atlan brauchte nur Zeit zu gewinnen. Wenn
die zu erwartenden Explosionen die Transmitterhalle in Trümmer legten, hatte der Arkonide
gewonnen – auch wenn er mit seinem Leben bezahlen mußte.
Die Lemurerin überlegte fieberhaft. Sie kannte die ungefähre Position des Arkoniden. Er würde
versuchen, den Kampf zu verzögern. Sie mußte ihn in die Enge treiben, damit er nicht immer wieder
neue Deckungen beziehen konnte.
Mirona spähte um die Säule. Sie wagte nicht, auf die Energiespeicher zu schießen. Der
Energiezufluß des Transmitters war zwar gesichert, aber eine Zerstörung der Speicheranlagen
konnte verheerende Folgen für die gesamte Halle haben. Sie rannte zu einem Reparaturlift, ohne
von Atlan unter Beschuß genommen zu werden. Der Lift lag außerhalb der Energieglocke, die den
Transmitter schützte. Mirona sprang auf die Plattform und ließ sich unter die Decke der knapp
sechzig Meter hohen Halle tragen. Hier führte ein Gewirr von Laufstegen in alle Richtungen. Die
letzte Überlebende der MdI versuchte Atlan zu erkennen, doch die zahlreichen Schutzverkleidungen
der Energiespeicher boten ihrem Gegner genügend Deckungsmöglichkeiten. Sie mußte riskieren, von
ihm unter Feuer genommen zu werden. Sie mußte ihn sogar herausfordern, auf sie zu schießen. Nur
so konnte sie ihn herauslocken.
Sie fühlte, wie sie ihr Zellaktivator mit neuer Energie versorgte. Das Herz, mit dem er
gekoppelt war, sollte niemals aufhören zu schlagen. Dafür wollte die Frau sorgen, die die
mächtigste Organisation zweier Galaxien angeführt hatte.
Mirona verließ die Plattform und betrat einen Laufsteg, der über den Transmitter hinwegführte.
Der Boden der Stege war durchsichtig, so daß sie die Vorgänge unten in der Halle beobachten
konnte. Mit einer Hand hielt sie sich am Seitengeländer, mit der anderen umklammerte sie ihren
Impulsstrahler. Einen Augenblick orientierte sie sich, dann überquerte sie den Transmitter. Der
Laufsteg führte nur wenige Zentimeter über den glockenförmigen Abwehrschirm hinweg.
Die Meisterin der Insel beugte sich über das Seitengeländer und blickte hinab. Von oben sahen
die Speicheranlagen wie ein Labyrinth zahlloser Maschinenteile aus. Mirona war überzeugt, daß
Atlan sie sehen konnte. Sie wagte sich noch weiter auf die andere Seite, so daß sie sich
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