Silberband 032 - Die letzte Bastion
Verfolger aber, dicht gestaffelt, rasten hinein in die plötzlich aktivierten Lähmfelder
der Narkosefeld-Werfer. Rein äußerlich war den Schiffen und dem von ihnen eingehaltenen Kurs
nichts anzumerken. Sie flogen einfach in gerader Richtung weiter, ohne die Geschwindigkeit zu
verändern.
Aber der Kommandant antwortete nicht mehr auf Prohts Anfragen.
Da wußte der Meister der Insel, daß etwas schiefgegangen war.
Und das war es auch. Die Offiziere und Besatzungen der vierhundert Wachschiffe hatten die
Besinnung verloren. Mit ihren Schiffen flogen sie in den Raum hinaus, und wenn sie wieder zu sich
kamen, würden sie weit von der Station entfernt sein.
Wenn sie zurückkehrten, würde sie eine abwehrbereite Festung Midway erwarten.
Eine Festung, die in der Hand der Terraner war.
Als Proht bei dieser Überlegung angelangt war, wußte er, daß er den Kampf verloren hatte. Ihm
blieb nur noch die Flucht. Und zum Glück war er auch darauf vorbereitet.
Von seiner Zentrale aus führte ein geheimer Lift zu dem privaten Hangar, in dem sein
Spezialschiff wartete. Es war ein kleines Schiff mit nur neunzig Metern Durchmesser, aber seine
Triebwerke reichten aus, um ihn bis zum heimatlichen Andromedanebel zu bringen. Es war auch so
schnell, daß ihn kein Verfolger einholen konnte, selbst kein Terraner.
Aber bevor er floh, hatte er hier noch einiges zu tun.
Zugegeben, die Terraner hatten Midway erobert.
Aber sie würden sich nicht lange ihres Besitzes erfreuen können …
5.
Rhodans und Atlans Einheiten landeten wohlbehalten auf der Station, nachdem die
Wachschiffe mit ihren paralysierten Besatzungen im Dunkel des Leerraums verschwunden waren.
Sie erhielten sofort Verbindung zu Redhorse und den Spezialeinheiten, die den Oberflächenteil
der Station besetzt hatten. Ras Tschubai teleportierte in die CREST und brachte Rhodan direkt in
die ALOSITH. Kurze Zeit danach fand sich auch Atlan ein.
»Die Station haben wir«, faßte Rhodan zusammen, als Redhorse seinen Lagebericht beendete.
»Aber noch fehlt uns der Kommandant. Warum ist noch nicht versucht worden, Verbindung zu ihm
aufzunehmen? Was ist mit den Teleportern? Wo steckt Gucky überhaupt?«
»Zur Stelle«, sagte der Mausbiber von der Tür her. Er war unbemerkt eingetreten. »Und wenn du
denkst, ich hätte inzwischen geschlafen, so muß ich dir leider recht geben. Aber nur fünf
Minuten.«
Rhodan unterdrückte ein Lächeln.
»Du schläfst, und wir erobern Midway. Das sieht dir mal wieder, ähnlich.«
Gucky unterdrückte sein Grinsen nicht.
»Aber ich hatte einen schönen Traum«, verkündete er seelenruhig. »Ich teleportierte direkt in
die Zentrale des Kommandanten. Und? Was meint ihr, wen ich da traf?«
Alle sahen ihn gespannt und ungläubig an. Niemand wußte, ob Gucky es ernst meinte oder nur
einen seiner üblichen Scherze machte.
»Rede schon«, knurrte Atlan ungeduldig.
»Ich träumte also«, fuhr Gucky ungerührt fort, »daß der Kommandant von Midway ein Meister der
Insel sei. Ein Bursche namens Proht Meyhet. Ein ziemlicher Brocken für meine Begriffe und äußerst
klug und listig. Trotzdem nicht unsympathisch. Leider trug er einen individuellen Energieschirm,
so daß ich nicht an ihn herankommen konnte. Trotzdem haben wir uns nett unterhalten. Über Funk.
Seine Antenne war das einzige, was aus dem Individualschirm herausragte.«
Rhodan sah Gucky forschend an.
»Ein netter Traum, zugegeben.«
»Nicht wahr?« piepste Gucky schrill. »Habe ich mir auch gesagt. Und als ich mich dann ins Bein
kniff, tat es auch noch weh. Da stellte ich fest, daß das alles überhaupt kein Traum war. Ich war
wirklich in der Zentrale von Midway und unterhielt mich mit dem Meister. Tolle Geschichte,
was?«
Rhodan machte sein geduldigstes Gesicht.
»Ja, eine schöne Geschichte. Und wir zerbrechen uns hier den Kopf, wie wir Verbindung mit dem
Kommandanten aufnehmen sollen! Findest du das fair uns gegenüber? Warum hast du ihn nicht gleich
mitgebracht?«
»Ging ja nicht. Ich kann froh sein, daß ich heil wieder aus seiner Privatfestung
herausgekommen bin. Er scheint mich gut leiden zu können, sonst säße ich noch jetzt dort. Alles
ist bestens abgesichert und von den Energieanlagen der Station unabhängig. Aber wenn ihr wollt,
besuche ich ihn noch mal und überbringe ihm ein Ultimatum. Das wird zwar unsere Freundschaft ein
wenig trüben, aber das macht ja nichts.«
»Eine gute Idee.« Rhodan wandte sich an Redhorse: »Formulieren Sie eine
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